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Oasen, Tempel, Sand und Sterne

Reisetagebuch vom 21.10. - 10.11.2011 - Bevor ich Ende Juni 2011 mit meinem lieben Mann in den Sommerurlaub nach Mallorca abdampfte, hatten meine „neuen Wüstenpläne" für den Herbst schon so konkrete Formen angenommen, dass ich am 19. Juni von der Insel aus einen One Way Flug nach Kairo für den 24.11. buchte und zeitgleich eine mail an SELECT nach Kairo schrieb:
Hallo Herr Muhammad Ali,
im März 2011 hatte ich gemeinsam mit „Frau Hannelore“ eine Wüstenreise über ihre Agentur gebucht. Die Tour hat mich so begeistert, dass ich im kommenden Herbst wieder eine machen möchte. Genau wie im Frühjahr, soll die Reise individuell planbar sein. Für den beigefügten Tour-Plan, soweit dieser realisierbar ist, hätte ich gern ein Angebot für zwei, ggf. auch drei Personen. Wenn es möglich ist und wir die Reise mit SELECT machen, würde ich mich über Essam El din Sahla Mousa als Guide und Ahmed aus Bahariya als Fahrer sehr freuen.
(Damals hab ich mir keinen Kopf gemacht, dass es ja sicher auch in der Oase Bahariya duzende von jungen Männern mit den Namen Ahmed gab. Ich ging einfach davon aus, dass Muhammed Ali bestimmt wusste welchen Ahmed ich meinte.)  Schon am Folgetag landete eine Antwort aus Kairo in meinem Postfach:
Hallo Frau Conny,
Sorry, habe den Anhang erst jetzt gemerkt. Dem gewünschten beigefügten Programm zufolge wird der Preis der ganzen Reise:
Person 1 € 720
Person 2 € 715
Person 3 € 660
Ok, gerne begleitet Essam Sie als Guide und Ahmed Bahareya als Fahrer. AM 8. Tag ist es besser nach Kairo zurückzufahren und dort diese Nacht im President übernachten (im Preis enthalten), weil von Kharga nach Bahareya zurück es ist (ca. 750km) …………..
Der Anfang war gemacht. .. Auf der schönen Insel Mallorca erreichte mich in der ersten Juliwoche eine mail von Air Berlin, dass der Flug am Montag 24.10. gestrichen sei, alternativ bot man mir einen drei Tage früheren - am Freitag 21.10.2011 an, für die Unannehmlichkeiten gab es einen Gutschein über 50€. Natürlich war es für mich kein Problem - 3 Tage früher nach Kairo zu fliegen. Danach dauerte es - mit einiger hin- und her Schreiberei - noch bis zum 29.09., bis die Reise zu 100% in "Sack und Tüten" war. Und dann war es endlich soweit, der Kalender zeigte den 21.10.2011: Ich durfte wieder losfliegen und es gab einen kleinen wunderschönen Unterschied zu meinen vergangen Ägyptenreisen - zum ersten Mal flog ich als "waschechte" Omi ins Land der Pharaonen. Seit Beginn der Revolution ist dies die zweite Reise ins Land. Sicher gab es hin und wieder Bedenken. Ägypten ist in einer spannenden Phase, was am Ende kommt (wann immer das sein wird), weiß wirklich noch niemand recht zu sagen. Aber bisher ist eines wie immer: Durch die Revolution hat kaum einer der Menschen seine Herzlichkeit- u. Gastfreundschaft verloren. Wie seit Jahren schon, freute ich mich auf die Ägypter, denn nur wer auch in schlechteren Zeiten hinreist, kann Zeuge werden - wie Geschichte gemacht wird.

21.10. – 23.10.2011 - Flug nach Kairo. Wie immer brachte mich meine „bessere Hälfte“ zum Air Port Hannover. Zeit hatten wir reichlich und schlenderten nach der Gepäckaufgabe noch ein bisschen rum. In der neuen „SichtBar“ zwischen Terminal B und C gibt es eine riesige Fensterfläche durch die man den Betrieb auf dem Gelände gut beobachten kann. Dort stand eine Q 400 Propeller Maschine von Air Berlin, die die Neugierde meines Mannes auf sich zog. Schon frotzelte er: Na, evtl. fliegst du ja mit der da unten. NeeNee meinte ich, ganz bestimmt nicht, kann ich mir nicht vorstellen. Falsch gedacht, es war genau die, mit der wir nach München flogen. Die Maschine hat 76 Plätze, 75 waren mit Geschäftsleuten besetzt und auf einem saß einen Touristin aus Niedersachsen. Neben mir saß eine junge Frau, die in München wohnte, im VW-Werk in Wolfsburg arbeitete und ihr Geld verdiente. Die zwei Stunden Aufenthalt in München vergingen recht schnell. Gegen 22.20h verließ unser Flugzeug Deutschen Boden und düste in Richtung Ägypten. Freie Plätze gab es so gut wie keine, u. a. hatten wir eine Schulklasse mit ca. 12-14 jährigen Ägyptischen Mädchen an Bord, die die Deutschen Schule der Borromäerinnen besuchen und wohl zum Schüleraustausch hier in Deutschland waren. Zuerst dachte ich: Oha, dass kann ja heiter werden, soviel Teenys auf einem Haufen. Aber Nix folgte, die Mädels waren dermaßen wohl erzogen und schon fast „unheimlich“ nett und höflich.

Wir landeten planmäßig in Kairo. Der Transfer über SELEKT ins Mövenpick Pyramids Resort klappte super, gegen 5h lag ich in einem herrlich bequemen Bett, bequemen Bett, das in einem (für mich) sehr luxuriösem Zimmer stand und schloss für gute 3 Stunden die Augen. Spätaufsteher-Frühstück nennt man es ja wohl - wenn eine Touristin kurz nach 10h morgens am Buffet erscheint. Anschließend schlich ich durchs Hotel, den herrlichen Garten und war sehr angenehm überrascht. Hier kann man sich wirklich rundherum wohlfühlen. Um mich in der näheren Umgebung zu orientierten und zu akklimatisieren, verließ ich das Hotel. Nach dem Haupteingang steuerte ich nach Links zum Roff-Cafe, stieg die Treppen in dem menschenleeren gläsernen Gebäude nach oben auf die Terrasse und wurde mit einem fantastischen Blick auf die Pyramiden belohnt. Gern hätte ich bei einem schönen Cafe die Aussicht genossen, aber hier oben wird erst ab dem späten Nachmittag serviert. Der Sonntag war durch eine kurzfristig angeleierte Verabredung mit einer in Kairo lebenden Freundin verplant. Im vergangen März hatten wir uns zuletzt gesehen und so hatte sich einiges an Erzählstoff angesammelt. Um 9.30h trafen wir uns zu einem ausgedehnten Hotel-Frühstück, saßen dann mal im Garten, mal am Pool, dann wieder in der Lobby, oder auf der Terrasse des Roff -Cafe`s und erzählten ..... über 12 Stunden lang, bis wir uns um 22.30h leider verabschieden mussten, da sie am anderen Morgen wieder zur Arbeit musste. Sowas hatten wir beide zuvor noch nie erlebt!!

24.10.2011 - Noch 3 Tage bis zu unserem Start in die Wüste. Irgendwie konnte ich es kaum noch erwarten. Aber an diesem Montag hatte ich gegen Mittag ein Treffen mit Ismael. Aber da das Hotel außerhalb der Stadt in Giza liegt, blieb aus Zeitgründen nicht wirklich viel - wo man hinfahren konnte. Er hatte gefragt wohin und ich hatte mich für den Besuch des „Ramses Wissa Wassef Art Centers“ entschieden. Das war nicht weit und es bleib noch genügend Zeit zu einem ausgedehnten „Pläuschchen“. Wie immer freute ich mich Ismael zu sehen. Mit ihm kann man hervorragend diskutieren und auch wunderbar streiten. Zwar fand er meinen Besuchswunsch nicht so toll, ließ sich dann aber doch bereitwillig darauf ein. Wir fuhren zunächst über die Pyramidenstraße und bogen später an einem Kanal in Richtung Sakkara ab. Genau an dieser Abzweigung befindet sich ein Mini-Busbahnhof, gibt es einige Lebensmittel- und Fastfood-Stände, damit die Reisenden nicht hungern müssen. Die Busse standen auf der Kanalseite und PKW`s fuhren kreuz und quer, so das ein Durchkommen nicht ganz so einfach und reibungslos war. Typisch Ägyptisch halt! Unser Ziel befindet sich im Dorf Haraniya. Nachdem der "Verkehrsknoten" dann doch irgendwie überwunden war, ging es weiter geradeaus, bogen dann einem Hinweisschild folgend nach rechts ab, später noch mal rechts, wichen in der ersten Seitenstraße einem Eselskarren aus, fuhren noch ein paar hundert Meter weiter und waren angekommen. Zuerst standen wir vor dem verschlossenen Eingangstor, aber Ismael fand eine Klingel und schon "wart uns von einem jungen Mann aufgetan". Kurze Zeit später hieß eine sehr nette ältere Dame "ihre beiden Gäste" herzlich willkommen, führte uns über ein sehr schönes, mit üppig hohen Pflanzen und wie gemalt angelegten Kräuterbeeten, ausgestattetes Gelände. Die Beiden unterhielten sich in Arabisch, ich verstand nur „Bahnhof“ und schaute mich neugierig um.

Und dann entdeckte ich SIE, die ich zum ersten Mal im März in Bahariya gesehen hatte und von der ich dachte - SIE nie wieder zu finden – hier wuchs SIE, eine in voller Blüte stehende Bananenstaude. Für Menschen die hier leben, sicher nichts besonderes, aber für mich - ein nie gesehenes Wunderwerk der Natur. Aber genau in dem Moment, als ich sie im vergangenen März in Bahariya, auf meiner Chipkarte verewigen wollte, gab die Camera den Geist auf. Akku leer!! Jetzt nutzte ich die Gelegenheit.

Wir wollten gerade zu den Ausstellungsräumen aufbrechen, als ein in volle Motorradmontur gehüllter Mann durchs Eingangstor gestiefelt kam und sagte: Das ist ja klasse, ich höre, hier wird Deutsch gesprochen!Ja, antwortete Ismael, was gibt’s denn, können wir helfen?  Bestimmt meinte er, ich suche das „Salam Camp“, es muss hier in der Nähe sein. Mmmmm – antworten die beiden „Ägypter“, ja ja, fahren sie ein Stücken weiter die Straße runter, da müsste es auf der linken Seite liegen. Der Motorradfahrer danke und verschwand wieder. (Schade, Gelegenheit vertan: zu gern hätte ich ihn noch gefragt wo er herkam und wo er hin will, wusste aber zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass ich ihn einige Tage später - in der Oase Bahariya wieder treffen würde.)

Wir gingen um ein größeres Haus herum, zu einem Gebäude in dem die Besucher einige der hier gefertigten Stücke bewundern können. Da unsere Gastgeberin, wie schon erwähnt leider nur Arabisch sprach, erzählte sie Ismael zu einigen „ihre ganz eigene Geschichte“ und ich fragte nach, wenn mir was interessant erschien.

Kurzgeschichte zur Entstehung vom "Ramses Wissa Wassef Art Center": In der Annahme, dass jedes Kind von Natur aus ein hohes Potential an Kreativ besitzt, unternahm der Professor für Kunstgeschichte und Architektur an der Hochschule Kairo, Ramses Wissa Wassef (1911-1974) in Experiment. Er erlernte das Weben und gründete in Alt Kairo Anfang der 40ger Jahre eine Schule in der er Kinder ermunterte ihre angeborenen Kreativität zu entfalten und freien lauf zulassen. Dinge zu erschaffen, die allein aus der Fantasie und dem bisher gesehenen entsprangen, ohne Vorlagen. Nach einer erfolgreichen „Testphase“ gründete er 1952 dann südlich von Giza, am Rande des Dorfes Harraniya eine u.a. Kind gerechte Wohn- und Werkstattsiedlung, mit dem Ziel, für Kinder und Jugendliche: soziales Leben, Erziehung, Bildung, Lebensunterhalt, Kunst- und Kunsthandwerk unter ein Dach zu vereinigen. Bis heute bekommen die dort aufgenommen jungen Menschen Schulbildung- Ausbildungs- und Berufschancen, mit 18 Jahren eine Sozialversicherung und leben nebenbei ihr Leben in ihren Familien und der Dorfgemeinschaft. Wer nicht bleiben willkann gehen, die die bleiben - brauchen keine Angst zu vor evtl. Entlassung zu haben.

