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20 Tempel, 17 Felsengräber und weitere Altertümer in 5 Tagen!!!

von Martin Peters
Bevor ich euch von meinem Tempel- und 2FelsenGräberMaraton" erzähle, hier noch eine kl. Vorgeschichte, wie es zur Begegnung mit Ahmed Ghlan Galal kam:
Seit ich im Zuge einer Nilkreuzfahrt im Oktober 2007, dass erste Mal Ägypten und somit auch Luxor besucht habe, bin ich völlig rettungslos, mit Haut- u. Haaren dem so viel beschriebenen Ägyptenvirus verfallen. Seit dieser Zeit besteht mein Hauptinteresse bei all meinen weiteren Ägyptenurlauben stets darin, dieses wunderbare Land der Pharaonen, mit seinen vielen verschiedenen, oft Jahrtausende alten Zeitzeugen, wo immer es nur möglich ist mit Hilfe von kleinen örtlichen Ausflugsanbietern als Alleinreisender, soweit abseits wie möglich von den "störenden Touristenmassen", zu „erforschen“. Kein, auch noch so verfallener "Steinerhaufen" ist bis jetzt, soweit ich es vermeiden konnte, vor mir und meinen Digitalkameras sicher gewesen und so soll es, wenn es nach mir geht, auch in Zukunft bleiben. Denn im Urlaub fröne ich meinem Hobby Fotografie zu Land, in der Luft und unter Wasser in vollen Zügen. Der Mensch ist nun einmal ein Augentier und so komme ich immer wieder mit hunderten Urlaubsfotos im Gepäck von einen Urlauben zurück. So hat eben jeder seinen ganz persönlichen „Vogel“.
Auf dieser, meiner Erfahrung nach, sehr guten HP (wo ihr gerade lest), die ich bezüglich meiner geplanten Ägyptenurlaube immer wachsam auf der Suche nach weiteren nützlichen Urlaubs-Infos im Auge behalte, fand ich irgendwann im Jahr 2008 unter Luxor-Infos einen Link bezüglich „Ausflüge von Luxor aus“. Ein Mann namens „Ahmed“ biete vor Ort, individuelle Ausflüge für Touristen an. Nachdem ich die Seite  (die leider nicht mehr existiert)  besucht hatte, war mein Interesse sofort geweckt.
Denn im April 2009 plante ich - natürlich als Einzelperson eine weitere Reise nach Luxor, in deren Verlauf ich einige kleinere, eben nicht von den üblichen Touristenmassen heimgesuchte, Tempel und Felsengräber per Landweg über Esna, Edfu und Kanais auf dem Weg zum Roten Meer nach Marsa Alam besuchen wollte. So nahm ich via Internet einfach mal Kontakt zu dem "besagten Ahmed auf". Denn mehr als nein - hätte er ja schließlich auch nicht sagen können. So probierte ich mein Glück.
Via Internet wurde in Zuge raschen Emailverkehrs mein ganz genaues Besichtigungsprogramm mit Ahmed ausgemacht und nachdem wir beide mit einander handelseinig wurden, wurde das genaue Datum für meinen Urlaub mittels meines Reisebüros fixiert. Zuerst buchte ich bei Fly Niki einen Flug von Wien nach Luxor und zurück von Marsa Alam nach Wien. Anschließend teilte ich ihm meine genaue Ankunftszeit in Luxor per mail mit. Dann hieß es bis zum ersehnten Abflugtag: warten, warten und noch einmal warten. Irgendwann war es soweit, der 2te Tag im Monat April 2009 war gekommen!  
  
 
Mein ganz persönliches Reiseprogramm mit Ahmed - genau im Detail:
 
Erster Tag - Donnerstag, 2. April 2009
 
Pünktlich um 5.30h startet mein Urlaubsflieger vom Flughafen Wien in Richtung Luxor, wo wir ebenso pünktlich um 9.30 Uhr wieder landeten. Soweit das Auge reichte - Strahlendblauer Himmel und Sonnenschein pur - erwarteten mich wie immer, wenn ich nach Ägypten reise, sobald ich aus dem Flieger trete und die Gangway hinunter steige. Die unangenehmen Temperaturen und das eklige Schmuddelwetter zu Hause waren in „Null Komma Nichts“ vergessen. Der Urlaub konnte beginnen.
Aber so ist es ja bekanntlich immer wenn Engel (oder doch vielleicht eher „Bengel“) reisen. Zumindest wenn man dem diesbezüglichen Sprichwort Glauben schenken darf. Nachdem ich meinen Visumaufkleber im Pass hatte gings durch die Passkontrolle. Auf dem Weg zum Gepäckband kam mir ein kurzer unangenehmer Gedanke in den Sinn: Was machst Du eigentlich, wenn Ahmed nun nicht wie besprochen, vor dem Flughafen auf dich wartet? Das Hotel in Marsa Alam ist ja erst ab 6.April gebucht! Wie komm ich ggf. ohne Ahmed nur dort hin?????
Ich schnappte meinen Koffer vom Gepäckband, verließ das Flughafengebäude. Davor stand ein Mann, mit einem großen Schild in der Hand, auf dem mein Namen stand und mich anlächelte. Meine kurzzeitigen Bedenken waren in diesem Augenblick wie weggewischt. Wir begrüßten uns herzlich und das gemeinsame Abenteuer konnte beginnen. Da ich ja auch irgendwo die Nächte verbringen musste, hatte ich mich für die ersten drei Nächte in einem von Ahmeds beiden Apartments eingemietet.
Vom Flughafen brachte er mich erst einmal dort hin. Nachdem ich meinen Koffer abgestellt und nur die nötigsten Sachen in meinem Rucksack verstaut hatte, konnte es auch schon mit dem gebuchten Besichtigungsprogramm losgehen. Meine Unterkunft war pikobello sauber, die Einrichtung ist sehr hübsch und zweckmäßigt. Da ich behaupten möchte, dass ich ich kein/e Prinzessin - oder besser Prinz - auf der Erbse bin, kann ich ruhigen Gewissens sagen: Das Apartement erfüllte meine Bedürfnisse und Wünsche völlig. Da ich eh den ganzen Tag mit Ahmed auf Achse sein würde um von einem Tempel oder Felsengrab zum Nächsten zu düsen, brauche ich am Abend einfach nur eine warme Dusche, um mir den hier doch allgegenwärtigen Staub vom Leib zu waschen und ein gutes Bett, um ein paar Stunden genüsslich auszuschlafen.
All diese wunderbaren Annehmlichkeiten waren in Ahmeds Apartment gegeben und ich gehöre Gott sei Dank nicht zu den ge- oder verwöhnten Allinclusive-Urlauber, die meinen - zum richtigen Wohlfühlen 4 bis 5, oder vielleicht noch mehr Sterne zu brauchen. Für die wäre meine gewählte Unterkunft sicherlich nicht das Richtige gewesen. Aber die bekommen ja auch vom Ägyptischen Alltagleben, dass aller wenigste mit. Jeder Taler hat halt zwei Seiten.
Denn es gibt z.B. keinen Zimmerservice, keine irrsinnig langen Buffets, keinen Pool, kein Fitnessstudio oder sonstigen, oft völlig unnötigen Urlaubsschnickschnack. Hier herrscht Selbstversorgung pur. Denn, selbst ist der Mann! Im selben Gebäude befindet sich ein kleinen Lebensmittelladen in dem konnte ich mir alle nötigen Utensilien, für ein ausgiebiges Frühstück - oder auch sonstiges kaufen. Bevor wir losfuhren, erledigten wir das "Geschäftliche" für die kommenden 5 Tage, damit war der finanzielle Teil für meine Reise auch schon wieder erledigt, nun ich brauche nicht mehr das ganze Geld mit mir rumschleppen und darauf aufpassen.

Auf gehts: Zuerst fuhren wir zu den berühmten Memnon-Kolossen. Ich war zwar im Rahmen meiner Nilkreuzfahrt im Oktober 2007 schon mal hier, aber die beiden 18 Meter hohen Monolithkolosse waren mir einen 2.Besuch unbedingt wert. Als Ahmed seinem Mietauto auf dem Parkplatz vor den Kolossen anhielt, fuhren zeitgleich drei Touristenbusse ab und ich hatte die Torwächterstatuen fast für mich ganz allein. Die beiden Kolosse sind fast alles, was vom angrenzenden Tempel von Amenophis III.  noch sichtbar ist. Im Augenblick finden gerade Ausgrabungs- und Wiederaufbauarbeiten statt. Gegen einen kl.  Bakschisch für einen Arbeiter, durfte ich etwas zwischen den Ausgrabungen herrumstrolchen und Fotos schießen. Man kann ganz sicher heute schon sehr gespannt sein, was an diesem Ort noch alles zu Tage gefördert wird. Wir fuhren weiter zum Medinet Habu -Tempel von Ramses III. Heute waren überwiegend Ägyptern die Tempelbesucher, Touristen sah man keine. 2007 hielt ich den Karnak-Tempel schon für enorm bunt. Seit ich aber Medinet Habu besucht habe, weiß ich, dass der Karnak-Tempel in Bezug auf bunte Farben im Vergleich - einfach nur "abstinken" kann. Ich war zu tiefst beeindruckt. Dieser Tempel sieht mich sicherlich nicht zum letzten Mal. Ich komme wieder. Mit dem selben Ticket von Medinet Habu ist es auch möglich, einen kleinen nahe liegenden Thot-Tempel zu besichtigen. Ich war dort, aber zu wahren Begeisterungsstürmen, hat er mich leider nicht hinreißen können. Blanker Stein mit nur sehr wenigen Farbresten, dafür aber Unmengen an Müll ließen mich hier nur kurz verweilen.

Jetzt geht es weiter nach Deir el Medina. Hier wohnten damals die Arbeiter, welche die Gräber im Tal der Könige schufen. Nach getaner Arbeit und in ihrer „Freizeit“ schufen sie hier für sich kleine Gräber. Mit dem Eintrittsticket hatte ich die Möglichkeit zwei dieser gut erhaltenen Gräber und einen kleinen Harthortempel zu besichtigen. Es fasziniert mich schlichtweg immer wieder, wie diese Farben selbst nach tausenden von Jahren heute immer noch leuchten. Stellenweise mag man glauben, der Künstler wäre eben gerade nur kurz auf Mittagspause und würde später mit seiner Arbeit weiter fortfahren. Während ich bei den Gräbern noch 2 Touristen antraf, war ich im nahen Harthortempel mit dem Tempelwächter schon wieder völlig alleine. Solche Momente genieße ich einfach nur in vollen Zügen. Der Wächter zeigte mir, im "Tausch" eines kl.  Bakschisch jeden Winkel des Tempels. Meine kleine Ägypten-Freak-Seele sprang vor Freude regelrecht im Kreis. Von hieraus konnte ich bereits zu meinem nächsten Ziel hinschauen. In einiger Entfernung steht das Ramesseum, der Totentempel von Ramses II. Es war schon seltsam, ich komme an und zwei Touristen verlassen das Gelände, mit dem Ergebnis: Ich war alleine mit zwei Tempelwärtern. Die zeigen mir freundlicherweise auch hier wieder den ganzen Tempel. Besonders beeindruckte mich hier die umgestürzte und in Stücke zerbrochene Sitzstatue von Ramses II. Sie soll laut meinem Reiseführer vom Michael Müller Verlag, sagenhafte 1000 Tonnen schwer sein. Ihr einstiges Gegenstück ist heute im Britischen Museum zu besichtigen. Ich frage mich immer wieder: Wie haben die alten Ägypter es zur damaligen Zeit nur geschafft solche Gewichte zu bewegen?? Das ist mir einfach unerklärlich und fasziniert mich immer wieder. Zum Abschluss werde ich noch zwischen einigen alten Tonziegelmauern durchgeführt. Unter einem aufgeklappten Wellblech kommt auf einmal eine, nicht unbedingt gut erhaltene Mumie zum Vorschein.  Als nächster Tempel stand der Totentempel von Sethos I. in Kurna auf meinem  Besichtigungsprogramm und wieder war außer den Tempelwärtern keine weitere Menschenseele zu sehen.

Dieser Tempel wurde in jahrelanger Arbeit vom Deutschen Archäologischen Institut ausgegraben und restauriert. Auf seine ganz eigene Art, ist dieser Tempel auch sehr interessant für mich. Wenn auch von der einstigen Farbenpracht nicht wirklich viel bis heute übriggeblieben ist, sind die Inschriften und Reliefs doch sehr schön. Man darf ja nicht vergessen, dass dieser alte Steinerhaufen auch schon tausende Jahre auf dem Buckel hat.
Langsam aber sicher neigte sich der Tag seinem Ende zu, kurz vor Sonnenuntergang machen wir uns langsam auf dem Heimweg nach Luxor, kehrten in ein kl. Lokal ein und gönnten uns ein ausgiebiges, köstliches Abendessen. Der Tag sollte aber noch nicht zuende sein, im Anschluss machen wir uns auf den Weg, zu meinem "heutigen" letzten Tempel.
Bereits 2007 habe ich den Luxortempel schon einmal bei Tageslicht besucht, jetzt wollte ich diesen riesen Tempel unbedingt bei Abendbeleuchtung bestaunen. Fast eineinhalb Stunden verbrachte ich im Luxortempel, fotografiere wieder mal wie ein Besessener und bestaune ihn noch einmal von allen Seiten ausgiebig.Hier waren natürlich wieder massenhaft Touristen vor Ort. Aber schließlich ist der Luxortempel ja auch eine der Top-Sehenswürdigkeiten von Luxor. Irgendwann meldete sich so langsam aber sicher, das Sandmännchen bei mir. Ahmed brachte mich zu meinem Apartment zurück. Nach einer ausgliebigen Dusche, ergab ich mich dem wohligen Schlaf. Die kommende Nacht sollte nicht sehr lange währen, denn mein morgiges Programm sollte wieder sehr früh beginnen. .......

Zweiter Tag - Freitag, 3. April 2009

Bereits um 4.30 Uhr in der Früh klingelte mein Wecker und ich musste mich mit der Morgentoilette und dem Frühstück etwas beeilen. Um 5.10 Uhr wurde ich direkt vor meinem kleinen Apartmentgebäude, von einem weißen Bus abgeholt. Der brachte mich zum Startplatz für die morgendliche Heißluftballonfahrt über Theben, die ich natürlich auch über Ahmed gebucht hatte. Vor 2 Jahren hatte ich so eine Heißluftballonfahrt über Theben schon ein mal gemacht. Es war gigantisch schön, genau wie dieses Mal und es fällt mir sehr schwer das Erlebte in die passenden Worte fassen. Man muss es einfach einmal selbst erlebt haben.
Ich versuche das erlebte trotzdem mal ein wenig in Buchstaben zu packen: Kurz vor Sonnenaufgang hob der Ballon vom Boden ab. Wir fuhren tief über das noch schlafende Kurna hinweg. Der Sonnenaufgang zauberte eine traumhafte Kulisse. Aus der Luft sahen wir u.a. den wunderbaren Hatschepsuttempel. Die Thermik trug uns dieses Mal über das Ramesseum, den Tempel von Sethos I., das Howard Carter-Haus, die Straße welche zum Tal der Könige führt und zur Neubausiedlung - Neu-Kurna. Am Ende der Ballonfahrt landeten wir hinter Neu-Kurna in der Wüste. Nachdem die Mannschaft den Heißluftballon vom Korb abgehängt und auf dem Kleinlastkraftwagen verstaut hat, durften wir den Korb wieder verlassen. Zum Abschluss erklang laute rhythmische Trommelmusik durch die Wüstenluft, und die Ballonfahrerinnen legten gemeinsam mit den Angestellten der Ballonfirma, eine flotte Sohle auf den Wüstensand. Später fuhr man mich im Bus wieder zurück zu meinem Apartment, mir bleiben noch knapp 2 Standen bis Ahmed mich abholte. Die nutzte ich um wenigstens noch ein bisschen Augenpflege zu machen, zum richtigen Schlaf reicht die Zeit nicht mehr. Für den heutigen Tag war ein sehr ausgiebiger Besuch im Tal der Könige- und Königinnen geplant.
Nachdem ich 2007 schon einmal im Verlauf einer normalen "Touristischen Nilkreuzfahrt" - im ca. eineinhalb Stundentakt durch das Tal der Könige "getrieben" worden war und drei Gräber besuchte, wollte ich mir heute wirklich sehr, sehr viel Zeit nehmen um die Eindrücke in den Gräbern, wie ein sprichwörtlicher Schwamm in mich aufsaugen. Denn im Gegensatz zu damals hatte ich vor, allein im Tal der Könige 8 Gräber zu besuchen. Hierfür kaufe ich mir am Tickethäuschen 2 normale Tickets und 2 weitere Spezialtickets, nun konnte der Spaß beginnen.
Das erste Spezialticket ( 25 LE ) habe ich mir für das Grab WV 23 Eje II gekauft. Vom Visiter Center führt eine ausgeschilderte Sandpiste ins Westliche Tal der Könige. Da die Gräber immer verschlossen sind, bekommen "zahlende Besucher" am Eingang zu Tal immer ein Begleiter mit Schlüssel zugeteilt und damit uns unterwegs nix passiert, begleitete mich zusätzlich ein bewaffneter Bediensteter.
Eje`s - Grab liegt fast ganz am Ende der Schlucht. Die Kulisse im Tal ist einfach nur als Atemberaubend schön und als überaus beeindruckend zu bezeichnen. Abgesehen von Ahmed, dem netten Grabwächter und meiner bewaffneten Leibwache war ich wieder ganz allein vor Ort. Die Stille der Wüste ist immer wieder aufs Neue enorm wohltuend. Nachdem wir Europäer in der heutigen Zeit, zumindest meines Erachtens nach, in einer so hektischen und leider völlig reizüberfluteten Welt leben, genieße ich solche für mich vollkommenen Momente der Ruhe aus vollen Zügen. Kein blödes Gequatsche anderer mitreisender Touris, kein Handyklingeln oder sonstige störende Geräusche. Stattdessen einfach nur die leisen Windgeräusche und gelegentlich einmal ein Vogelzwitschern.
Nachdem der Grabwächter mir das Grab geöffnet hat, tauchte ich in "meine so geliebte ägyptische Geschichte" ein. Mir schlug das Herz wieder bis zum Hals, bei den vielen neuen Eindrücke, den leuchtenden Farben und fantastischen Malereien, die meine Augen von allen Seiten trafen. Teilweise kann ich es immer nicht ganz begreifen, dass diese heute noch so strahlenden Farben schon seit tausenden Jahren an den Wänden und Decken leuchten.
Tief im Inneren kam ich mir, wie eine "Wiedergeburt von Howard Carter" vor. Mit dem einzigen Unterscheid, dass ich nicht mit Schaufel, Spachtel und Besen, sondern nur mit wachsamen Augen auf Entdeckungreise war. Ich schaute mir das Grab, bis in den letzten Winkel an und hätte am liebsten die Wände rundherum abgeklopft um zu überprüfen, ob dahinter wohl nur ja keine, noch so kleine Kammer oder sonstiger Hohlraum von den früheren Entdeckern vielleicht übersehen worden war. 
Ganz besonders faszinierte mich der herrliche Sarkophag aus rotem Granit. Er war einst ins Ägyptische Museum nach Kairo gebracht worden, wurde dann aber in späterer Zeit wieder in sein ursprüngliches Grab zurückgebracht.
Am Ende teilt mir der Grabwächter noch netter Weise mit, welche Gräber heute im östlichen Tal der Könige für Besucher geöffnet sind. Denn im Zuge meiner ausgiebigen Reiseplanung habe ich mir bereits vorher zu Hause schon anhand meiner vielen Reiseführer und Internetrecherchen eine lange Liste von speziellen Gräbern ausgearbeitet, die ich heute - nach Möglichkeit alle noch besuchen wollte.
Nach der Besichtigung fuhr Ahmed uns mit dem Auto  durch das Tal zum Visiter Center zurück. Unterwegs kamen wir am Grab KV 22 von Amenophis III. vorbei, dass zurzeit für Besucher geschlossen ist, da es vollständig restauriert wird. Ich dachte: Restauriert hier nur schön fleißig weiter, denn ich brauche bei meinem nächsten Besuch ja wieder neue Gräber, welche ich noch nicht gesehen habe. Mein Entdeckerdrang ist noch lange nicht befriedigt. Am Besucherparkplatz ankommen, verabschiedet sich der Grabwächter nach einem kleinen Bakschisch für seine Grabführung von uns und wartete auf seinem Posten auf einen evtl. weiteren Besucher. Auch "meine Leibwache" macht sich wieder auf und davon. Mit Ahmed traf ich die Vereinbarung, dass er mich um ca. 15.30 Uhr hier wieder abholen sollte und begab mich nun im Alleingang ins östliche Tal der Könige und setze meine ganztägige Gräbererkundung fort. Es wurde ein traumhaft schöner Tag. Ich kaufe mir noch ein Hin- und Rückfahrtticket für die kleine Bimmelbahn, welche die Touristen vom Visiter Center zum Eingang bringt und dann geht’s wirklich los. Was mich erwartete - war Geschichte pur. Das erste Grab, welchem ich meine "Aufwartung" mache war KV 1 von Ramses VII. Obwohl sich schon, für meine Verhältnisse, mehr als genug Touristen hier im Tal tummelten, war ich glücklicherweise im Grab mit dem Grabwächter wieder völlig alleine. Mit "König Bakschisch" erhielt ich eine ausführliche Grabführung, durfte ungestört, aber ohne Blitzlicht Fotos vom Inneren des Grabes machen.  Diese tolle Gelegenheit ließ ich mir natürlich nicht entgehen und war wieder ganz in meinem Element. Knips, Knips, Knips! Das ist schon manchmal eine regelrechte Sucht von mir. Aber schließlich braucht jeder Mensch ein Laster.