Bis zum letzten Knoten dauert so ein Kunstwerk sehr oft Monate, es gibt auch Einzelstücke an denen Jahre gearbeitet wurde- u. wird. Wir standen z. B. vor einem riesigen, über drei Meter langen herrlichen Wandteppich, der sehr eindrucksvoll die Geschichte Ägyptens erzählt, an ihm hat der Künstler 3 Jahre lang gewebt und das, wie alle hier - ohne Vorlage. Viele Leute sind schon in zweiter Generation dort. In den Ausstellungsräumen hängt u.a. der erste Wandteppich eines junges Mädchens, den sie mit 12 Jahren gewebt hat..... und daneben einer, den sie mit 58 Jahren fertig gestellt hat. Wer in die Werkstatt aufgenommen wird bekommt auch von Anfang an einen Arbeitslohn. Das zeigt, dass keine Arbeit wertlos ist, stärkt das Selbstbewusstsein und hilft zudem den Familienunterhalt zu sichern. Wer in Giza - oder in der Gegend ist, dem kann ich den kl. Abstecher nach Harraniya wirklich empfehlen und wer ein ganz besonderes Souvenir aus Ägypten haben möchte, der kann so einen nicht ganz günstigen, aber wunderschönen Wandteppich auch käuflich erwerben. Der Eintritt ins "Wissa Wassef Art Center" ist kostenlos.

Später fuhren wir in die Stadt und wer Kairo kennt der weiß, dass man dafür jede Menge Zeit braucht. Die Sonne war schon untergegangen als wir ankamen, einen Parkplatz ergattert hatten und uns endlich ins Getümmel stürzen konnten. An einem Obst- und Gemüsestand am "Tawikia" kaufte Ismael je ein kg Guaven und kleine, wie Mangos aussehende Früchte, die ich noch nie gesehen hatte. Ich liebe es dort zu bummeln, recht und links sind Stände, an den man alles kaufen kann: von der Autohupe, bis zum Staubwedel gibt es alles was man braucht - oder auch nicht. Der frühe Abend gehörte uns, wir schlenderten durch die Straßen, schauten den Straßenhändlern zu, handelten eine Haarbürste von 20 auf 10LE runter, tranken in der Dämmerung auf einem Nilschiff duftenden Cafe, frische Fruchtsäfte und diskutierten über Gott und die Welt. Um nicht ans andere Ende und um nach Hause zu kommen, wieder durch die Stadt zu müssen, setzte Ismael mich gegen 22h kurzerhand in ein Taxi, instuierte den Fahrer wo er seinen Fahrgast hinbringen sollte. Der gute Mann fuhr recht zügig, aber immer Sicher - in Richtung Giza zum "Mövenpick Pyramids Resort".

25.10.2011 – Dienstag - So schön wie ich dieses Hotel auch fand, so froh war ich, dass in zwei Tagen die Zeit zu Ende war und wir endlich in die Oasen aufbrachen. Eine richtige "Vierzehntage-Hotelurlauberin" wird wohl nie wieder aus mir.

26.10.2011 – Mittwoch - Die Maschine aus Wien war pünktlich gegen 14h auf dem Air Port von Kairo gelandert und 2 Stunden später kam Martin im Hotel an, bezog sein Zimmer, machte sich ein wenig frisch und nur eine dreiviertel Stunde später saßen wir auf der Terrasse vom "Roff Cafe" und schauten zu den knapp 2 km entfernten Pyramiden. Ein Ausblick, der immer wieder fasziniert. Am Abend trafen wir uns im Hotel mit Hussein, einem in Kairo lebenden, lizensierten und individuellen Reiseführer, der uns u. a. über die zurzeit schwere Lage in der Reiseführerbranche erzählte. Martin kannte ihn schon, ich traf ihn heute zum ersten Mal. Die Gäste bleiben weg, die meisten haben Angst nach Kairo zu kommen erzählte er und so fehlen auch die Einkommen. Nicht mehr lange und seine zurückgelegten Reserven wären aufgebraucht. Dann müsse er sich etwas anderes suchen um seine Familie zu ernähren. Es gehe ja auch nicht nur ums Essen, die Kinder gingen zur Schule und hätten zusätzlichen Privatunterricht und auch dieser muss bezahlt werden.

Seine Hoffnung: Inshallah - wird morgen alles besser. Auf der Suche nach einem Lokal liefen wir in Richtung Pyramiden. Hussein wollte ins Felfela und ich sagte ihm, dass es geschlossen sei. Nein meinte er, das könne doch nicht sein. Leider war es doch so, wir standen vor verschlossener Tür. Kommt mit meinte er, ich weiß noch eins, da gehe ich meinen Gästen auch gern hin. Ein riesiger Gastraum empfing uns, mit mehr als 100 Plätzen, ca. 10 Angestellten, doch kein einziger Gast war dort. Sie baten uns bitte nicht wieder zu gehen, zählten auf - was sie uns servieren konnten und kochten nur für uns drei. Leider vergeht die Zeit bei interessanten Gesprächen immer schneller als normal, die Zeiger der Uhr rückten erbarmungslos vor. In 9 Stunden war Tourstart in die Wüste, wir mussten unsere Koffer noch packen und kamen gegen 23h wieder im Hotel an. Mit dem Versprechen uns nach der Rückkehr am 4.11. wieder zu treffen, verabschiedeten wir uns voneinander. Als ich die Zimmer aufschloss kroch mir betörender Jasminduft in Nase. Wie lieb, der Zimmerboy hatte das Bett geschmückt, 5 weiße Blüten auf einen Faden gereiht und aufs Kopfkissen gelegt. Eigentlich hätte ich alles gern so gelassen, an Schlaf war ja eh kaum zu denken, denn im Kopf war ich schon längst in die Wüste unterwegs.

27.10.2011 - auf nach Bahariya - Letztes Hotel Frühstück im Mövenpick Pyramids Resort um 8h - Abfahrt um 9h - wir hatten Zeit. Von Giza aus sind es ca. 360 km, gegen Mittag sollten wir in der Oase Bahariya eintreffen. Mehr, als zu irgendeiner anderen Jahreszeit, sah man an den Ausfallstraßen von Kairo kleinere Schafherden, waren Rinder an Pfosten oder Bäumen festgebunden. Ihre "Lebenszeit" lief in ein paar Tagen ab, entweder warten sie auf einen Käufer oder den sofortigen Abtransport zum Schlachthaus. In 10 Tagen, am 6.11.2011 begann Eid al Adha (Opferfest) das wichtigste Fest der Muslimischen Welt. Kairo lag schon einige km hinter uns, als wir kurz nach 10h die einzige Tankstelle zwischen der Megastadt und der Oase zu einem 20 Min. Zwischenstopp anfuhren.

Je näher wir dem in einer Senke gelegenen Oasengebiet kamen, je dunkler wurden die Berge die Bahare(i)ya umgeben. Kaum vorstellbar, dass vorzeitliche Vulkantätigkeit und große Mengen von Eisenerz dafür verantwortlich sind. Und immer wieder kam der Gedanke: die Wüste wird einfach nie langweilig, bei jedem Besuch hat sie ein "neues faszinierendes Kleid" an, sieht immer verzaubernd, wunderschön und anders aus.  Als ich meinem kl. Bruder im Spätsommer 11 erzählte, dass die Reise Ende Oktober wieder in die Wüste geht, fragte er nur: Was willst du da? Tja, wie sag ichs einem Ahnungslosen? und beschrieb es ungefähr so: Zu sich selbst finden, ausruhen vom hektischen zivilisationsüberladenen Alltag, die Seele baumeln lassen, sich selbst befriedigende Ruhe und endlose Freiheit geben. Energie schöpfen und in atemberaubender Umgebung wohltuende Erholung aufsaugen. Ob er es nachvollziehen kann, wage ich zu bezweifeln, denn er war noch nie dort.

Die Umgebung wurde urplötzlich grün. Ankunft in der nördlichsten Oase der Westlichen Wüste und im Hotel Beshmo Lodge war gegen 14-14.30h. Um uns noch was anzusehen bezogen wir schnell unsere Zimmer (ich freute mich auf 202 - mein Zimmer vom März) und fuhren eine halbe Stunde später mit einem Jeep und seinem Fahrer namens Ahmed - in die Oasenumgebung. Die Sonne begann die Umgebung in warmes Licht zu tauchen. Ich weiß nicht mehr wo, aber unterwegs hielt der Fahrer und rief einer kl. Gruppe junger Männer etwas zu. Die drehten sich um und einer von ihnen entpuppte sich als unser "Ahmed", den wir Fotota nannten - der Hanne und mich im März so fantastisch durch die Wüste kutschierte hatte.

Auch wenn es sich als Frau nicht "gehörte"  musste ich aussteigen um ihn zu begrüßen, musste ihm herzliche Grüße von Hanne ausrichten und wollte unbedingt wissen, ob es mit seiner Hochzeit im September geklappt hatte. Ja, meinte er strahlend, er sei verheiratet und alles ist gut. Wie lange seit ihr hier? fragte er. Heute und morgen antwortete ich. Dann müsst ihr unbedingt heute noch auf einen Tee beim uns zu Hause vorbei kommen, dann kannst du meine Frau kennenlernen - ab morgenfrüh muss ich für 7 Tage weg. Zuerst nach Kairo und dann in die Wüste. Und auch wenn es wieder nicht richtig war, sagte ich: gern, aber nur kurz - er:so gegen 20h? - Martin passte die Zeit auch, deshalb sagte ich:OK!  So ist das, oder kann es kommen, wenn man sich einen Fahrer namens "Ahmed aus Bahariya" wünscht.

Jalla - weiter gings: Erstes Ziel war der Marun See, auf dem Weg dorthin lagen verendete, zum Teil mumifizierte Rinder im Wüstensand. So also sieht die natürliche Auslese von Kranken und Schwachen Tieren in der Wüste aus. Der Besuch an einem See, egal in welcher Oase, ist m. E. am späten Nachmittag, wenn das gleißende Tageslicht abnimmt - am schönsten. Kein Mensch weit und breit, lag er etwas müffelnd und still in der Oasensenke. Bahariya liegt - wie Siwa und die anderen Oasen auch - in einem "Becken". Abwasser kann nicht überall abfließen und so sammelt es es sich hier und dort zu Seen um dann zu verdunsten. So schön er auf den ersten Blick auch ausschaut, zum Baden ist er logischerweise nicht geeignet. Auf in die Berge, auch in der Wüste kann man klettern! Bahariya ist ein idealer Ort um auf Berge zu stiefeln, von deren Gipfeln man dann einen wunderschönen Blick auf die Oase hat. Der nächste Berg - der "Gebel Ingliz" - oder "Englischer Berg", “Black Moutain - Schwarzer Berg“ oder als Jebel Williams bekannt, wartet zum Sonnenuntergang auf uns. Die Überreste, des aus dem ersten Weltkrieg stammenden englischen Beobachtungspostens zeugen noch heute vom Aufenthalt des britischen Generals C.H. Williams, der von dort oben die Truppenbewegungen der Senussianhänger aus Libyen beobachten sollte. Seine "Dienstvilla" hatte 3 Räume + "Bad" und einen Ausblick, der seinesgleichen sucht. Die Sonne war fast untergegangen als wir vom englischen Berg kamen, in den Jepp stiegen und zurück zu unserem Hotel wollten.

Durchs Fenster entdeckte ich durch Zufall ein Hinweisschild zum Hot Spring Hotel und bat Essam doch bitte einen Umweg zu machen. Auf keinen Fall wollte ich mir diese Gelegenheit entgehen lassen, denn zuviel hatte ich schon über den Besitzer Peter Phillip Wirt, seiner japanischen Frau Miharu Shimazaki und ihrem Oasenhotel gelesen. Peter W. kommt (wie ich gelesen hatte) ursprünglich aus dem Südhessischen Ort Heppenheim und da es im arabischen kein P gibt nennen ihn die Einheimischen einfach "Beeter". Gemeinsam mit seiner ägyptenverliebten Mum Heide, entstand 1995 - in Zusammenarbeit mit den Oasenbewohnern, dass Internationale Hot Spring Hotel, das bis heute ein nicht unbedeutender Arbeitgeber der Oase ist. ...

Wir fuhren auf den fast leeren Parkplatz, gingen in die Hotellobby und schauten uns ein wenig um, als Herr Wirt in eine weiße Galabeya gehüllt, den Raum betrat. Er begrüßte "seine Gäste" und fragte von wo wir kommen und ob wir neue Hotelgäste wären. Wir mussten dies leider verneinen. Auf unsere neugierigen Fragen hin, erzählte er u.a. ein wenig zu der Wanddeco, die wie die Felsmalereien in der Höhle der Schwimmer im Gif Kebir aussehen und bat uns anschließend ihm in die Bar zu folgen. ......... Es war schon längst finstere Nacht geworden. In einem kleinen, zum Hotel gehörenden Wäldchen stand ein schneeweißer Esel, der mit seinem hellen Fell keine Chance hatte sich zu verstecken. Schon der Weg zu "Peters Bar", die 2008 gebaut wurde, ist ein kl. Erlebnis. Der Boden über den wir liefen, ist mit kreisrunden Holzplatten gepflastert und überall duftete es betörend nach Jasmin und Oleander Blüten. Am braunen Kuppelbau ankommen war Peter W. plötzlich wie vom Erdboden verschluckt, keiner hatte so richtig bemerkt als er sich aus dem Staub machte. Auch egal!! In diesem wunderschönen Raum konnten wir es uns auch allein gemütlich machen, zündeten eine kl. Kerze an und bestellten an der Bar etwas "Flüssiges" für die ausgetrockneten Kehlen. Der Erste Oasen-Tag näherte sich seinem Ende. Irgendwie war mir, als wäre ich nie weg gewesen und doch lagen zwischen dem letzten Aufenthalt - fast 7 Monate. 20h - Kurzbesuch bei Ahmed und seiner jungen Frau. Geschenke werden immer an die Frauen übergeben, jetzt musste ich alleine ran, da meine beiden Begleiter männlich waren. ..

Das Leben in den Oasen verläuft in der Regel noch sehr traditionell. Wenn "gemischte" Gäste anwesend sind, sieht man die Frauen des Hauses nie, sie bleiben unter sich. Als Frau darf ich mich aber gern zu ihnen gesellen, hab`s im letzten März gemacht und muss sagen: ganz schön anstrengend, da man sich in der Regel - so gut wie nicht verständigen kann. Nach einer Stunde verabschieden wir uns auf bald. Nach einem leckeren Abendessen aus unserer Hotelküche liefen Martin und ich in die Nacht hinaus, der Himmel breitete sein Sternenzelt über uns, tausende von leuchtenden Glitzerpunkten auf schwarzem Untergrund. Musik, Klatschen und Singen klang aus dem Nachbarhotel zu uns herüber. Das fröhliche Lachen der Menschen zog uns magisch an, los lass uns nachschauen. Der Garten um das "Old Oasis Hotel" ist wie ein kleiner Irrgarten angelegt, wir gingen kreuz und quer über kl. Brücken, immer in die Richtung aus der Musik und Stimmengewirr kam. Jung und Alt hatte sich zu einer fröhlichen Gemeinschaft unter einem Palmendach versammelt und schauten etwas verwirrt zu uns zwei "hellhäutigen u. blonden Zaungäste" herüber.

In ein paar Stunden ging die Sonne wieder auf, wir verabschiedeten uns, kamen aber noch nicht dazu in Bett zu gehen, weil unser Guide Essam noch einen GuteNachtTee bestellte und wer ihn kennt, der weiß das er viel zu erzählen hat. Zum anderer wollten wir wissen, ob er für die Folgetage einen neuen Jeep organisieren konnte. Ja natürlich, für meine Gäste tu ich alles, macht euch keine Sorgen - meinte er. Gefühlte Stunden später lag ich in meinem gemauerten "Oasenbett", zog die Decke hoch und schlief ratzfatz ein.

28.10.2011 - Tag 2 in Bahariya - Es ist wirklich so: Kurze Nächte in einer Oase sind erholsamer, als Lange zu Hause! Mit einem stärkendem Hotelfrühstück im Bauch, erkundeten wir vor dem eigentlichen "Tagesprogramm" einen kleinen Teil der alten Stadt (Al Qasr), die direkt gegenüber vom Hotel liegt. Oben auf dem Hügel steht ein Mausoleum, mal sehen wie es von innen aussieht. Im Mausoleum stehen zwei Steinsärge und an den Wänden kann man noch ein paar langsam verblassende Malereien erkennen. Und es rocht es etwas streng, was wir aber nicht den hier eingezogenen Fledermäusen "anhängen" wollen - sondern eher den Menschen, die solche Stätte leider immer wieder mal als "Bedürfnisanstalt" nutzen. Mit einem neuen Jeep und Mustafa als Fahrer, starteten wir gegen 10h unser individuell erstelltes "ReiseProgramm", als erstes stand das Mumienmuseum auf dem Plan. In dem kleinen bruchbudenähnlichen Tickethäuschen wird man die Gebühr von 45LE - fürs Museum und u.a. auch für die beiden Gräber am ca. 200m entfernten Hügel Qarat Qasr Salim los. Im Museumsgebäude selbst hatte sich seit März nicht viel verändert außer, dass man einigen der 10 Mumien weiße "Röcke" verpasst hat. Auch das fotografier Verbot besteht noch und das Museumsgelände sieht leider immer noch aus, als handele es sich um einen Schuttabladeplatz.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, nur ein paar hundert Meter von einander getrennt, gibt es eigentlich 2 Gräberhügel, der für die Öffentlichkeit zugängliche "Qarat Qasar Salim" und die "neue Grabungsstätte" - "Qarat al Subi". Da ich die beiden Gräber am "Qarat Qasar Salim" im März gesehen hatte, lag mein Interesse eher an der Umgebung. Die anderen stiegen über eine steile, 5 m tiefe Treppe zuerst ins Grab von Bannentiu dem Sohn von Zed-Amun-ef-Ankh dessen Grab in unmittelbarer nähe liegt. Bannentiu hat, alten Inschriften zufolge - als Priester und Prophet gedient.

Zed-Amun-ef-Ankh sein Herr Papa, soll zu Lebzeiten ein wohlhabenden Kaufmann und evtl. auch Weinhändler gewesen sein. Damals wurde in den Oasen tatsächlich und nachweislich Weine aus Trauben und Datteln hergestellt. Beide Gräber wurden 1938 vom Archäologen Ahmed Fakhry entdeckt, sind sehr reich, mit wunderschönen und unglaublich gut erhaltenen farbigen Götterdar-stellungen ausgestattet.

Die Umgebung des Gräberhügels ist nicht ganz so Farbenfroh, aber deshalb nicht uninteressanter. Hinter einem Zaun, der das gesamte Gelände umfasst, reparierten drei Männer einen Pickup, Kinder spielten im Sand und riefen mir zu. .... Hier und da lagen Handwerksutensilien rum, an einer Mauer ist das Zeichen der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft angebracht, ohne dass in der Regel gar nichts geht. Unser nächstes Ziel liegt ca. 3 km westlich von Bawiti - die Kapellen von Ai al Muftella aus der 26. Dynastie, die Archäologe Ahmed Fakhry ebenfalls bei seinen Grabungen zwischen 1938-1940 entdeckt hat. Diese Stätte hat man inzwischen aufwendig restauriert. Durch die sorgfältige Holzüberdachung könnte man von weitem - oder auf den ersten Blick - auch mit einer etwas tiefer gelegene Holzgarage verwechseln. Aber der Schein trügt gewaltig, sobald der Wächter die Tür auf macht, betritt man den ersten von vier Sakralräumen, die zu einem ehemaligen Tempelkomplex aus einer längst vergangen Zeit gehören.

Kurze Kulturpause! Es war Freitag und Freitag ist in Ägypten Sonntag. Essam und Musfafa wollten in die Moschee, setzten uns in der Stadt ab und verabschiedeten sich - bis 14h, dann war Treffen im "Restaurant Rashed" zum Mittagessen. Viel hatte sich nicht in dem Lokal nicht verändert, es war schmuddelig wie vor ein paar Monaten und die Gästezahl noch geringer als im März. Bis dahin hatten wir jede Menge Zeit um uns im Hauptort der Oase, ein wenig umzusehen und die Chipkarte der Kameras zu füllen. Hier konnte man nach Herzenslust Dattel, Oliven und u.a. aus diesen gewonnenes Öl kaufen ....für Nachschub wird immer gesorgt ... und ein Erdloch welches als Grube dient um evtl. auch mal unter dem Auto nachzusehen was da so klappert, oder einen ggf. seit 10 Jahren überfälligen Ölwechsel zu machen. Der Gebetsruf des Muezzin war noch nicht ganz verklungen, da hatten 99% der Geschäfte hatten ihre Rollläden runter gelassen.

In der Oase gibt es einige Hotels mit sehr fantasievollen Namen - wie Hotel Paradies oder "Hotel Alpenblick" - mitten in der Wüste gelegen, es hat einen * und ist das älteste Hotel in der Oase, denn es wurde - nach eigenen Informationen 1984 eröffnet. Wie es zu dem ungewöhnlichen Hotel-Namen kam und einiges mehr - könnt ihr unter Hotel Alpenblick nachlesen.

Nach dem Mittagessen holte uns die allgegenwärtige "Kultur" wieder ein, leider hatte das Oasis Heritage Museum des einheimischen Künstlers Mahmoud Eid geschlossen. Schade, aber nicht zu ändern - auf zum nächsten Tempel, oder dem was davon übrig war. Etwa 5 km außerhalb von Bawiti, nicht weit vom Tal der goldenen Mumien, befinden sich die Überreste des Alexandertempels. Der einzige, den der Makedonische Herrscher und selbsternannte Pharao - 331 v. Chr. in Ägypten bauen ließ.

Die Jahre vergingen - und wieder war es der Oasen Archäologe Ahmed Fakhry - der zunächst zwei Kammern freilegte. Abermals vergingen die Jahre, in denen der Wüstenwind freies, zerstörerisches Spiel hatte. Bis 1993 - als die Ägyptische Altertümerverwaltung tätig wurde und die restlichen 43 Kammern ausgrub.

Die Reise führte weiter in Richtung Farafra - zum Qarar al Hilwa (heißt soviel wie: der Liebliche oder Schöne), einem kleinen Hügel, ca. 2km von Bawiti entfernt. Dort befindet sich das Grab, des aus dem Mitteleren Reich stammenden Oasen Gouverneurs Amenhotep (Huy). Viel - ist nicht mehr übrig - vom ältesten Grab der Oase.

Auch in Bahariya wird alles was Alt ist - oder auch nur nach Altertum aussieht - bewacht. In diesem Fall waren es Grabwächter die uns zu einem sehr starken, übersüssen Beduinen Tee in kl. bunten Blechbechern einluden und in deren Hüttenwandmaterial aus Palmblättern eine "Gottesanbeterin" geduldig auf Beute wartete. Die Sonne ging langsam unter, der letzte Tag in Wahat Bahariya neigte sich seinem Ende zu. Morgen fuhren wieder in Richtung Farafra - mit diversen Abstechern nach Links und Rechts und dann in die unendliche Weite der Wüste. Oh man, wie ich mich darauf freute.

Aber vorher hieß es Kofferpacken .......... Alles wichtige gleich raus und in den Rucksack, alles mittel Wichtige nach oben und der Rest ........ Akkus laden und zum Schluss - jaaa nix vergessen. Ab ins Bett, die Nacht schien auch heute kurz zu werden. Vorm Einschlafen fielen mir die Gurkenähnlichen Gewächse hinter dem Haus wieder ein. .......... In der Hoffnung, dass Martin dran denken würde, sank ich in den Schlaf.

29.10.20211 - Und er hatte, "mein kl. Haus- und Hoffotograf" war ganz früh am Morgen durchs Gestrüpp hinter dem Hotel gekrochen und hatte ein Foto von den im Wind wedelnden "Gurken" gemacht. Noch nie hatten wir solch ein Gewächs gesehen, aber schnell herausgefunden, dass es keine Gurken sein konnten, denn dafür waren sie viel zu leicht. Dann fielen uns die Luffaschwämme ein. Bingo!! Lt. Wikipedia gehört "Luffa" zur Gattung der Kürbisgewächse und ist ein Kürbisschwamm.