Das Grab KV 1 ist nur klein und unvollendet und stammt aus der späten Ramessiden-Zeit. Die Malereien sind in einem relativ gut erhaltenen Zustand. Doch leider sind die Wände mit zahlreichen Graffitis von der griechisch-römischen Zeit bis ins 19.Jahrhundert verunstaltet. Mich persönlich stoßen solche Zerstörungen, der ursprünglichen Malereien fast schon als regelrechte Schändungen, aus ganzem Herzen ab. Ein treffendes deutsches Sprichwort besagt, meiner Meinung nach nicht zu Unrecht: „Narrenhände beschmieren Tisch und Wände!“ An dieses Sprichwort muss ich immer denken, wenn ich die allgegenwärtigen Einritzungen in den zahlreichen Gräbern und Tempeln des alten Ägypten sehe. Meine Seele schreit dann immer innerlich vor lauter Schmerz. Niemand kennt die jeweiligen Personen mehr, welche sich vor hunderten Jahren an den Wänden verewigen mussten. Doch die Schäden sind bis heute noch, für jedermann sichtbar.
Als nächstes stand das Grab KV 6 von Ramses IX. auf meiner Besichtigungsliste, an dem sich zu meinem Leidwesen sehr viele Touristen "rumtrieben". Dieses Grab ist aber auch wirklich sehr schön und somit, völlig gerechtfertigter Weise, so gut besucht.
Die Bakschisch-Fotografier-Masche klappte diesmal nicht. Egal, denn ich bin auch durchaus im Stande einen schönen Anblick, einfach nur mit den Augen zu genießen und das Gesehene im Geiste zu speichern, um später immer wieder daran zurückzudenken. Später kam mein zweites Spezialticket zum Einsatz. Für 50 LE gönnte ich mir den Spaß und besuche das Doppelgrab KV 9 von Ramses V. + VI.  Auf Grund des Extratickets hatte ich, ganz nach meinem Geschmack, dass absolut sehenswerte Grab wieder für mich ganz alleine. Die Farben sind auch hier sehr gut erhalten. Das Grab war ursprünglich für Ramses V. bis zur Vierpfeilerhalle gebaut worden. Der hintere Teil entstand erst unter Ramses VI., der den Namen seines Vorgängers einfach beseitigen ließ. Laut der aller neuesten 17. Auflage des Reiseführers von Will und Sigrid Tondok „Ägypten individuell“ von 2009 sollen in dieser Grabanlage fast alle bekannten Unterwelts- und Himmelsbücher festgehalten worden sein. Nur für die Sonnenlitanei war leider kein Platz mehr vorhanden. Schon seit der Antike ist dieses Grab offen und war auch den alten Römern bekannt. Sie nannten es "das Grab des Memnon", da Ramses VI. den selben Vornamen, wie der von den Griechen Memnon genannte Amenophis III. führte. Das Grab enthält ebenfalls wieder viele griechische und koptische Einritzungen.
Mittlerweilen war es Mittag geworden, als mir so auffiel, dass das Tal der Könige auf einmal wie ausgestorben erschien. Die zahlreichen Touristenscharen waren Gott sei Dank, mit ihren Führern auf ihre Nilschiffe zurückgekehrt und frönten dem wohlverdienten Mittagsessen. Somit hatte ich die Gräber ab jetzt wirklich fast alle für mich alleine. Ab und zu sah man hier und da noch einzelne Touristen oder Kleingruppen. die aber nicht weiter störten.
Nachdem ich, wie schon erwähnt vor ca. 2 Jahren das Tal der Könige zum ersten Mal ebenfalls im Rahmen einer Nilkreuzfahrt im Volltrubel besucht habe, stellte diese Einsamkeit für mich eine willkommene Abwechslung dar. Als sich auch bei mir langsam  der "kleine Hunger" meldet, genehmigte ich mir unter einem Dach vor dem Grab KV 14 eine Pause.
So saß ich eine ganze Weile im Schatten, ließ meine Seele baumeln und genoss einfach nur die momentane Ruhe und die unheimlich schöne Aussicht über das Tal der Könige. Ausgeruht besuche ich als nächstes das Grab KV 14 von Sethnacht und Tauseret. Auch dieses Grab hatte ich bereits einmal angesehen und hatte mir damals schon so gut gefallen, dass ein zweiter Besuch sicher nicht schaden konnte. Ursprünglich wurde das Grab von Königin Tauseret angelegt, wurde dann später von Pharao Sethnacht übernommen und erweitert. Den Namen seiner Vorbesitzerin ließ auch Sethnacht entfernen, in dem er ihn einfach mit Stuck überdecken ließ.
Nachdem ich mit meinem ersten "normalen Ticket" bereits drei Gräber besucht habe, kam nun das zweite "normale" Ticket zum Einsatz und die Gräbertour konnte munter weiter gehen. Als nächstes mache ich mich nun zum entlegensten und ältesten Grab KV 34 von Tuthmosis III. im Tal der Könige auf, welches in einer engen Felsschlucht liegt. Zuerst muss man eine Treppe erklimmen, die bei Touristen inzwischen zu einem beliebten Fotomotiv geworden ist.  Auch ich liess mich hier gerne für ein bisschen Bakschisch brav von einem der anwesenden Grabwächter fotografieren.

Später ging es wieder etliche Stufen in die Tiefe. Im Inneren des Grabes befinden sich mehrere Ventilatoren, die eine wohltuende und völlig überraschende Erfrischung darstellten. Ein wahres Geschenk des Himmels. Denn in der Zwischenzeit brannte die Sonne erbarmungslos vom strahlendblauen Himmel und dementsprechende Temperaturen liessen mich ganz schön schwitzen. Am liebsten hätte ich einen dieser Ventilatoren später einfach unter den Arm geklemmt und hätte ihn zu den weiteren Gräbern mitgenommen. Doch das Kabel war leider nicht lang genug.
So genoss ich einfach eine Zeit lang die erfrischende Kühle im Inneren des Grabes und betrachte ausgiebig die schönen Malereien. In ihrer Art sind sich sicherlich einzigartig. Zumindest habe ich noch in keinem anderen Grab derartige Malereien in einer vergleichbaren Art und Weise gesehen. Die Wände sind mit gut erhaltenen Texten und Bildern aus dem Buch der Unterwelt bedeckt. Der Sarkophag ist aus rotem Sandstein gearbeitet. Die Grabbeigaben aus den, an die Grabkammer anstoßenden, vier kleinen Kammern befinden sich jetzt im Ägyptischen Museum in Kairo. ...... Als nächstes führt mich mein Weg wieder zurück bis zum alten Rasthaus, von dort aus wollte ich das in der unmittelbaren Nähe befindliche Grab KV 16 von Ramses I. besuchen. Wie auf Knopfdruck kamen auf einmal "Schiffsladungen" mit lauten und hektischen Touristen im Tal der Könige eingefallen, gerade wie ein Schwarm hungriger Heuschrecken.

Durch einen völlig undekorierten Gang führen 89 Stufen direkt in die Sargkammer. Da Ramses I. nur kurz regierte ist das Grab leider unfertig und relativ einfach. In der Grabkammer steht ein Sarkophag aus Rosengranit. Die Wände der Kammer sind mit kräftigen und gut erhaltenen Farben dekoriert. Auch hier konnte ich in einem kurzen Moment, ohne störende Touris wieder Fotos ohne Blitzlicht machen. Bakschisch machte wieder mal so manches möglich.Kurz vor 15.00 Uhr musste ich mich langsam aber sicher beeilen, denn ein allerletztes Grab für heute stand noch auf meiner Liste.

Ich machte mich also auf den Weg zum Grab KV 43 von Tuthmosis IV. Als ich dort ankam verliess gerade ein junges Pärchen den Ruheort und der Grabwächter war sogleich bereit für die nächste Führung. Gegen etwas Bakschisch hat auch dieser Wächter nichts einzuwenden und so hatte ich wieder ein paar Fotos ohne Blitzlicht auf meine Speicherkarte gebunkert. Auch dieses Grab ist leider unvollendet. Bei der Grabanlage sind nur zwei Vorkammern mit selbst heute noch schön leuchtenden Farben dekoriert. Die Grabkammer selbst blieb "nackt", nicht einmal Putz wurde auf die Wände aufgetragen. Andererseits kann man aber gerade hier gut sehen mit welcher Sorgfalt bereits in dieser Bauphase damals ebene Wände aus dem Felsen geschnitten wurden. Doch der Sarkophag gilt als eines der schönsten Exemplare im ganzen Tal.
Am Ende der kurzen Führung bot der Wächter mir glatt noch an, gegen etwas Extra-Bakschisch, dass ganz in nächster Nähe gelegen Grab KV 19 von Mentuherchopschef zu öffnen. Er habe heute "rein zufällig“ auch diesen Schlüssel in der Tasche unter saeiner Gallabiya, obwohl das Grab am heutigen Tag nicht für Besucher zugänglich sei. Einerseits war es schon etwas nach der, mit Ahmed in der Früh vereinbarten Zeit und andererseits war ich auf einmal Bakschischmäßig total abgebrannt. Sämtlichen Euromünzen und alle kleinen ägyptischen Pfundnoten, die ich in der Früh noch besaß, haben für Fotozwecke an diesem Tag im Tal der Könige neue glückliche Besitzer gefunden. Ich hatte nur noch 100 Pfundscheine. Da ich aber nicht annahm, dass der Wärter Wechselgeld rausgeben konnte, oder besser gesagt wollte, und ich sowieso kaum Zeit mehr hatte, bliebt mir leider nichts anderes übrig als sein nettes Angebot abzulehnen. Obwohl ich zugeben muss, dass ich von seinem Angebot wirklich sehr stark in Versuchung geführt worden bin. Wäre ich selber nicht ein so Pünktlichkeit liebender Mensch und wären nicht noch drei Gräberbesichtigungen im Tal der Königinnen auf meinem heutigen Ausflugsprogramm gestanden, hätte ich Ahmed in seinem Auto am Besucherparkplatz ruhig etwas warten lassen und wäre soo gerne der Versuchung erlegen.
Aber bei meinem nächsten Besuch im Tal der Könige im Jahre X werde ich vielleicht auf das nette Angebot zurückkommen. Denn innerlich hat mich diese vermasselte Möglichkeit einer weiteren Grabbesichtigung doch sehr lange im Nachhinein noch beschäftigt.
Also mache ich mich rasch auf den Weg zum Ausgang, in der Hoffnung mit der nächsten Bimmelbahn zum Visiter Center abfahren zu können. Doch da ich nur allein dastand, wollte der Fahrer noch auf weitere Fahrgäste warten. Soviel Zeit hatte ich aber nicht und mache mich stattdessen lieber zu Fuß auf den Rückweg. Beim Visiter Center angekommen wartet Ahmed schon am Parkplatz. Wohl wissend, dass ich in den nächsten Tagen noch genug Kleingeld für Bakschischgaben benötigen werde, habe ich Ahmed in der Früh gleich Euroscheine zum Wechseln mitgegeben. Jetzt habe ich wieder reichlich Euromünzen und bin  bestens gewappnet für das Tal der Königinnen. Es war schon kurz nach 16.00 Uhr als wir dort ankamen. Ich kaufte mir schnell ein Ticket und weiter ging der heutige „Gräberwandertag“.
Mit dem Ticket konnte ich drei Gräber besuchen. Als erstes wählte ich das Grab Nr.44 von Prinz Kha-em-weset, den Sohn von Ramses III. Im Gegensatz zum Tal der Könige sind die Gräber hier im Tal der Königinnen zwar bedeutend kleiner, doch die Farbenpracht ist ganz genau dieselbe. Einfach nur WOW! Da der freundliche Grabwächter auch hier nichts gegen Bakschisch einzuwenden hat, entstanden auch hier wieder ganz tolle Fotos. Bei den nächsten beiden Gräbern habe ich leider kein Glück mehr mit etwas Bakschisch die Wächter zu bezirzen. Die haben anscheinend schon genug für heute und wollen nur lieber schnell nach Hause. Nachdem ich nur mehr der einzige Tourist im ganzen Tal bin, werde ich im Schnelldurchlauf durch das Grab Nr. 52 von Königin Titi, der Gattin von Ramses III. gehetzt.
Auch beim Grab Nr.55 von Prinz Amun-her-khopeschef, ebenfalls ein Sohn von Ramses III., ergeht es mir genau gleich. Schnell einmal durch und das war es für heute. Hinter mir werden die Gräber abgesperrt und die Wärter machen Feierabend. Beim Rückweg ermöglicht mir wieder ein wenig Bakschisch die Absperrung zum, für normale Besucher gesperrten, Grab Nr.66 von Nefertari, der Lieblingsfrau von Ramses II. zu überwinden. Ich darf zwar nicht ins Grab hinein, aber Fotos vom Eingang des Grabes sind wenigstens möglich.
Ein Besuch dieses Grabes ist nur für VIP´s möglich. Um läppische 5.000$ Spende an die ägyptische Staatskasse kann hier aber jeder zum wahren VIP werden. Und für dieses kleine Taschengeld dürfen Sie dann in einer Gruppe mit maximal 20 Personen auch für ganze 20 Minuten das Grab besuchen. Da diese Größenordnung etwas meine Reisekasse sprengt, verzichte ich dieses Mal (noch) auf einen Besuch. Ich werde einfach bis zu meinem nächsten Luxorurlaub fleißig sparen.
Für heute habe ich aber jetzt eindeutig genug Gräber gesehen und so bringt mich Ahmed nun in mein kleines aber feines Apartment zurück, wo ich mich schon genüsslich auf eine wohltuende Dusche freue. Mittlerweile bin ich nämlich schon total verschwitzt und von oben bis unten mit Staub bedeckt.
Wer jetzt aber glaubt, mein heutiges Besuchsprogramm sei somit zu Ende, der irrt gewaltig. Nach der erfrischenden Dusche holt mich Ahmed wieder mit dem Auto ab und bringt mich rasch nach Luxor. Heute Abend möchte ich mir zum Abschluss noch die Ton- und Lichtshow im Karnaktempel ansehen. Auch diese Show hatte ich 2007 bei meiner Nilkreuzfahrt zwar schon einmal besucht, aber die Show ist immer wieder absolut sehenswert. Sie findet an diesem Tag zwar nur in Englisch statt, aber das ist auch keinerlei Problem für mich. In deutscher Sprache findet die Show immer am Mittwoch und Sonntag statt. In eineinhalb Stunden wird die sehr eindrucksvolle und zwei Jahrtausende lange Geschichte von Karnak zusammengefasst.
Nach einem feinen Abendessen in Luxor beende ich für heute mein doch sehr umfangreiches Programm. Kaum war ich in im Bett, fielen mir auch schon (wie auf Befehl) beide Augen zu und ich schlief augenblicklich tief und fest, wie ein Baby, bis zum nächsten Morgen.