Nach dem Frühstück starteten wir gegen 10h mit voll gepacktem Jeep in Richtung Norden. Martin bat Mustafa, noch schnell bei einem Oasenpostkasten vorbei zu fahren, schließlich sollten seine Postkarten nach Österreich einen original Stempel aus Bahariya haben. Kaum zu glauben, aber in der Nähe des Briefkastens sah ich den Motorradfahrer aus Kairo wieder und bekam die Gelegenheit ihn ein bisschen auszufragen: Sie kamen aus Stuttgart, waren zu dritt + mit Hund unterwegs, ihre Tour (u.a. Syrien) ging über acht Monate. .........Wir wünschten ihnen alles Gute und winkten hinterher.

Mustafa bog in die gleiche Richtung ab, in die auch die drei + Hund verschwunden waren. Gute 30 km außerhalb der Stadt liegt der Jebel Ghurabi, um den sich herrlich goldene Sanddünen ihren Weg bahnen. Faszinierende, wandernde Bauwerke der Natur aus goldgelbem Sand. Ohne Allradfahrtzeug geht in dieser Gegend gar nix. Dünen zu erklimmen ist ein echtes Abenteuer, zwei Schritte vor drei zurück. ........

Sahara as Suda- Schwarze Wüste - Die schwarze Wüste ist natürlich nicht ganz schwarz, genau wie die weiße Wüste nicht ganz weiß ist. Dazwischen ist immer und allgegenwärtig - der goldene Wüstensand. Nur in vier Punkten sind sie m. E. gleich: In ihrer Einzigartigkeit, ihrer Stille, Weite und Einsamkeit. Die Wüste inspiriert und verleiht der Fantasie oft bizarre Flügel. So wie das Bild des "Gebel el Marsoùs" - was ins arbische übersetzt soviel wie "Stapelberg" bedeutet, dessen Basaltkuppe in meinem Augen - wie eine nachträglich aufgesetzte etwas zu klein geratenen Pudelmütze ohne Bommel aussieht. Ein kleiner Marsch durch eine Bergschlucht ließ die Schweißperlen mächtig rollen. Gefühlt waren bestimmt 35°+. In weiser Voraussicht hatte Mustafa bei unserer Rückkehr seine "Wüstenteeküche" aufgebaut, damit der Flüssigkeitsverlust seiner Gäste wieder auffüllt werden konnte.

Offroad fuhren wir zur Asphaltstraße zurück, ließen die "Schwarze Wüste" hinter uns, um kurze Zeit später die ersten Ausläufer von El Hayz zu erreichen. El Hayz gehört noch zu Bahariya und besteht aus fünf (Brunnen) Quellen - in deren Nähe die Menschen Häuser gebaut und ihre Äcker bestellt haben. Mustafa hielt kurz an, verschwand hinter der Holztür und kam mit einer Handvoll duftender Mini-Zitronen wieder zurück. Zitronen gehören in Ägypten zu jeder Mahlzeit, durch ihre Desinfizierende Wirkung sind wichtiger als Pfeffer oder Salz.

Unsere nächsten zwei Ziele - die Ruinen der koptischen Basilika St. Georg und die Überreste einer s.g. Römischen Festungsanlage, ob es wirklich eine war, oder doch eher ein Palast, ist nicht zu 100% belegt. Beide liegen auf dem Weg nach Ain Ris. Die Basilika ist wegen Restaurierungsarbeiten seit vielen Jahren eingerüstet und unter Planen versteckt. Von der Festungsanlage Qasr Masuda, auf der anderen Straßenseite, stehen nur noch ein paar imposante Mauerreste, allerdings mit einer etwas gewöhnungsbedürftigen Deco im "Innenbereich des großen Saales", in einer Mauernische lag ein menschlicher Schädel. Rund um die Anlage findet man zahlreiche Tonscherbenreste in verschiedenen Farbschattierungen.

Es war kurz vor 13h, als wir in der Nähe von Ain el Ezza (Ain = Quelle oder Brunnen) ankamen und die Cafeteria stürmten. Das irre Grün der Umgebung verwöhnte die Augen. Der Kalender zeigte den 29.10. und an einem kleinen Rinnsal blühte eine leuchtend gelbe Sonnenblume. Überall da, wo Wasser entweichen kann und seinen Weg außerhalb des dafür vorgesehen Beckens findet - grünt und blüht es. Und wenn die kl. Pflanze weiterhin ihr notwendige H2o bekommt - verwandeln sich die zartgelben Blüten in leckere grüne Melonen.

Die Wüsten-Cafeteria, in der wir hier gelandet waren, war die bisher schönste und angenehmste. Durch den Gastraum hatte man kleine Kanäle gelegt, durch die das Brunnenwasser floss und an anderen Rand Bambus hochwuchs. So wie es in allen "Oasenhaltestellen" gehandhabt wird, hatten wir die Zutaten für die Zubereitung unserer Mahlzeit mitgebracht. Tolle Sache für die Besitzer, nicht wird schlecht, wenn keiner kommt. Denn wer wusste heute schon - wer morgen evtl. vorbei- oder angereist kam?? Salatutensilien, wie Zwiebeln, Gurken, Tomaten, Frischkäse, Tunfisch, Brot und nicht zu vergessen die kl. Zitronen .... aus all dem zauberten die "Küchenboys" eine wunderbare und vor allem frische Mahlzeit. Das einzige was aus Dosen stammt und ein wenig aufbereitet wurde, waren der Tunfisch und die Fuhlbohnen. Lecker-Lecker!!

Gut gestärkt fuhren wir ca. zwei Stunden später in Richtung "Nationalpark Weisse Wüste" zu dem auch der Kristallberg gehört. Besser bekannt evtl. unter dem Namen "Crystal Mountain" - den die Einheimischen wiederum "Jebel Al Izza oder Ain Al Izza" nennen. Ein großer Teil dieses Areals besteht fast komplett aus Quarzkristallen, die bei sehr günstigem Sonnenstand fantastisch glitzern. Crystal Mountain zu finden ist nicht schwer, dass Gelände liegt nur ein paar meter von der "Farafra-Road" entfernt und einen Felsen mit so einem Loch übersieht man nicht so leicht. Meiner Meinung nach muss man aber schon ein besonderer Mineralexperte oder Liebhaber sein, damit das Herz an diesem Ort etwas schneller schlägt, dass Blut in Wallung kommt - oder man gar aus dem Häuschen gerät. Die Zeiger der Uhr waren auf 15.30h vorgerückt, noch eine gute Stunde und wir mussten unserer Nachtlager gefunden haben.

Vorher streiften wir aber noch einen Teil der Weißen Wüste, der sich Al- oder auch El Agabat nennt und den man mit Worten kaum beschreiben kann. Schon bei meinem ersten Besuch vor ein paar Monaten, hatte ich das Gefühl durch eine Fabelwelt zu schweben. Es war Nachmittag, dass Licht wurde warm, der goldene Sand stahlte und die Schatten wurden länger. Als die ersten weißen - großen und bizarren Felsformationen auftauchten........ Genau hier - begann mein Herz schneller zu schlagen, kam das Blut in Wallung. ...

In normalen Zeiten, sprich vor der Revolution Anfang 2011 , tummeln sich hier irre viele Veranstalter mit ihren Gästen. Im März waren es evtl 4 - jetzt im Nov. nur zwei Jeeps, die insgesammt 5 Gäste durch die Gegend kutschierten. Von Al Agabat fuhren wir in Richtung Ain Khadra (auch Ain el Wadi genannt), einer heute verlassene Wüstenoase, die einmal sehr groß gewesen sein muss. Man könnte dieses Fleckchen Erde auch als Verkehrsknotenpunkt zur Weißen Wüste nennen, u. a. müssen alle die durch den östlichen "Track 2 Eingang" wollen hier vorbei. Ca. 3 km weiter trafen wir auf "El Santa", eine - wie Essam sagte - rund dreihundert Jahre alte - einsame, aber herrlich grüne Akazie in der Wüstenlandschaft, die noch zum Gebiet der Oase Ain Khadra gehört. Daraus läßt sich sehr gut erkennen, wie groß die Oase einmal gewesen sein muss.

Kurz vor 17.30h waren wir endlich in meiner "Sahara El Beida" angekommen. Um die Faszination der Weiße Wüste zu verstehen - muss man sie einfach gesehen, gefühlt und gerochen und am allerbesten - auch mal übernachtet haben. ....

Mal sind die Steinoberflächen glatt wie polierter Marmor, mal uneben, rau und schaftkantig und dann wieder Kreideweich. Die Weißen Wüste ist das Atelier eines Künstlers Namen "Wind", er allein hat die weißen Kalksandsteinfelsen in anmutige Skulpturen wie Tiere, Menschen, Fabelwesen,Pilze, Blumen, und Bäume verwandelt, jeder Besucher sieht was anderes ... der Phantasie des Betrachters sind keinerlei Grenzen gesetzt. Und wer ggf. dachte, er hat keine mehr ........... wird sie evtl. genau hier - wieder finden . Die Suche nach einem geeigneten Standplatz fürs Nachtlager wird immer vom Wind bestimmt. Da kennen sich die Einheimischen bestens aus.

Es dauerte keine halbe Stunde da hatten sie ein lauschiges Plätzchen ausgemacht und in Handumdrehen das Wüstenwohnschlafzimmer samt Küche so gerichtet, dass Mustafa mit dem "Wüstendinner" beginnen konnte. Ich hockte mich in den Sand und schälte Kartoffeln. Alles andere erledigte er mit wieselflinken Händen. Zubereitet wird das Ganze auf einem kl. Propangaskocher, er dient als Kochstelle, Toaster und ab und zu eignet er sich auch hervoragend zum Hände wärmen.

Vorhang auf zur Nachtvorstellung der Weißen Wüste: Je länger es "dunkel", oder besser gesagt die Sonne verschwunden war, je mehr Sterne "knipsten" ihr Licht an, um mit dem Mond - am schier unendlich wirkenden Wüstenhimmel glitzernd um die Wette zu leuchten. Aufgeregt wie kleine Kinder warteten wir auf den Wüstenfuchs. Es sah nicht wirklich gut aus und dauerte eine Weile, bis sich ein Einziger bequemte und dachte: Ich schau mal vorbei, evtl. haben die ja was für mich. Nein - Heute gab es kein Hühnchen, dessen Bratenduft sich über die Wüste verbreiteten konnte. Enttäuscht zog er wieder ab und wart nicht mehr gesehen. Nach dem Abwasch kochte Chefkoch Mustafa noch den obligatorischen Tee und zündete zu unser aller Überraschung eine tolle Doppelapfel-Shisha an. Das Leben kann so herrlich sein!

Was für ein wundervoller Tag - schade - dass er nur so wenige Stunden hatte! Die Uhrzeiger drehten ihre Runden und unsere Augenlider wurden allmählich schwerer. Zelte gab es diesmal keine, Mustafa hatte sie in Bahariya vergessen und so kamen Martin und ich - nach der Ersten - im Jordanischen Wadi Rum - zur zweiten Nacht unterm Sternenzelt. Bevor wir in die Schlafsäcke krochen und einkuschelten, bemerkte ich, dass mein Kopfkissen wohl noch im Zimmer 202 der Beshmo-Lodge liegen musste. Malesch! Nicht mehr lange und die Sonnenstrahlen verdrängten eine bezaubernde - mit Sternen durchflutete Nacht.

30.10.2011 - So schnell der letzte Tag vergangen war, so schnell stand der nächste vor der Tür. Seiner inneren "BundesbahnerUhr" folgend, krabbelte Martin gegen 5h wie angekündigt, aus dem Wüstenbett - um die Morgenstimmung auf Bildern einzufangen. Mich hielt später kurze Zeit später auch nichts mehr in der Waagerechten, schlafen sollte man zu Hause, natürlich auch in der Weissen Wüste - aber jaaa nicht zu lange - schnappte die Camera und trabte los, zuerst ohne Schuhe .. der Sand war kalt wie Eis!! Die aufgehende Sonne tauchte die Welt in ein faszinierend diffuses Licht.

Ein nettes Sprichwort sagt: "Der frühe Vogel fängt den Wurm" - oder - "Der frühe Martin knipst den Fuchs". Die anderen drei Lieben meiner "Wüstenfahrgemeinschaft" schliefen „den Schlaf der Gerechten" vorerst weiter. Aha, von weitem erkannte ich, dass gegen 10 nach 7h auch die letzten Schlafmützen den Weg aus ihren warmen Schlafsäcken gefunden hatten. Die Sonne stieg höher und es dauerte nicht lange: Vorhang auf für die Tagesvorstellung in der Weißen Wüste. Genau wie bei einem Bühnenbildwechsel, sieht später alles anders aus und die Vorstellung kann weitergehen. Die wüste hatte unzählige Überraschungen für uns. Was auf den ersten Blick wie tausende von Hassenkötteln aussah, sind in Wirklichkeit kleine Steinkugeln, die ich schon bei meinem ersten Besuch bewunderte. Einige haben die Form von Blumen, in anderen wiederum findet man Zeugnisse längst vergangener Zeit, z.B. von Muscheln, als diese Gegend noch unter Wasser lag.

Wieder zu Hause hab ich doch etwas intensiver suchen müssen, um zu ermitteln - um was es sich denn handelt. In einem "Mineralienatlas- und Forum" fand ich, dass es limonitisierten Pyrit-Markasit-Kugeln, Knollen sind.

Nach dem Frühstück packten wir zusammen, suchten alles ab um nicht zurück zulassen und wollten weiter fahren. Aber die Batterie des Jeeps pfiff aus dem letzten Loch und schaffte kaum mehr, den Anlasser zu drehen. "mafisch mushkella" wie die Ägypter immer sagen - Kein Problem - meinte Mustafa - telefonierte kurz und runde 20Min. später kam ein zweites Fahrzeug angerauscht um Starthilfe zu geben. Es konnte weitergehen, aber bevor wir auf die Asphaltpiste nach Farafra bogen musste unbedingt noch ein Photostop sein. In der Unendlichkeit der Wüste lief ein Führer mit seien beiden Kamelen durch den Wüstensand.

"Wahat Farafra"(oder auch Wahat al Farafirah) ist von der Einwohnerzahl her gesehen, die kleinste Oase der westlichen Wüste und war bis Ende des letzten Jahrhunderts nur per Kamel zu erreichen. Als der deutschstämmige Gerhard Rohlfs (Entdecker der Djara Cave/Tropfsteinhöhle) auf seiner dreimonatigen Expedition 1873 in der Oase war, lebten kaum mehr als 350 Menschen hier. Mit dem New Valley-Projekt (im arabischen "al Wadi al Gedid" - zu dem u.a. auch Dachla und Kharga gehören) und der in den siebziger Jahren fertig gestellten der Asphaltstraße stieg auch die Bewohnerzahl wieder an. Wie auch in den anderen Oasen der westlichen Wüste steht Landwirtschaft in Farafra an erster Stelle. Wir besuchten zuerst den etwas außerhalb liegenden "Bir Sitta" Brunnen (Bir Sitta = Brunnen 6). Genau wie im vergangenen März - waren so gut wie keine Touristen vor Ort.

Eine gute Stunde später fuhren wir weiter und kamen gegen 11h in Farafra beim Badr Museum an. Badr Abdel Moghny`s Anwesen befindet sich gleich am Ortseingang auf der linken Seite. Diesmal kam der Künstler nicht - wie im vergangen März - aus der Tür gelaufen, um uns zu begrüßen. Er "weilte in einer tiefen Künstlerischen Phase". Das Ganze Museum sah von außen wie eine Baustelle und auch im Innenhof ganz anders aus, als vor ein paar Monaten. Die Mauern waren ringsum neu verputzt und Badr malte hochkonzentriert mit weißer Kreide - große neue Motive auf die Wände, die später ausgekratzt werden.

Badr ist 1958 hier in Farafra geboren, aufgewachsen und von Beruf Lehrer. Vor mehr als 15 Jahren gründete er das kl. Museum mit dem Ziel, Natur und Kultur der Oase zu illustrieren und seinen Besuchern näher zubringen. Seine Skulpturen zaubert er überwiegend aus weichem Sandstein und Hölzern der Region. Genau wie vor ein paar Monaten verbrachten wir unsere Mittagszeit wieder in dem kl. SB-Restaurant nebenan, deren "Köche" uns mit super leckeren Sachen verwöhnten. Das einzige, was die Gemütlichkeit ein ganz kl. bisschen störte waren die unglaublich vielen Fliegen. Denen man nur mit ausdauerndem um sich schlagen, was auf die Dauer einfach Panne war, ggf. durch entsprechende Ganzkörperverhüllung - oder einem fluchtartigen Dorfspaziergang entkommen konnte. Es war Mittag, wir liefen los - in den Straßen sah man nur vereinzelt ein paar Menschen, aber dafür umso mehr Kinder, die von der Schule kamen.

Auf dem Rückweg zum Museum drang leises Motorradgeräusche in meine Ohren und dann geschah das, was ich kaum zu glauben wagte. In diesem riesigen Land kreuzten sich unsere Wege zum dritten mal. Die Motorradfahrer aus Stuttgart kamen winkend und hupend die Straße lang gefahren. Ägypten hält tatsächlich immer wieder unglaubliche Überraschungen bereit. Wie immer verging die Zeit viel zu schnell, gegen 15h machten wir uns auf den Weg ins kleine Sandmeer um ein lauschiges Plätzen für die Nacht zu suchen.

Im Nachhinein muss ich allerdings sagen, dass wir von einer zweiten Nacht in der Weißen Wüste mehr gehabt hätten. Das kl. Sandmeer ist am Tage eine Augenweide, genau wie alle anderen Wüstenregionen die ich bisher gesehen hatte, die Sonne ging glühendrot unter, aber nachts ist alles schwarz. Nur gut, dass der unbeschreibliche Sternenhimmel später auch hier sein Zelt über uns ausbreitete und ein wenig Licht boten.

30.10.2011- Wüstengeburtstag - Mein "Österreichischer Wüstenbruder" Martin hatte die ersten 38 Jahre seines Lebens hinter sich. Fürs 39. wünschten wir ihm alles Liebe und brachten ihm ein Ständchen. Die Jungs hatten Kuchen und ein Päckchen typisch ägyptische Kerzen besorgt, die in der Regel in fünf Minuten abgefackelt sind.

Als eine Überraschung hatte ich eine gr. Kerze "angeschleppt", die bei brennendem Docht die Farbe wechseln sollte, die Betohnung liegt auf "sollte". Stunden lang saßen wir um diese blöde Kerze rum, beschworen sie mit allerlei Wüstenzauber, aber sie wollte sich partout nicht in rot, blau oder grün verwandeln. Aber immerhin: sie brannte, brannte und brannte - die ganze Nacht durch. Eine wirkliche Qualitätskerze, denn noch nicht mal die Hälfte war weg.

31.10.2011 - Kalt war es in kl. Sandmeer und das nicht zu knapp, barfuß laufen lag überhaupt nicht drin. Auch war der Sand hier grober als anderswo und pikste hin und wieder wie kl. Nadeln. Unser allmorgendliches Frühstückszeremoniell fiel heute - wegen des "etwas dünnem Wohlfühlfaktors" sehr kurz aus. Viel schneller als üblich packten wir zusammen, schauten ob alles so aussah - als wären wir nie hier gewesen und fuhren in Richtung Asphaltstraße.

Aber vor unserem nächsten Etappenziel, hieß es erst einmal Abschied nehmen. Mostafa verließ uns, Schade - er war für ein sehr liebenswerter, kompetenter, immer auf seine Gäste eingehender, witziger, sehr umsichtiger Fahrer und Wüstenkumpel, aber er musste mit seinem Jeep zurück nach Bahariya und wir umsteigen in einen Minibus, den wir aber - samt Fahrer - von der Kairofahrt her schon kannten. Mohammed freute sich uns wieder zu sehen. Schnell wurden die Koffer von einem, ins andere Auto verfrachtet. Mosfafa fuhr in die Eine und wir in die andere Richtung - der Oase Dachla entgegen.

Nach kurzer Fahrt bogen wir links - nach Bir Abu Minqar ab, das Gebietsmäßig immer noch zur Farafrasenke gehört. Der kl. Oasenteil war lange Zeit verlassen. Erst durch das New Valley Projekt und die für die Landwirtschaft so wichtigen Wasserbohrungen, haben sich auch hier wieder Menschen angesiedelt. Wasser ist halt alles - ohne dem geht nix!! Wir hielten an einer "Raststätte, mit herrlichem Palmengarten, deren Besitzer (u. a. ein Spanier) leider vergeblich auf noch mehr vorbeireisende Gäste wartete. Der Tag war zwar noch jung, die Zeiger der Uhren hatten noch nicht mal 9h erreicht. Aber nach nur 20 Min. stiegen wir wieder in den Bus, verließen den idylischen Ort und fuhren weiter in Richtung Dakhla. Unser nächstes Ziel - der Tempel Deir El Hagar.

Die immer wieder abwechslungsreiche, nie langweilig werdende Wüstenlandschaft huschte an den Autofenstern vorbei. Gegen 10h - trafen wir dann zum 4ten mal auf die drei Motorradfahrer aus Deutschland (+ Hund, der in dem hellen Kasten saß), die uns winkend überholten. Wir wünschten den Dreien + - alles Gute! Es sollte leider das letzte Aufeinandertreffen sein.

Mit jedem gefahrenen km holte uns die Kultur wieder ein. Der am westlichen Rand von Dakhla gelegene römische Sandsteintempel Deir El Hagar, was soviel wie "Steinkloster" bedeutet, wartete auf schon auf seine Besucher. Das zum Schutz gegen Wind und Sand, mit einer Lehmziegelmauer umgebene "Gemäuer" soll eigentlich nie ein Kloster, sondern schon immer ein Tempel gewesen sein. Kaiser Nero baute ihn in der Zeit von 54-68 v. Chr.. Seine drei Nachfolger haben das Bauwerk später immer wieder ein wenig erweitert, "decoriert" und "verfeinert". Jahrhunderte gehörte er zum Lebensinhalt der Menschen, die in seiner Umgebung lebten. Viele viele, oder noch mehr Jahre später, kam u. a. eine Wanderdüne und andere Umwelteinflüsse, die ihn für einige Zeit begruben. Die Düne wanderte irgendwann weiter und so blies der stetige Wind einige Tempelteile nach und nach wieder frei.

Wer durch die Oasen reist und sich vorher, unterwegs oder nachher ein wenig über die Altertümer in dieser Region informiert, stößt unwillkürlich und immer wieder - auf zwei Afrikaforscher/Archäologen: den Deutschen Gerhard Rolfs und den Ägypter Ahmed Fakhry.

Rolfs führte hier 1874 erstmals archäologische Untersuchungen durch. Fast 100 Jahre später kam Fakhry und begann mit kleineren Grabungen. Aber es dauerte noch mal 20 Jahre bis man den ganzen Tempel in seiner wahren Pracht frei gelegt hatte. So schöne klare und bis ins Detail genaue Reliefs hatte ich noch nie gesehen (oder ggf. nie richtig hingeschaut ).Nicht weit vom Tempel entfernt, befindet sich die Nekropole El Muzawka (auch Gebel El Muzawwaqa oder Muzawaga usw. geschrieben). Die beiden bedeutendsten oder bekanntesten Gräber, die von "Petosiris und Petubastis" wurden 1908 vom Amerikaner Herbert E. Winlock entdeckt, teilweise beschrieben und abgelichtet, um dann wieder in Vergessenheit zu geraten.

Bis der Archäologe Ahmed Fakhry sie 1972 "wieder entdeckte" und freilegte. Beide Gräber wurden inzwischen restauriert. Und - oder Aber: sind beide Gäber bis heute (11.2011) wie man sagt, wegen Einsturzgefahr für Besucher geschlossen. Bakschisch soll auch nicht helfen, da der Grabwächter keinen Schlüssel besitzt. Unserem Hobbyarchäologen Martin blutete das Herz, aber die Türen der beiden Gräber blieben auch für ihn verschlossen.

Rund um den Hügel befinden sich aber noch zahlreiche, in Reihen übereinander gelegene, in den Felsen gehauene - wenige verschlossene - aber auch sehr viele - offene Grabhöhlen. Die meisten sind leer, in einigen liegen heute noch menschliche Gebeine und mumifizierte Schädel, von Mensch und Tier. Vieles was wir uns bisher angesehen hatten war zum größten Teil Alt, sehr Alt sogar!