3ter Tag - Samstag 4. April 2009
Früh um 6.00 Uhr war die Nacht schon wieder vorbei, der Wecker riss mich unbarmherzig aus den schönsten Träumen. Gleich darauf ist es Zeit für unsere Abfahrt nach Abydos und Dendera. Nach so vielen Gräbern am gestrigen Tag, schrie meine kleine Entdeckerseele zum Ausgleich lautstark nach einigen schönen alten Tempeln. Die Fahrt bis Abydos dauerte einige Stunden, doch da wir recht früh in Luxor aufgebrochen waren, gab es nicht sehr viel Verkehr auf den Straßen und wir kamen gut voran. Obwohl Ahmed ein sehr guter Autofahrer ist, mache ich während der Fahrt kein Auge mehr zu. Ich nahm die vielen schönen Eindrücke der vorbeigleitenden  Landschaft vollständig in mich auf. Mehrmals bat ich ihn - für den einen oder anderen kleinen Fotostop anhalten.

Als wir aber schließlich in Abydos ankamen, stand zuerst ein ausgiebiges Frühstück, in einer kleinen Kneipe am Parkplatz, direkt beim Tempel von Sethos I. auf dem Programm.  Später machte ich mich allein auf den Weg zum Tickethäuschen, um mir eine  Eintrittskarte zu kaufen und schon war ich wieder mitten drin - in der ägyptischen Geschichte. Außer den Tempelwärtern waren nicht einmal eine Hand voll Leute, zeitgleich mit meiner "Wenigkeit", im Totentempel. Laut Tondok-Reiseführer zählen die wunderschönen Reliefs zu den schönsten aus der Pharaonenzeit. Ich kann mich dieser Feststellung einfach nur widerspruchslos - voll und ganz anschließen. Dank der auch hier "überaus aufdringlichen Backschisch jagenden Tempelwärter" erhielt ich, teilweise nicht ganz freiwillig, eine ausführliche Führung. Selbst wenn diese vielleicht auch nur ein paar Schritte dauerte, schaute ich immer wieder verdutz in aufgehaltene Hände. Hin und wieder musste ich schon etwas deutlicher werden und zwar dann, wenn ich einmal ein paar Minuten - nur für mich und ungestört geniessen wollte.  Manchmal konnte einem die andauernde und leider allgegenwärtige Bakschisch-Bettelei nämlich ganz schön auf die Nerven gehen.
Und wenn man dann so, wie hier teilweise gleich von ganzen Tempelwärterrudeln auf einmal belagert wird, ist bei mir persönlich absolut "Schluss mit Lustig". Dann empfinde ich die Sache als regelrechte Belästigung. Doch auch das gehört nun einmal zu "Ägypten" dazu. Normalerweise bin ich nie um etwas Bakschisch verlegen. Ein paar Pfund, oder Euros machen diese Leute hier nicht wirklich reich und mich ganz sicher auch nicht arm. Aber hin und wieder war für mich ganz eindeutig, die Grenze der Erträglichkeit erreicht.

Nachdem ich die Wärter "verscheucht" hatte, konnte ich die Erkundung des Tempels "mit mir allein" fortsetzen. Hinter dem Tempel traf ich einen sehr netten jungen Ägypter, in Zivilkleidung, aber mit einem Maschinengewehr bewaffnet. Ich schätze ihn so auf cirka 25 - 30 Jahre alt. Innerhalb kurzer Zeit entwickelt sich zwischen uns ein wirklich sehr nettes und interessantes Gespräch über die ägyptische Geschichte und die Tempel hier in Abydos. Er bot mir seine Dienste als Führer an und ich willige sofort ein. Als erstes kamen wir zum Osireion. Es war das Scheingrab von Sethos I, das er nur wenige Meter von seinem Tempel entfernt errichten ließ. Ursprünglich war es tief in einem künstlich geschaffenen Hügel verborgen. Um einen zentralen Saal verläuft ein Wassergraben, der über einen Kanal mit dem Nil verbunden war. Der Bau blieb leider unvollendet. Im Anschluss gingen wir beide etwa 300 Meter in nördlicher Richtung durch den Wüstensand und gelangen zu den Überresten des Tempels von Ramses II. Hier ist wieder außer einem Wärter und uns beiden, keine weitere Menschenseele. Ich genoss diese Art der Exclusivführung in vollen Zügen, denn sie ist ganz nach meinem Geschmack.
Der ehemalige Grundriss des Tempels ist auch heute noch sehr gut zu erkennen. Laut Tondok-Reiseführer soll dieser Tempel zu den Farblich am besten erhaltenen Bauten des Neuen Reiches gehören. Und auch hier hat der Tondok-Reiseführer, den ich in der Zwischenzeit schon als meine wahre und einzige „Ägyptenbibel“ erachte, wieder einmal vollkommen Recht.
Ich kann diesen Reiseführer wirklich nur wärmstens weiterempfehlen, denn er ist nicht nur wirklich als sehr gut zu bezeichnen, sondern einfach nur SPITZE. Die strahlenden Farben sind wirklich unbeschreiblich schön. Man muss sie einfach selber und mit eigenen Augen gesehen haben. Auch hier gehe ich natürlich wieder ausführlich auf Fotosafari. Ich erkunde jeden, auch noch so entlegenen Winkel dieses Tempels und komme aus dem Staunen (fast) nicht mehr aus. Aber meine Besuchszeit geht leider viel zu schnell zu Ende und ich eile zu meinem, mit Ahmed vereinbarten Treffpunkt zurück. Nachdem er von seinem Gebet aus der nahen Moschee zurückkam, machen wir uns auf den Rückweg nach Luxor.
Dendera und die Tempel warteten schon. Ahmed fuhr auf dem Rückweg durch die Wüste in Richtung Dendera. Wir passierten mehrere Siedlungen, in denen laut Ahmeds Aussagen Nubier, Umsiedler aus der Gegend von Abu Simbel, einquartiert wurden.
Und auf Grund der fast schwarzen Hautfarbe der Leute, die wir hier während unserer Autofahrt bei der Feldarbeit beobachten können, kommt mir seine Aussage auch plausibel vor. Überall wo eine künstliche Bewässerung erfolgt, grünt es wie verrückt. Doch direkt neben den bewässerten Feldern gibt es nichts als Wüste pur. Innerhalb weniger Kilometer wechseln sich mehrmals Wüstenlandschaften, Siedlungen und Felder schlagartig ab. Die Abgrenzung erfolgt immer schnurgerade, wie mit einem Lineal gezogen. Das ist schon ein sehr interessanter Anblick.
Nach etwas über einer Stunde erreichten wir Dendera. Sofort statte ich dem Harthor Tempel einen ehrfürchtigen Besuch ab. Der Tempel von Dendera ist das jüngste der großen pharaonischen Heiligtümer. Das heutige Heiligtum wurde unter den letzten Ptolemäern begonnen und weitgehend im 1. Jh. n. Chr. gebaut. Somit hat auch dieser, sehr beeindruckende, alte "Steinehaufen" immerhin schon wieder 2000 Jahre auf dem Buckel. Im Gegensatz dazu sind meine 37 Lebensjahre wahrlich nur ein Furz im Wind. Diese Tatsache beeindruckt mich immer wieder aufs Neue ungemein. Sein jetziger Zustand ist aber einfach nur wunderbar. Auf Grund der Weite des Geländes verlaufen sich hier die paar anwesenden Touristen völlig. Mit Leichtigkeit findet man hier völlig ungestörte Winkel. Dem Haupttempel fehlt der sonst, für ägyptische Tempel eigentlich übliche Pylon. Ich wurde sofort vom Anblick der Front der Vorhalle, mit ihren wunderschönen Harthor-Säulen gefangen genommen. Hinter dem Harthor-Tempel gibt es noch einen weiteren kleinen Isis-Tempel.