Die Islamische Stadt Al-Qasr - unserer nächstes Ziel natürlich auch, aber hier war alles so ganz anders. Schon von weitem ist das ca. 21m hohe, in den blauen Himmel ragende aus Keramikton und Lehmziegeln gebaute Minarett der Nasr al Din Moschee aus dem 11-12. Jahrhundert zu sehen. Al Qasr sieht wie alle alten Oasenstädte einer Festung ähnlich. Es war 12.30h, die gleißende Sonne stand senkrecht am Zenit, vor der Stadt war es sehr warm, in der "ihr" empfing uns eine angenehme Kühle. Beim durchstreifen der engen, Labyrinth ähnlichen, teilweise überdachten Gassen aus der überwiegend aus der mamlukisch-osmanischen Zeit, hatte ich das Gefühl in die Vergangenheit katapultiert worden zu sein, die fast körperlich zu spüren war. Ob es evtl. daran lag, dass hier immer noch Menschen leben und wohnen? Um 2009 sollen es noch an die 600 gewesen, inzwischen dürften es aber weniger geworden sein, denn der Ortkern steht unter Denkmalschutz, dass heißt auch, dass nichts verändert werden darf. Wer dennoch geblieben ist, gehört zu der Ärmsten der Armen. Ganz El Qasr soll als Museumsdorf für die Nachwelt erhalten bleiben. Um dies zu verwirklichen wird Ägypten tatkräftig über das QDP - Qasr Dakhleh-Projekt der Uni Groningen aus den Niederlanden unterstützt. Seit vielen Jahrhunderten hat sich hier so gut wie nichts verändert. Die Gassen durch die wir liefen, sind dieselben wie "damals", über den gleichen Boden trabte 1874 Gerhard Rolfs und viele Jahre später Ahmed Fakhry.

Wir schlenderten u. a. an der ehemaligen Madrasa (Koran Schule), an einer uralten Getreidemühle, und an etlichen - der fast 40 Türen, mit den für hier so typischen, wunderschön mit Kalligraphien verzierten Türstürzen aus Akazienholz vorbei. In diese wurde jeweils ein Koranvers, das Baujahr, der Name des Erbauers und Hausbesitzers und natürlich des Handwerkers eingeschnitzt.

Auf dem Rückweg schauten wir noch in dem 2002 eröffneten Ethnologischen Museum vorbei, das in einem Haus aus dem Jahr 1785 untergebracht ist. Aber bevor wir die Museumsräume betreten konnten musste erst eine große schwere Holztür geöffnet werden und zwar mit diesem genialen Holzschlüssel. In dem kleinen Museum werden sehr schön und gut sortiert Gegenstände ausgestellt die, das traditionelle Leben der Oasenbewohner recht eindrucksvoll und anschaulich "erzählen". Und siehe da, in diesem Heimat-Museums - hängt ein Bild von Dr. Ahmed Fakhry (*1905 - + 1973)  - dessen Name auf unserer Reise immer wieder auftaucht.

Schon fast 13.30h - Mittagszeit, Essam ließ uns die Wahl, entweder wir suchten uns in Dachla ein Restaurant, oder wir fuhren zu einer Bauernfamilie. Sich in diesem Fall zu entscheiden, fiel da wirklich nicht schwer, natürlich wäre ein Mittagspicknick bei einer Bauernfamilie mal was ganz anderes und vor allem ein weiters "High Light" auf dieser fantastischen Oasentour. Als der Bauer den Minibus um die Ecke biegen sah, kam er wieselflink und wehender Ghalabeya über den harten Stoppelacker angelaufen, nahm seinen Strohut ab und begrüßte seine, zurzeit eher seltenen, Gäste. Das unser Gastgeber auch auf den schönen Namen Mohammed hörte, überraschte uns dann nicht sonderlich.

Nach kurzem Palaver mit Essam und Mohammed telefonierte er mit seiner Frau Hanan um die "Bestellung" durchzugeben. Wir schauten uns derweil ein wenig um. Ein paar Meter entfernt dösten drei Esel in der Sonne,zwei fühlten sich irgendwie gestört und standen beim näherkommen auf, der dritte dachte sicher: Och nöö nich schon wieder gaffende Touristen. .....Bauer-Mohammed bat seine zwei Kinder uns den Garten zu zeigen. Auf der anderen Seite des Feldweges war eine kl. Plantage mit Brunnen, der einem jungen Rind als Tränke diente und die Wurzeln der Zitronen- Apfelsinenbäume und Dattelpalmen feucht hielt. Und wer noch nie eine, frisch vom Baum gepflückte Mandarine gegessen hat, weiß nicht wie himmlisch gut diese Früchte in Wirklichkeit schmecken. Vom Grundstück der Bauernfamilie aus entdeckte ich, in der Ferne, ein wundschönes Anwesen, oben auf einem Berg gelegen (ich hoffe ihr könnt es auf dem bild in etwa erkennen). Essam meinte das es, dass zurzeit geschlossene Hotel "Eco-Desert Lodge" ist, bei einem DZ-Zimmerpreis von 150€ evtl. nicht ganz verwunderlich. Hauptgrund wird aber eher die "Umbruchszeit" sein, in der die Touristen das Land im Ganzen meiden. Immer wieder das Selbe, die Zeit verging viel zu schnell, wir mussten in die Hauptstadt. Für die kommenden zwei Nächte war das Oasen Hotel Mezbarez in Mut unser zu Hause.

Kaum hatte sich die Eingangstür hinter uns geschlossen kamen drei freundliche Männer zur Begrüßung: Koulou Tamam?? Oh ja, bei uns war alles OK. Nach kurzem Checkin an der Rezeption zeigte man uns die Zimmer. Alle lagen eine Treppe hoch, meins links am Flurende, war richtig schön geräumig, hatte sogar einen großen Familienkühlschrank. Der kleine Balkon lag im Schatten eines Baumes, der mindestens Hundert zwitschernden Vögeln als Obdach diente und direkten Blick auf die Hauptstraße hatte. Kurze Bettprobe: Ohweia, in dem großen Doppelbett lagen zwei steinharte Kopfkissen auf ebenso harten Baumwollmatratzen und in einer Zimmerecke hing ein großes verstaubtes Spinnennetz mit allerlei verpupptem Getier in der Mitte. Obwohl es noch nie meine Art war und ich bisher sage: ist OK - wird schon werden, keimte diesmal der Gedanke nachzufragen ob da noch was anderes frei sein könnte - und ja - es war. Hätte jemand nein gesagt, hätte er m.E. auch sicher gelogen, denn wir waren die einzigen Gäste.

Zimmer 108 war ohne gr. Spinnengebilde, hatte normale Matratze und Kissen und daher perfekt. Ein mit Hasendraht präpariertes Zimmerfenster ging nach hinten und der kl. Balkon zeigte zu einer typisch Ägyptischen Seitenstraße. Das kl. Badezimmer hatte rosa Fliesen und über dem Waschbecken einen Spiegel, vor dem man sich langmachen und auf die Zehenspitzen stellen musste um sich zu sehen, weil er viel zu hoch angebracht war. Das ist Ägypten, wie ich es liebe!! Immer etwas (oft auch mehr) anders - als die Norm!

Um ein bisschen von der Stadt zu sehen, machten wir zwei uns gegen 17h auf den Weg, die Sonne war schon fast untergegangen. Benannt nach der Göttin, ist Mut Verwaltungszentrum und Hauptstadt der Oase, in der ca. 16.000 Menschen wohnen, die überwiegend von der Landwirtschaft leben.

Im Vergleich mit den anderen Oasenstädten ist Mut eine sehr saubere Stadt, hier scheint einiges anderes zu laufen. Zum Beispiel rasen die Autofahrer nicht so, sie achten tatsächlich auf andere Verkehrsteilnehmer, egal ob sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind und Motorradfahrer tragen Helme. Genau wie in den anderen Oasen auch scheint das motorbetriebene Zweirad - neben den vierbeinern Elsel und Pferd, eines der wichtigsten Verkehrsmittel zu sein. Auf der Suche nach einer Bank mit Geldautomat, kamen wir an einen großen Kreisel, an dem linke Hand die Busstation liegt. Zwei Querstraßen weiter wurden wir schließlich fündig, ich zog schnell ein Paar LE und war erleichtert, endlich wieder flüssig zu sein. Nichts ist bedrückender, „als ungeschminkt, mit leerem Geldbeutel und fern der Heimat“ zu sein.

Plötzlich standen wir vor einer Garküche, aus der es extrem verführerisch nach frischen Falafeln duftete. Nur noch drei einsame, in Sesam gewälzte Falafelküchlein lagen in einer großen Schale. Mehr brauche ich gar nicht - sagte ich zu Martin, bitte sag dem Verkäufer, die und nur diese drei - wollen wir unbedingt haben. Entweder konnten - oder wollten sie nicht verstehen und wir bekamen mehr und mehr das Gefühl, dass die Leute uns für völlig "durch geknallt" hielten. Denn wer kauft schon "nur 3 Falafel" - niemand - jedenfalls nicht in Ägypten. Nach einer Weile hatten wir ihn dann doch überzeugt, die drei Bällchen in eine kl. Tüte zu packen und dafür drückte ich ihm 5LE in die Hand, sagte "MeyaMeya" und wir gingen. Das der Betrag viel zu hoch war - war klar, aber kleiner hatten wir`s eben nicht. Später kamen wir nochmal an dem Laden vorbei und sieh da, man hatte die "vielzuviel zahlenden Exoten" nicht vergessen.

Der Rest wurde mit Abendessen und anschließendem Taulaspielen in einem Cafeshop ausgefüllt. .... (Das Taula-Spiel kann man mit Backgammon vergleichen) Der Laden war gerammelt voll und das Fernsehgerät auf volle Lautstärke gestellt. An allen Tischen saßen Männer die Spielten, laut fluchten, wenn der Zug mal nicht so gut war, man hörte das klappern der Taulawürfel und das scheppern der Dominosteine. Ganz in der Ecke am Fenster war noch ein freier Tisch. Alle - ok nicht alle, aber einige Wohlgerüche des Orients trafen meine empfindlichen Nasennerven, es roch nach Shisha, Kaffee und etwa grenzwertig nach übersüßem Männerparfum. ...

01.011.2011 - Nicht nur die Tage scheinen hier schneller zu vergehen, sondern auch die Nächte. Gefühlt war ich kaum eingeschlafen, da war es schon wieder hell im Zimmer und die Sonne blinzelte durch die Vorhänge. Ein Blick auf die Uhr sagte - Jallah - raus aus dem Bett. In 45 Min. war Frühstückstreffen, mit anschließender Super "Droge Kultur Pur". Balat liegt am Ostrand er Oase Dachla, war früher "Knotenpunkt" der Karawanenroute und Herrschersitz des Oasenoberhauptes. Unser Ziel war der alte Ortsteil, deren Mauern von den Marmluken und Osmanen aus Lehmziegeln erbaut wurden und die heute, durch Wind und Wetter nicht mehr eckigen sondern vielmals rund sind. Alt Balt gefiel mir auf Anhieb ein bisschen besser als Al Qasr, was an den vielen weichen runden Formen liegen könnte. Auch hier gibt es die engen überdachten Gassen, die Schutz vor Wind, Sand und Eindringlingen wie z.B. Tieren boten und Häuser, die hin und wieder bis zu drei Stockwerke hoch sind. Genau wie Altstadt = Al Qasr in Dakhla, leben auch im alten Teil von Balat noch Menschen, die sich u.a. in den leerstehenden Behausungen allerlei Federvieh halten und weil es noch Bewohner gibt, wird die alte Moschee immer noch genutzt. Zum Abschluss stiegen wir einem Haus "aufs Dach" und wurden mit einem herrlichen Ausblick übers Dorf belohnt. Nur ein paar km weiter: Im Gebiet "Qila al Dabba" wird seit Jahren gegraben und ein Ende ist nicht in Sicht. "Schuld" hat wieder einmal Dr. Ahmed Fakhry der ca. 1970 entdeckt hatte, was sich unter dem vielen goldfarbigen Sand befand.

Viele Nekropolen hat der Sand über die Jahrhunderte hinweg verschluckt, natürlich konserviert und auf Menschen gewartet, die sie wieder ausgraben. Keine 15 Min. vom Islamischen Dorf entfernt hat man 5 Mastabas aus der VI Dynastie ausgebuddelt. Von vier sind leider nur noch Ruinenreste zu sehen, wie z.B. das von Chentikau-Pepi. Wunderbar dagegen ließ sich u. a. der Mastaba des Chentika (Khentika) restaurieren (Beginn 1986). Er soll Gouverneur in der Zeit des Pepi I (ca. 2289 - 2255 v. Chr.), gewesen sein.