Natürlich könnte ich jetzt wieder haufenweise nützliche Fakten aus all meinen Reiseführern bezüglich der Tempel von Dendera aufzählen. Doch das würde zu weit führen. Wo fängt man an und wo hört man dann auf. Ich kann jedem interessierten Ägyptenurlauber diesen Tempel wärmstens empfehlen. Wo kann man sonst schon so viele Zeitzeugen aus der Pharaonen-, der Ptolemäer- und der Römerzeit an einem Ort in Ägypten vereint vorfinden als hier?
Ich würde diesen Tempel jedenfalls auf Grund seines Zustands und seiner heutigen Farben und Reliefs völlig zu Recht auf eine Stufe mit den anderen berühmteren Tempeln Ägyptens stellen, wie etwa dem Luxor- und dem Karnaktempel aus Luxor, dem Hatschepsut-Tempel von Theben, dem Horus-Tempel von Edfu sowie den beiden Tempeln von Abu Simbel. Man muss sie einfach alle einmal gesehen haben. Dies ist zumindest meine ganz persönliche Meinung. Aber vor mir ist wirklich kein selbst noch so kleiner ägyptischer Tempel sicher. Ich will sie einfach irgendwann alle einmal in meinem Leben persönlich gesehen haben. So hat eben jeder seinen ganz persönlichen "Vogel". Mir hat dieser Harthor-Tempel jedenfalls so gut gefallen, dass ich ihn sicherlich in ein paar Jahren noch ein weiteres Mal meine Auwartung werde.
Als wir wieder später in Luxor eintraffen, fing plötzlich mein Magen an zu knurren. Ahmed brachte mich in ein kleines uriges Lokal direkt am Nil, an der Luxor Westbankseite. Das ich der einzige Gast war, machte mich ein bisschen stutzig.
Doch das Essen ist wirklich sehr gut und der Ausblick von der Dachterrasse des Lokals konnte nicht schöner sein. Ich schaue nämlich direkt auf den von Scheinwerfern bestrahlten Luxortempel. Irgendwas war anders: Mir fiel auf, dass der Luxor-Tempel nicht wie sonst mit gelben Scheinwerfern angestrahlt wurde. Nein ganz im Gegenteil, heute Abend erstrahlt der Tempel in völlig ungewohntem Lila und es findet teilweise auch noch eine richtige Lichtshow im Tempelinneren statt. Es ist ein echt toller Anblick.
Ahmed löste das Rätsel für mich auf. Am heutigen Abend ist der Luxor-Tempel vorzeitig für Besucher gesperrt worden. Im Inneren des Tempels fand an diesem Tag u. gerade in diesem Augenblick die Mannschaftsauslosung für die Aufstellung bei der diesjährigen ägyptischen Jugendfußballmeisterschaft statt. Was für ein Spektakel nur weil da ein paar Leute einfach einem einzigen Ball nachlaufen. Aber ich bin nun einmal überhaupt kein Fußballfan, ganz im Gegensatz zu den vielen Ägyptern, für die der Fußballsport schon beinahe so etwas wie eine wahre Religion darstellt. Hier gehen die Emotionen der Ägypter manchmal richtig hoch. Nachdem dem hervorragenden Essen brachte Ahmed mich wieder ins Apartment zurück. Meine letzte Nacht in Luxor brach an. Morgen wird uns unsere Reise auf dem Landweg in Richtung Süden, bis nach Edfu führen. Aber vorher musste noch mein gesamtes Reisegepäck wieder einpackt werden. Nachdem auch das erledigt war, gönnte ich mir noch eine erfrischende Dusche und ging noch vor 22h ins Bett.

4ter Tag - Sonntag, 5. April 2009 
Zum Abschied vom wunderschönen Luxor gönnte ich mir eine richtig erholsame "Langschläfernacht". Meine "Tagwache" begann an diesem Sonntag erst um 7h.Nach dem alltäglichen Morgenritual: Bad und Frühstück, packte ich meine letzten Habseligkeiten ein und schon konnte von mir aus losgehen.Während ich noch bequem beim Frühstück saß, besorgte Ahmed die Eintrittskarten für unsere nächsten beiden Reiseziele: die Tempelanlage von El Tod sowie den Gaufürsten Friedhof in Moalla.

Wichtiger Hinweis: Für diese beiden Sehenswürdigkeiten ist es  unbedingt notwendig, dass man sich die Eintrittskarten bereits vor seinem Fahrtantritt in Luxor beim Ticketschalter vom Luxortempel besorgt. Denn vor Ort selbst, erfolgt leider kein Ticketverkauf. Inmitten des gleichnamigen Dorfes liegt die kleine Tempelanlage von El Tod. Es war bereits 9h  als wir ankamen. Die Geschichte dieser Tempelanlage geht bis ins Alte Reich zurück. Die Ruinen eines Month-Tempels aus der Ptolemäerzeit zog sofort meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich.

Allein der Gedanke, dass die Römer hier an diesem Ort tätig waren, liess mich wieder einmal ehrfürchtig vor der Geschichte erstaunen. So früh am Morgen war ich, außer ein paar verschlafenen Tempelwächtern - wieder einmal - die einzige Person am Platz. Auch hier wurde mir sofort eine sehr angenehme Führung durch die Tempelanlage zu Teil. Ich konnte mir auch in aller Ruhe alles anschauen und dass eine oder andere tolle Foto machen. Der sehr nette Tempelwärter, erklärte mir bereitwillig sämtliche Reliefs der Tempelruinen. Er konnte zwar nur Arabisch sprechen und ich ihm nur in Englisch antworten, aber dieser Umstand tat unserer Unterhaltung keinen Abbruch. Wir redeten mit Händen und Füßen und das klappte sehr gut. Wer sich verstehen will, der versteht sich auch irgendwie.
Am Ende der Anlage warteten noch die Reste eines Tempels aus der Zeit des Neuen Reiches auf mich. Natürlich knippste auch von diesen Resten einige Fotos zur besseren Erinnerung - für später. Das nächstes Etappenziel hieß Moalla. In unmittelbarer Nähe des Ortes Naga Abul Said befinden sich in einem kleinen Hügel zwei Felsengräber von Gaufürsten aus der Ersten Zwischenzeit. Als ich ankam war leider nur das Grab des Ankhtifi - Gaufürst des 3. oberägyptischen Gaus, für Besucher zugänglich. Das Grab ist als Querhalle ausgeführt und an den Wänden und den 30 doch sehr unterschiedlichen Säulen gibt es zahlreiche Darstellungen aus dem alltäglichen Leben von damals. Die prächtigen Malereien von Fischen, Wasserpflanzen, Kühen, Packeseln usw. sind wirklich überaus sehenswert. Gegen ein kleines Bakschisch erlaubte mir auch hier der nette Grabwärter wieder Fotos ohne Blitzlicht vom Inneren des Grabes zu machen. Diese Gelegenheit ließ ich mir natürlich nicht entgehen - Knips, Knips, Knips.
Das zweite Felsengrab, das Grab des Sobekhotep, ist zurzeit wegen Restaurationsarbeiten für Besucher leider geschlossen. Das knapp 6 Meter breite und 3 Meter tiefe Grab liegt nördlich des vorgenannten und enthält drei Grabschächte. Die Malereien sollen aber schlechter erhalten sein. Laut meinen Internetrecherche soll es aber bereits im Jahr 2005, genau aus diesem Grund geschlossen worden sein. An so einem Beispiel kann man mal wieder sehen, dass die Zeit in Ägypten eine ganz andere Rolle spielt als bei uns im hektischen und stressgeplagten Europa. Nur schön langsam, sich nur ja nicht hetzen lassen.
Das Dorf Naga Abul Said liegt direkt an der Bahnlinie Luxor – Assuan und verfügt über eine eigene Haltestelle, somit ist auch eine An- und Abreise per Bummelzug möglich. Diese Station musste ich mir als waschechter Eisenbahner zum Abschluss auch noch etwas näher ansehen. Die Materie Eisenbahn hält mich eben auch im Urlaub gefangen. Wie immer, wo ich in meinen Urlauben auf eine Eisenbahn stoße, fand ich auch hier wieder einige Gemeinsamkeiten mit meinem Arbeitgeber, der österreichischen Eisenbahn. Wir fuhren schon die ganze Zeit direkt am Nil entlang, auf dem  zahlreiche Nilschiffe rum schipperten. Immer wieder aber hielt ich Ausschau nach meinem damaligen Nilschiff, der "El Mahrousa", mit dem ich 2007 unterwegs war. Konnte sie aber nicht entdecken. Nach einiger Zeit erreichten wir die Nilschleuse von Esna. Ich bat Ahmed schnell anzuhalten, denn ich wollte zu Fuß über die Schleuse laufen und auf der anderen Seite wieder ins Auto einsteigen. Ahmed protestiert kurz und sagte, das sei eigentlich verboten - aber vergebens. Ich war schneller, bin aus dem Auto gesprungen und war schon unterwegs. Es war nur ein kurzer Gedanke:Was sollen die schon mit einem kl. Touistenspinner wie mir machen. Erschießen können sie mich schließlich deswegen auch nicht gerade. Und so mache ich schöne Fotos von der Schleuse, aber diesmal aus der Landperspektive. Fast am Ende der Schleuse wurde ich dann doch noch von Polizisten angesprochen: Was ich hier zu suchen hätte? In diesem Augenblick blieb Ahmed mit seinem Wagen direkt neben mir stehen und ich stieg einfach wieder ins Auto ein. Ahmed unterhielt sich kurz mit den Polizisten auf Arabisch, keine Ahnung was und fuhren weiter.

Nächstes Ziel war der Chnum-Tempel von Esna. Am Tickethäuschen begegnete uns ein guter Bekannter von Ahmed, der ebenfalls als Touristenführer mit einem amerikanischen Pärchen von Luxor nach Edfu unterwegs war.
Gemeinsam schlendern wir durch den kleinen Basar, der sich wohl aus taktischen Gründen, genau zwischen dem Tickethäuschen und dem Tempel befindet, zum Chnum Tempeleingang. Über eine Treppe steigen wir in das 9 Meter tiefer gelegene Tempelgelände hinab. Im eigentlichen Sinne haben wir es hier nur mehr mit der Vorhalle des Tempels tun. Sie entstand in der Ptolemäer- und Römerzeit. Weihinschriften der beiden römischen Kaiser Claudius und Vespasian zeugen davon. Im Lauf der Jahrhunderte ist die Stadt Esna auf ihrem eigenen Schutt über den Tempel hinausgewachsen. Der Rest des Tempels liegt heute noch unter der heutigen Stadt Esna begraben. Auch hier ist waren nur eine ganz kleine Zahl von Touristen zu sehen. Dieser, eigentlich doch sehr schöne, Tempel ist leider in keinem herkömmlichen Nilkreuzfahrtprogramm enthalten. Mir ist das ganz recht so. So habe ich wenigstens freie Schussbahn mit meinen Kameras auf die "alten Steine", anstatt andauernd störende Touristen vor der Linse.

Gemeinsam fuhren wir weiter nach El Kab. Eigentlich wollte ich dort die, rechts der Straße befindlichen Überreste der antiken Stadt Necheb besichtigen. Doch leider fanden zu meiner Zeit auch hier wissenschaftliche Grabungen statt und so blieb mir, die über 500 Meter langen Mauern versperrt. Innerhalb dieser Mauern hätten zwei Tempelruinen auf mich gewartet. Mal sehen, vielleicht gibt es auch hier irgendwann - ein nächstes Mal.
Somit war als nächstes, der links der Straße gelegene Gräberberg mein nächstes Highlight. Mit dem Ticket hatte ich Gelegenheit drei Felsengräber zu besuchen. Der Blick auf den Gräberberges ist an- und für sich schon ein sehr toller Anblick, aber die in den Fels gehauen Gräber waren für mich noch viel interessanter. Laut dem Reiseführer vom Michael Müller Verlag stammen diese Felsengräber aus der Hyksos-Zeit und vom Beginn des Neuen Reiches. Sie sollen nur für echte "Trümmerfreaks", wie ich eben einer bin, von Interesse sein. Da sieht man es also wieder, dass ich wirklich kein Standardtourist bin. Ich hebe mich halt nur zu gerne von der breiten Masse ab. Aber inzwischen kann ich mit meiner kleinen Macke ganz gut leben.
Das erste Grab, das ich mir, gemeinsam mit den beiden Amerikanern im Schlepptau, anschaute, war das Grab des Gaufürsten Paheri (Nr.3). Es stammt aus der Zeit von Thutmosis III. und zeichnet sich durch die gut erhaltenen Farben der Darstellungen aus dem Leben des Verstorbenen aus. In der Rückseite des Grabes befindet sich eine Nische mit drei Figuren. Sie stellen Paheri, seine Frau und seine Mutter dar.
Anschließend besuchen wir das Grab des Setau (Nr.4). Setau war ein Hohepriester der Nechbet. Sein Grab stammt aus der Regierungszeit von Ramses XI. Somit ist es also 400 Jahre jünger als die anderen Gräber. In der "Aufmachung" unterscheidet es sich aber trotzdem kaum von den Anderen. Als nächstes stand das Grab des Admirals Ahmoses (Nr.5) auf meiner Wunschliste, doch auch dort fanden wieder irgendwelche wissenschaftliche Arbeiten statt. Zum Schluss nahmen wir - als Ersatz - das Grab des Renni (Nr.7) in Augenschein. Auch hier befindet sich in der Rückseite des Grabes eine Figur des Verstorbenen. In der Art, der Schönheit und den leuchtenden Farben der Malereien unterscheidet sich dieses Grab in keiner Weise von seinen Vorgängern. Hier sollten sich die Wege der Amerikanern und mir eigentlich wieder trennen, denn sie hatten nur eine Tagestour von Luxor zum Horustempel nach Edfu und wieder Retour gebucht.Als ich den Beiden aber erzählte, dass sich hier in der unmittelbaren Nähe noch drei kleinere Tempel befinden, wollten sie da auch unbedingt hin.
Ihr Fahrer versicherte ihnen zwar, dass sich ein Abstecher zu diesen Tempeln nicht wirklich lohnen würde und gab zu bedenken, dass dann die hier verlorene Zeit beim anschließenden Besuch des Horustempels in Edfu fehlen würde. .... Doch all seine Überredungsversuche nutzen ihm leider nichts und er gab sich geschlagen. Die Amerikaner folgen uns erst nach einiger Zeit über die doch etwas schlechte Sandpiste. Nach nur einem Kilometer sah unser Auto so verstaubt aus, als hätten wir jahrelang in einem tobenden Sandsturm festgesessen. Der feine Wüstensand bahnt sich seinen Weg in die allerkleisten Ritzen. Unterwegs machten wir kl.Witze über Ahmeds Kollegen und ich meine: Dass der mich heute Abend ganz sicher nicht wohlwollend in sein Abendgebet einschließen würde.
Wenn Ahmed seinen guten Bekannten das nächste Mal in Luxor begegnen wird, wird er ihn vielleicht fragen: Mit welchen Spinner er da so durch die Gegend gezogen war. Nach nur knapp einem Kilometer kamen wir bei den ersten beiden Tempeln an. Zuerst erkunde ich den kleinen Tempel von Setau, des Vizekönigs von Nubien. Der herbeieilte Wächter schloss mir die Eingangstüre zu diesem kleinen "Tempelchen" auf und ich betrat das Innere. Aber der macht nicht unbedingt wirklich was Weltbewegendes her. Ich war trotzdem froh ihn gesehen zu haben. Getreu nach meinem Motto: Kein Tempel Ägyptens ist vor mir sicher!!! Und seinen Prinzipien sollte man doch schließlich treu bleiben. Oder??  Der Wärter begleitete mich weiter zu den Überresten eines ganz nahen ramessidischen Felsentempels, nur einen Steinwurf vom anderen entfernt. Die Kulisse hier ist einfach nur atemberaubend schön.
Immer wieder kam mir der Gedanke: Bin ich froh, an Ahmed geraten zu sein. Denn ein Besuch dieser vielen Tempel, wäre mit einem großen oder normalen Reiseanbieter überhaupt nicht möglich gewesen. Als ich meine Besichtigung beendet hatte, tauchen die beiden Amerikaner auf. Somit hatte ich die  beiden Tempel wieder einmal für mich ganz alleine. Laut Tondok-Reiseführer kommt man nach weiteren drei Kilometern zu einem weiteren kleinen Tempel. Die Straße wurde leider zusehends schlechter und  Ahmed in Bedrängnis. Denn schließlich hatte er das Auto mit dem wir unterwegs waren angemietet. Doch nach ein paar beruhigenden Worten und einzwei Stoßgebeten zum Himmel kamen wir doch wieder ganz gut voran.
Als wir aber beim Tempelchen von Amenophis III. ankamen, war dieser leider versperrt und weit und breit kein Wärter mit einem Schlüssel in Sicht. Somit konnte ich diesen leider nur von Außen besichtigen. Durch ein kleines Loch in der Eingangstür ließen sich einige Blicke ins Innere des Tempels erhaschen. Außer uns beiden war keine weitere Menschenseele weit und breit. Echt toll! Der Tempel besteht aus einer in der Ptolemäerzeit errichteten, jetzt aber zerstörten Vorhalle und einer Kammer, deren Decke mit Harthorköpfen verzierten Säulen gestützt wird. Das die schönen Reliefs, laut Tondok-Reiseführer, teilweise erst vor wenigen Jahren zerstört wurden, stimmt mich irgendwie doch etwas traurig. Welche Menschen sind nur zu solch einer regelrechten Barbarei fähig?