Mein erster Gedanke, sieht aus wie die Stufenpyramide in Sakkara, nur halt auf den Kopf gestellt. Im Zuge der Grabungszeit fand man heraus, dass an diesem Ort nicht nur "Er" seine letzte Ruhe befand, auch für 3 seiner Familienmitglieder wurden Grabkammern in den Sandstein gehauen. Alle Grabschätze, die während der Grabungen in diesem Gebiet gefunden wurden sind heute im Museum in Kharga ausgestellt. Wie diese Grabstele z.B. aus dem Grab des oben gennannten Chentika.

Weiter geht`s nach Al Bashandi (Baschendi, oder auch Baschindi...) und wie ich gelesen habe, eines der ältesten Dörfer der Oase, ca. 40 km von Mut entfernt. Wie bei allem alten - ranken sich auch um dieses Dorf einige Geschichten. So soll überliefert sein, dass der Name des Dorfes von einem indischen Prinzen abstammt, der sich im 11. oder 12 Jahrhundert hier niedergelassen hatte. Ob die Geschichte stimmt ist mir eigentlich egal, aber sie hört sich toll an. Objekt und Ziel der Begierde waren zwei Gräber, die zu einem islamischen Friedhof gehören. Das Mousoleum vom Sheik Bashindi oder auch PaschHindi und das Grab des Kitines.

Wir war noch nicht ganz aus dem Bus "gekrochen", da kam schon der Wärter mit seinem großen Schlüssel angelaufen, um uns die schwere alte Holztür zum Mausoleum zu öffnen.Man kann man sehr gut erkennen, dass man hier auf "alten Grund" zurückgegriffen hat. Der untere, hellere Teil des Gebäudes stammt aus Römischer- und die Kuppel aus braunrotem Lehmschlammziegel aus Islamischer Zeit. Im inneren sah es aus wie Kraut und Rüben, Sandhaufen und Bretter lagen wirr durcheinander. Sicher wurde restauriert. Gut zu erkennen sind aber die vielen Henna-Handabdrücke von Menschen, die diesen Ort als Wall- und Pilgerfahrtsstätte nutzen. An diesen Ort kommen sie um zu beten und sich Hilfe für allerlei Lebenslagen zu holen.

Essam erklärte uns eine besondere Eigenart der Mousoleumskuppel. Er schickte einen von uns in die eine Ecke und er ging zur anderen gegenüber. Dann flüsterte er einen Namen "in die Wandecke" und sein Gegeüber konnte ihn verstehen. Die Kuppel hat von Ecke zu Ecke eine durchgehende Vertiefung, in der die Schallwellen weitergeleitet werden. Bei uns nennt man sowas einen "Flüsterbogen".

Kommen wir zum zweiten Grab, dass des Kitines, dessen Eingang heute ein paar Stufen nach unten liegt, Das war sicher nicht immer so, aber von damals zu heute hat sich das Untergrundniveau u. a. auch duch ständigen flugsand, erhöht. Bis ca. in der Zeit des ersten Weltkrieges war das Grab bewohnt, mal von Soldaten und später von Dorfbewohnern, man hatte sogar ein Haus oben drauf gebaut.

Das Grab des Kitines gehört zu einer 5. Gruppe, aber nur in diesem, fast Quadratischen Bau - gibt es Grabrelifs zu bestaunen. Die Mittagszeit verbrachten wir auf Einladung von Hanan und Mohammed, dem Bauernehepaar, in ihrem Haus, das etwas höher gelegen am Berg steht, nicht weit entfernt von dem Hotel "Eco-Desert Lodge".

Es roch verführerisch nach frisch gebackenem Brot. Zuerst führte uns der Hausherr in eine typisch eingerichtete "Gute Stube", später dann in eines kl. Esszimmer in dem Hanan den Tisch wieder mehr als reichlich mit allerlei Leckereinen gedeckt hatte. Das einzige, was ich partout nicht anrühre oder essen kann, weil sich der Magen verrenkt ist Mulokhya (oder Muluchia, Moloheya..). Bei uns ist die Pflanze als Muskraut oder Gemüse-judenpappel bekannt. Vor Ort werden die Blätter feingehackt, gekocht und später als sämige Suppe serviert. Sieht ähnlich aus wie eine Spinatsuppe, ist aber im Gegensatz zu dieser, schleimig. Das bei allen so geliebte Teezeremoniell fand auf dem Dach des Hauses statt, von dem man eine wunderschöne Aussicht hat. Alle schönen und angenehmen Dinge sind meist zu kurz - Leider, wir mussten uns gegen 16h verabschieden. In ein paar Stunden hieß es schon wieder Koffer packen, um am morgen weiter in die Oase Kharga zu reisen.

Im Hotel verkrochen wir uns erst einmal in die Zimmer, ein bisschen ausruhen tat einfach gut und den Tag Revue passieren zu lassen war bei der "Reizüberflutung der anderen Art" auch angebracht. Abendessen war für 20.30h angedacht, anschließend wurden noch ein paar Runden Taula und Domino gespielt kurz vor Mitternacht waren die Akkus leer - ab ins Bett.

02.11.2011 - Nach dem Frühstück stapelte Mohamed unsere "Habseligkeiten" in den Bus und fuhr, bevor es auf große Fahrt in Richtung Kharga ging, noch schnell zu einem kl. Supermarkt um Obst einzukaufen, inzwischen war es kurz vor 10h. Auf der anderen Straßenseite kam ein Pickup angefahren, der nicht nur bis zum Dach voll mit Teppichen beladen war, sondern viel höher. Ein bisschen mehr geht immer .... jedenfalls in Ägypten. Abschied von Dakhla, einer bezaubernden Bilderbuch Oase!

Von Dachla nach Kharga sind es knapp 200 km. Damit auch an diesem herrlichen Tag die Kultur nicht zu kurz kam, steuerten wir eine halbe Stunde später auf den Ortsrand von Tineida zu, an dem ein Islamischer Friedhof mit dem Kuppelgrab eines Scheichs und drum herum kleine Gräber mit Grabsteinen liegt, die wie kl. Häuser aussehen. Tineida befindet sich am Ostrand der Oasen Senke, gehört aber immer noch zur Dachla.
Wir verließen deren Bereich, passierten einen Checkpoint und kamen nur ca. 6 km weiter in südliche Richtung im "Tal der Kamele" an. Mitten im satten Grün stehend, tauchen Sandsteinfelsen auf, von denen einer wie ein sitzendes Kamel aussieht, das gen Süden blickt. Hier lohnte es sich allemal, für eine kl. Zigarettenpause anzuhalten.

Auf dem Weg nach Kharga streiften wir u.a. Ausläufer der Abu Muharriq (Abu Muharrik, Muharek oder auch Ghard Abu Muharrik), der längsten Wanderdüne der Welt. Sie "rast nicht", denn sie hat alle Zeit der Welt. Ihr reichen die ca. 10 m im Jahr, die sie vorwärts kommt. Sie wandert und wandert und sorgt immer wieder für zugewehte Straßenteile und Strommasten. Nichts und niemand hält sie auf ihrem Weg auf. Die ersten Häuser der Oase Kharga (El Charga) mit ihrer gleichnamigen Provinzhauptstadt, erreichten wir gegen 12.30h, wollten aber vor dem nächsten "Kulturschub" schnell was essen und das Oasenleben ein bisschen einsaugen. Wie immer gab es Suppe, Salat, Reis und Hähnchen. Wenn ich es nicht so lieben würde, hätte ich sicher ein kl. Problem.

Ein paar Infos: Die Oasensenke, die man auch "die Große" nennt, ist zwischen 20 und ca. 50 km breit und ca. 200 km lang, an ihrem tiefsten Punkt liegt sie ca. 18m unter dem Meeresspiegel. Ganz "Früher" war sie unter anderem auch Verbannungsort- und der vorletzter Haltepunkt der über 1700km langen Handels- und Sklavenhandelsroute vom Sudan nach Südägypten, die als "Darb al Arabeen" oder "Straße der vierzig Tage" bekannt ist. Als der Assuanstausee gebaut wurde, Menschen vertrieben- und umgesiedelt wurden, fanden viele Nubier in der Oase eine neue Heimat. Seit den Ende der 50ziger Jahre ist El Charga Gouvermentsitz und Verwaltungszentrum vom, wie die Ägypter sagen: "Wadi al Gadid (Jadid oder auch Dschadid) (neues Tal oder New Valley-Projekt). Zurück in die Gegenwart: Unser nächstes Ziel war das an der Hauptstrasse "Sh. Gamal Abdel Nasser" gelegene - 1994 eröffnete Charga Museum " Mat`haf".

Das Gebäude sieht ein wenig netter aus, als die sonst oft fantasielosen kastenförmigen neuen Betonbauten der Stadt. Hier werden über drei Etagen, unterteilt in Perioden, alle Funde der Gegend aufbewahrt, u. a. von vorgeschichtlicher- bis hin zur christliche Zeit, ist alles vorhanden was aus dem schützenden Sand in Laufe der Jahre zutage befördert wurde und ein sehr gutes Bild über die Geschichte der Oasen bietet. Oben hatte ich angemerkt, dass die Oase einmal als Verbannungsort "diente", sehr häufig handelte es bei den Menschen u.a. um Christen. Anfang des fünften Jahrhundert lebten hier in Kharga und auch Dachla fast nur Christen. Ein besonders Zeugnis darüber, ist die christliche Nekropole Al Bagawat (Gabbanat el Bagawat = Friedhof der Vornehmen), die zu den ältesten und besterhaltensten Friedhöfen der Welt gehört.

Nur unweit, ca. 1km nördlich vom Hibis Tempel befinden sich auf einem Hügel gelegen, 235 (von ehemals 263 - von 28 sind nur noch Grundmauern übrig) Schlamm- oder Lehmziegelgräber- und Kapellen aus dem 3. bis 7 Jahrhundert, die zum größten Teil sehr gut erhalten sind. Mohamed stellte den Bus auf dem gr. leeren Parkplatz im Schatten einer hohen Dattelpalme ab. Der Zeitpunkt diesen Ort zu besuchen, konnte gar nicht besser sein, es war nach 15h und die Sonne tauchte die Landschaft in ein warmes Licht. Einige der Grabbauten haben noch Kupeldächer, andere sind heute - nach oben hin offen. Die einen sind innen schlicht, in einigen gibt es sehr gut erhaltene Malereien. Die wohl bekanntesten sind die Friedens- und die Exoduskapelle.  In der Kuppeldecke der "Kanisat as Salam" = Friedenskapell zeigen die Malereien Szenen aus dem Alten Testament und in der Exodus Darstellung aus Pharaonischer Zeit, die m. E. aber lange nicht so phantasievoll und schön sind. Da sie sehr sehenswert ist, sollte man die Nekropole Al Bagawat bei einem Besuch in dieser Gegend unbedingt ins Programm aufnehmen. Zum Abschluß setzten wir uns noch ein Weilchen in die, zum Areal dazugehörende Cafetreria am gr. Parkplatz. Die Nekropolenwächter haben sich hier eine Hütte, einen Brunnen und einiges an hübschen Pflanzen angelegt. Da fiel mir plötzlich die Dose im Koffer wieder ein, in ihr hatte ich den Ableger einer "Porzellanblume" von Mallorca, den ich eigentlich schon in Bahariya einpflanzen wollte. Da dort aber alles so verwildert aussah, blieb wo er war. JA - Genau - hier sollte er "ein neues zu Hause" bekommen und wachsen, die Männer freuten sich, schafften gleich ne Kanne was ran um den kleinen Setzling anzugießen. Beim Abschied, bat ich sie sehr gut auf ihn aufzupassen, denn irgendwann sehen wir uns wieder - inshallah!

Auf dem Weg zum Hotel Sol Y Mar Pioneers kamen wir am, seit 2005 und leider immer noch geschlossen Gelände des Hibis-Tempels vorbei. (Wiedereröffnung war 2013)  In seiner "Blütezeit" stand er an einem See. Der See verschwand im Laufe der Jahrhunderte, aber das Grundwasser nicht und setzte den Grundmauer so zu, dass er einzustürzen drohte, deshalb zerlegte- und versetzte man ihn ca. 500m weiter.