Weiter ging`s, wir machen uns auf den Weg nach Edfu, zwischenzeitlich hatten wir unsere Amerikaner samt Fahrer abgehängt. Da es erst am frühen Nachmittag ist, fragte Ahmed, was wir mit der restlichen Zeit des Tages anfangen wollten? Er schlug vor, zu einem alten Steinbruch aus der Zeit der Pharaonen hier ganz in der Nähe von Edfu zu fahren. Wie man sich nur unschwer vorstellen kann, war ich natürlich sofort hellauf begeistert von diesem Vorschlag und schon ging`s los. Nachdem sich Ahmed aber nicht ganz sicher war, wie wir da hinkommen, fragte er einen Landsmann nach dem Weg. Dieser erklärt ihm, zuerst den Weg und auf einmal sagt er, dass der auch in dieselbe Richtung müsse und er uns so auch einen Teil der Strecke lotsen könne. Dieses Angebot nahmen wir sehr dankbar an. Als sich aber unsere Wege später trennen, erhielt Ahmed noch einmal eine genaue Erklärung für die restliche Strecke und so kamen wir tatsächlich problemlos an unser gewünschtes Ziel.
Gegen 15h traffen wir in Gebel el Silsila ein. Das Steinbruchgebiet erstreckt sich über mehrere Kilometer. Die Sandsteinhügelkette versorgte vor allem die thebanischen Tempel des Neuen Reichs und später die von Dendera, Esna und Edfu mit Baumaterial. Denn der qualitativ hochwertige Sandstein konnte von hier aus auf kürzestem Weg auf Schiffe zum Weitertransport verladen werden.  Etwa 3.000 Arbeiter waren zur Zeit von Ramses II. in diesen Steinbrüchen beschäftigt. Ich erkannte, dass es sich bei diesem Steinbruch um jenen Steinbruch handelt, den ich 2007 von meinem Nilschiff aus gesehen habe, nachdem wir von Edfu losfuhren. Nur heute ist es anders herum. Während ich den Steinbruch am Landweg zu Fuß entdeckte, fuhren am Nil laufend die unterschiedlichsten Nilschiffe an uns vorbei. Aber auch von hier war das Nilschiff "El Mahrousa" leider nicht zu sehen.
Am Eingang zum Steinbruch kaufte ich mir ein Ticket, als wir plözlich und blitzartig von mehreren Wärtern umringt wurden, die uns durchs das gesamte Gelände führen wollten. Auch hier waren weit und breit keine weiteren Besucher zu sehen und man ist sofort wieder von "Geschichte Pur" umgeben. Gleich am Anfang kamen wir zu einer unter Haremhab (18. Dynastie) in den Sandstein getriebenen Felsenkapelle.
Die Kapelle selbst besteht aus einer relativ großen Querhalle und einem kleinen Sanktuar. Die Reliefs haben hier allesamt leider schon sehr gelitten. An der Rückseite des Sanktuar sitzen sieben Götter. Von links nach rechts: Sobek, Thoeris, Muth, Amun-Re, Chons, Haremhab (der sich hier unter die Götter einreiht) und Thot. Nach der Besichtigung der Kapelle führt unser Weg weiter in den eigentlichen Steinbruch hinein. Überall kann man hier die verschiedensten Zeugnisse früherer menschlicher Tätigkeiten erblicken.
Wunderschöne Grabnischen erstrahlen heute noch in einer unbeschreiblichen Farbenpracht. Auch für diese Sehenswürdigkeit gilt wieder einmal, dass man sie einfach mit eigenen Augen gesehen haben muss. Nachdem wir die Besichtigung beendet haben, luden uns die Wärter als Dank für ein wenig Bakschisch auf eine Tasse ägyptischen Tee ein. Während wir alle gemeinsam den Tee geniesen, entsteht eine sehr schöne Unterhaltung. Und wieder überrascht mich Ahmed aufs Neue mit einer weiteren für mich völlig unvorhergesehen Aktion. Da die letzte offizielle Autofähre über den Nil für heute schon zu früh für uns war und uns so keine ausreichende Zeit für die ausgiebige Besichtigung dieses Steinbruchs zur Verfügung gestanden wäre, hatte er mit dem Besitzer der Fähre kurzer Hand einfach eine spätere Fahrt vereinbart. Somit war es mir in diesem Urlaub dann doch einmal möglich auf dem Nil wenigstens per Autofähre unterwegs zu sein. Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich mich über diese unerwartete Überraschung wirklich sehr gefreut habe. Nach der gelungenen Überfahrt über den Nil machen wir uns auf den Rückweg nach Edfu. Ahmed hatte für uns für uns eine Nacht im"Horus Hotel" zwei Einzelzimmer bestellt. Doch als wir bei diesem besagten Hotel ankommen wurde uns mitgeteilt, dass das Hotel gar keine Einzelzimmer hat. Es gibt hier nur Dreibettzimmer. Das Hotel machte auf den ersten Blick einen echt schlimmen Eindruck auf mich, dass ich drauf und dran war Ahmed zu fragen, ob wir diese eine Nacht nicht vielleicht doch lieber im Auto auf irgendeinem Parkplatz verbringen könnten. Ich kam mir vor wie in einem billigen Stundenhotel. Ich wage nämlich ernsthaft zu bezweifeln, dass in diesem Hotel vor mir noch nie einen Europäer die Türschwelle überschritten hatte. Doch Ahmed regelt auch diese Angelegenheit wieder mit Bravur. Wir bekammen je ein Dreibettzimmer als Einzelzimmer zur Verfügung gestellt. Eine saubere Toilette und eine ebenso saubere Dusche, für mich ganz alleine, befand sich zwar am Gang, aber was sollte es - ich war heil froh, dass wir nur eine einzige Nacht hier bleiben mussen.
Nach einer ausgiebigen Dusche und einem guten Abendessen wollte ich für heute einfach nur schnell ins Bett gehen und ich hoffte genauso schnell einzuschlafen und ja nichts mehr mitzubekommen was um mich herum geschah. Als ich mich hinlegen wollte, dachte ich, dass der Verkehrslärm vor dem Hotel irgendwie doch zu laut sei. So ging ich zum Fenster um es zu schließen und musste feststellen, dass ein Teil der Scheibe ganz fehlte. Kurzerhand nahm ich die beiden Kopfkissen von den nicht benutzten Betten und verrammele so das Loch im Fenster. Aber viel leiser wurde es durch diese Aktion auch nicht wirklich. Zur Sicherheit stelle ich noch einen Stuhl unter die Türklinke und ergab mich einfach in meinem Schicksal.
 

Montag, 6. April 2009 - 5ter u. letzter Tag
Um 7h saß ich bereits im Speisesaal und wartete auf Ahmed. Am Beginn meines heutigen Programms stand ein Besuch des Horus-Tempels von Edfu. Auch diesen Tempel habe ich im Rahmen meiner Nilkreuzfahrt 2007 bereits schon einmal besucht. Doch dieser Tempel zählt für mich einfach zu einem der schönsten Tempel in ganz Ägypten und deshalb gehört ein zweiter Besuch einfach zum Pflichtprogramm. Es ist wieder sehr beeindruckend die gigantische Architektur dieses Bauwerks zu erleben. Völlig unbestritten ist er der am besten erhaltene Kultbau des alten Ägypten. Aus unbekannten Gründen ist der Tempel nicht wie üblich in Ost-West-Richtung, sondern von Süd nach Nord ausgerichtet. Den Grundstein legte 237 v. Chr. Ptolemaios III. Euergetes I. Erst 180 Jahre später wurden die Bauarbeiten unter Ptolemaios XII. Neos Dionysos mit dem Relief am Eingangspylon beendet. Wie erwartet, tummelten sich hier ganze Heerscharen von Touristen aus der ganzen Welt. Ich hielt es in dem dichten Gedränge im Inneren des Tempels nur etwas länger als eine Stunde aus. Dann ergriff ich aber wieder die Flucht und verließ den Tempel.

Nun begann für mich der letzte Abschnitt meiner Reise mit Ahmed. Wir fuhren jetzt nämlich auf den direkten Weg zum Roten Meer, nach Marsa Alam, wo ich im Anschluss an diesen, selbst für mich, geballten Kulturtrip noch zwei Wochen Baden und Schnorcheln wollte. Nach gut 50 Kilometern entlang der Wüstenstraße kommen wir nach Kanais. Hier liegt rechts der Straße ein kleiner Tempel von Sethos I., den der Pharao in eine Bergwand schlagen ließ. In der Vorhalle sind hauptsächlich Darstellungen von Sethos I. als Sieger über Kushiten und Asiaten zu sehen. Bedauerlicherweise wares mir nur möglich, den Eingang des Tempels zu besichtigen. Der Eingang zum Inneren des Tempels wurde leider zugemauert, um die großartigen Zeichnungen von Sethos I. beim Schlagen seiner Feinde und dem Übergeben von Geschenken an Gott Amun vor Verunstaltungen zu schützen.
In der Nähe des Tempels lässt sich deutlich die Ruine einer Karawanenstation ausmachen, außerdem ist noch ein zum Tempel gehörender, etwa 40 Meter tiefer Brunnen vorhanden. „Steinmännchen“ - Wegzeichen auf den Hügeln weisen auf die uralte Karawanenstraße hin, welche von Edfu bis nach Berenice führte, einem damals sehr bedeutenden Hafen am Roten Meer. Zum Abschluss finden wir noch die im Tondok-Reiseführer erwähnten prähistorischen Felszeichnungen, welche wir mehrmals auf unserem Weg beiderseits der Straße vorfinden. Auch hier muss ich natürlich auch wieder ein paar Fotos machen.
Je näher wir aber nach Marsa Alam kommen, umso näher rückt leider auch unweigerlich der Abschied von Ahmed. Wir haben uns die vergangenen Tage wirklich sehr gut verstanden und so fällt mir der Abschied dann auch etwas schwer. Als wir dann in dem von mir gebuchten Brayka Bay Hotel in Marsa Alam ankommen, verabschieden wir uns herzlich, mit dem Versprechen uns irgendwann wieder zusehen. Insha'Allah! Ahmed, falls du dies hier irgendwann mal liest - ich weiß ganz genau, dass wir uns wiedersehen.


An Alle: Im Nachhinein kann ich sagen, dass Ahmed die Worte „individuelle Ausflüge“ einfach meisterhaft zu erfüllen versteht. Kein einziger, auch noch so ausgefallener, Besichtigungswunsch von mir, war für Ihn nicht erfüllbar!!! Dafür muss ich Ihm wirklich ein sehr großes Kompliment aussprechen. Und so werde ich sicherlich ihn und seine Dienste auch in Zukunft noch, dass eine oder andere Mal in Anspruch nehmen. Denn immerhin gibt es noch einige weiße Flecken auf meiner Ägyptenlandkarte, die ich in der Zukunft unbedingt noch besuchen will. Aber so ist das eben: Man muss stets noch Träume haben, nur so bleibt das Leben lebenswert. Aber nur noch einmal so viel zum Schluss: Ich kann Ahmed einfach nur jedem weiterempfehlen! Probiert es einfach einmal aus. Ihr werdet es ganz sicherlich nicht bereuen.