Die Sonne begann sich zu verkrümeln. Kultur ist ja schön und gut, aber irgendwann ist "Schicht" und es reicht, man solls ja nicht ins exzessive abgleiten lassen, außerdem sehnte sich jede Faser meines Körpers nach einer säubernden Dusche. Das Sol Y Mar Pioneers ist ein netteskl. Luxus Hotel, mitten in der Wüste. Die Zimmer sind sehr schön, typisch eben, sie haben einen kl. Kühlschrank, TV, Klimaanlage (genau so sah mein Zimmer im März 2004 aus, als ich im Arabia Azur in Hurghada war und im März 2011 im Safir haben sie auch den selben Tischler beschäftigt) und drum herum eine sehr gepflegte Gartenanlage - was braucht man mehr. Und natürlich einen Pool, der aber von weiten schon eiskalt aus sah, ggf. war er deshalb auch völlig verwaist. Martin wagte ein paar Züge, dann hatte auch er das Gefühl zu erfrieren. In irgendeiner Beschreibung hatte ich gelesen, dass dieses Hotel den größten Wüsten-Pool haben soll - OK! Die geräumigen Balkone lagen zum Innenhof, einem kleinen Paradies für zwitschernde Vögel. Verließ man das Zimmer, stand man auf einem Gang, mit sehr schönem Blick in die Landschaft.

Etwa 1 km entfernt, auf einem Hügel stehen 2 Sandstein Tempel aus dem 2. Jh., der kleine und der große Nadura Tempel. Beide stammen aus römischer Zeit. Mir persönlich reichte der Blick aus der Ferne auf die Tempelreste. Aber Martin nicht, als absoluter Tempelfan, hmm - eigentlich reicht diese Bezeichnung nicht und sollte eher TempelNarr heißen - muss man ihn natürlich ganz aus der Nähe betrachten. Heute war es leider schon zu spät. .. Essam und Mohamed waren nicht in unserem Hotel untergebracht und hatten sich bis morgen Früh um 9.30h verabschiedet. Nach dem Essen liefen wir noch eine kl. Runde und krochen dann unter die Decken.

03.11.2011 - Neuer Tag - neues Glück. Die Köche mal ausgeklammert, war Martin sicher der erste im Hotel, der an diesem Morgen aus dem Bett "musste", weil er sich sagte: Der Tempel hat gerufen - juhu ich komme! Aber: Wenn er nicht aufgestanden und den Berg hochgestiefelt wäre, könnte ich euch keine schönen Bilder zeigen. Die Zeit unserer Oasenreise lief unaufhaltsam ab, die letzten Stunden waren angebrochen. Gegen 9.30h standen Essam und Mohamed vor der Tür und holten uns zu einer letzten Entdeckungsreise ab. Die ersten beiden Ziele liegen etwas über 20 km südlich von Kharga und relativ nah beieinander. Irgendwann bogen wir nach links zu den Tempelanlagen Qasr el Zayan (oder: Qasr ez Zaiyan, al Zajjan, el Zayyan..) und El Ghuiyta (oder: al Ghuweita, Guita, Ghuita ...) ab.

Mohammed hatte den Bus am Straßenrand geparkt. Kaum waren wir ausgestiegen, kam der Tempelwächter angelaufen und bekundete voller Elan, dass der Eintritt 500 LE incl. Fotogebühr betragen soll. Stolzer Preis um sich ein paar alte Mauern anzusehen. La a - ich verzichtete liebend gern und ohne Worte. Aber der gute Mann schien gerochen zu haben, dass bei der kl. Reiseguppe die vor ihm stand, einer war, der so gut wie nie ohne Fotos nach Hause fährt! Welcher Betrag letzten Endes "abgedrückt" wurde und in seine Tasche floss blieb Betriebsgeheimnis.

So viel mehr - als auf dem Schild links neben dem Eingang steht, war es jedenfalls nicht. Auf dem geschrieben steht: Eintritt 25 LE - Studis 15 LE - geöffnet von 8 - 17h. Zurück zum Tempel aus der griechisch-römischen Zeit, der einst Amenebis (lokaler Stadtgott), Amun-Re und Hibis geweiht wurde. Erbaut von Ptolomäern, hat Kaiser Antonius Pius ihn später erweitert. Wie damals, steht der Tempel auch heute noch fast mitten in einem Dorf. 1984 wurde die Anlage restauriert.

Der erste Donnerstag im November 2011 war ungewöhnlich warm, mit jeder Stunde stieg die Temperatur. Wir fuhren weiter zur ältesten Tempelanlage der Oase. Von einer hohen Lehmziegelmauer umgeben "tront" El Ghuiyta sehr schön und malerisch auf einem Hügel. Bei meiner späteren Recherche für diesen kl. Reisebericht und um mehr über das Gebiet zu erfahren, stieß ich wieder mal auf den Namen Ahmed Fahkry, der 1972 hier war und mit Restaurierungen begann. Im Zuge dieser Arbeiten entdeckte er auf dem Gelände u. a. die Kartuschen von Dareios I (latheinisch Darius), eines persischen Großkönigs, der den Bau über eine frühere pharaonischen Siedlung errichten ließ. Kaum zu glauben, aber zu Pharaonischer Zeit war die Gegend für ihren exzellenten Wein bekannt. Normalerweise darf kein Auto bis zur Anlage fahren, leider halten sich nicht alle dran. Ein mit niederländischen Oasentouristen besetzter Jeep parkte oben am Berg, direkt vorm Eingang. Später erkannte ich sie als Gäste aus unserem Hotel. Qasr El Ghweita (Festung der tiefen Quelle) ist in drei "Teile" aufgeteilt, einem Vorhof,einer Säulenhalle und einem Opfertisch Saal mit Sanktuarium.

So schnell wie Wüstensand durch die Finger rinnt, vergingen die Stunden. Es war soweit, die Festungsanlage Dush war das letztes Kulturziel auf unserer Oasen Tour. Einerseits konnte ich so langsam keinen Tempel mehr sehen, andererseits - kam das Ende dieser herrlichen Tour auf erschreckende Weise immer näher.
Auf unserem Weg dort hin, der früher fast gleich der "Darb el Arabin - der alten Karawanenroute" - verläuft, passierten wir Orte - die mit Schilder auf sich hinwiesen und folgende Namen tragen: Algeri, Sanaa, Kuweit, Palestine, Gedda, Bagdad, Aden.  Kurz vor Baris, wie der einst zur Karawanenzeit sehr wichtige Ort hier ausgesprochen wird, bogen wir wieder nach links ab und parkten den Bus an einer klitzekleinen grünen Oase. Strategisch sehr günstig - hoch oben auf dem Berg gelegen, stehen die Ruinen einer römischen Festung und zwei Tempeln, in deren Umgebung es aber auch noch ein Friedhof aus dem 4 Jh. n. Chr. gibt. Es war soooo irre heiß. Martin meinte: fühlt sich an wie im letzten Juni im Wadi Hitan, da hatten mehr wir als 40°. Ich ließ Tempel Tempel sein, verkroch mich zu den 5 hier wohnenden Leutchen in den Schatten der Bäume und strolchte mal hier- und mal dahin.

Nichts, aber auch (Gott sei Dank) gar nichts, konnte unseren österreichischen Tempelfanatiker Martin davon abhalten auf den Hügel zu marschieren um später, vollig erledigt, aber mit fantastischen Bildern wieder zurück zu kommen. Auf der Rückfahrt - ich weiß nicht mehr wo - hielten wir an einem kl. Straßenrestaurant, aßen eine Kleinigkeit, fuhren dann weiter und "landeten" am späten Nachmittag - mit fast "leeren KörpereigenenAkkus" wieder in Kharga. Keine 12 Stunden mehr, dann war auch diese Reise zu Ende und die quirlige Nilmetropole Kairo, hatte uns wieder.

04.11.2011 - Um 9.30h waren alle Koffer und Rucksäcke im Minibus verstaut, wir starteten in Richtung Asyut. Von Kairo trennten uns nur noch schlappte 630 km. Etwas Abwechslung brachte eine sehr schöne Serpentinenstr. und eine gute Stunde später der erste Checkpoint.Anschließen führte die Straße schnurgerade durch die Wüste, der einzige Lichtblick war eine verlassen Wüstenbushaltestelle, an der wir gegen 11h verbeirauschten. Ich fragte mich, ob hier wirklich mal Menschen auf einen Bus warten???? Seit knapp 3 Stunden waren wir unterwegs, um 11.45h hielt Mohammed den Bus an einem Wüstenkiosk an und bat uns, den Wagen bitte nicht zu verlassen, er und Essam wären gleich zurück. Komisch - aber als wir die vielen Männer in der Wüste sahen, die sich alle in die selbe Richtung verneigten, war klar was ablief. Und tatsachlich an diesem Ort gab es nur Männer, welche die beteten und welche, die in der Wüste ihre Notdurft verrichteten.

Sichtlich erleichtert u. a. ihrer Pflicht nachgekommen zusein brachten sie uns vom Bretterbudenkiosk, auf einem dazu passenden Tablett einen super heißen Tee in hauchdünnen Bechern mit. Gute 20 Min später fuhren wir über die Autobahn weiter in Richtung Kairo. Um wegen des anhalten Spritmangels im Land frühzeitig zu tanken, steuerte Mohammed kurz vor 13h eine Tankstelle an.

In zwei Tagen begann das Fest der Feste für alle Musime, dass Opferfest. Dementsprechen voll war die Autobahn, Festagsverkehr - die Menschen vom Land strömten in die Stadt. Entweder um Familien Besuche zu machen, oder um ihr Vieh gewinnbringend zu verkaufen. Viel Fahrzeuge waren mit Tieren beladen, andere mit Gemüse und andere mit Gepäck bis übers Dach.  Wer denkt, dass ein Viehtransport immer groß sein muss der irrt sich. In einem PKW, der zuerst vor uns fuhr schaute ein Schafsbock aus der offenen Kofferraumklappe und als wir ihn überholten entdeckte ich einen zweiten, der es sich auf der Rückbank gemütlich gemacht hatte. Upps, schon kurz nach drei, die Mittagszeit war unbemerkt an uns vorbei gegangen, aber die Blasen drückten, deshalb war der Stop ca. 2 Stunden, und rund 150 km vor Fayum - mehr als Willkommen.  Leider konnten wir in der Halboase nicht anhalten, wie gern hätte ich mehr vom Fayum gesehen, als das Wenige was man von Minibus aus im vorbei rauschen, einfangen konnte.

Kairo am immer näher, der Verkehr nahm zu und die Sonne ging langsam unter. Geschafft, wir kamen pünktlich an, hatten aber keine Zeit mehr uns frisch zu machen, auch egal, Hunger ist viel schlimmer. Um 20h hatten wir eine Verabredung mit Hussein auf einem Dinnerschiff, Martin hatte anläßlich seines Gebutstages am 30.10. zu einer nächtlichen Fahrt auf dem Nil, mit ägyptischem Buffet eingeladen. Schon 2009 waren wir hier auf so einem nostalgischen Pharaonendampfer und schipperten bei fantastischem "Futter" übern Nil - so eine Fahrt lohnt sich wirklich und dauert ca. 2-3 Std.. Auch dieses Mal war das Schiff sogut wie ausgebucht. Später spielte eine Band, eine Bauchtänzerin trat auf und ein Derwisch drehte sich für uns in einem Kreis ohne Ende, während das Schiff gemächlich durch die Wellen des Nils fuhr. Vom Oberdeck hat man eine herrliche Aussicht auf einen Teil des Glitzermeeres der Stadt. Zwischendurch kreuzten kleine Partyboote mit feiernden jungen Leuten unseren Weg. Das ist Kairo, eine Stadt die nie schläft. Gegen Mitternacht waren wir zurück im „President-Hotel“, kurze dusche und ab ins Bett. In ein paar Stunden warteten die nächsten Abenteuer und Sehenswürdigkeiten auf uns.

05.01.2011 - Unser letzter gemeinsamer Tag war angebrochen und keiner konnte es so wirklich wahrhaben. Noch waren aber ein paar Stunden Zeit. Martin wollte unbedingt zum Obelisken von Sesotris I im Stadtteil El Matariya, nordöstlich von Kario Mitte, der bei Tempelgrabungen ca. 2006 entdeckt wurde, aus rotem Assuangranit besteht und aus der 12. Dynastie stammt. Aber als wir um 9.30h ankamen war das Tor verschlossen, Ok wieder 20LE gespart, aber es gab ja noch mehr in der Gegend zu entdecken. Ich persönlich freut mich auf "Shargarat Maryam" (= Baum der heiligen Jungfrau Maria), Shargarat Maryam ist christliche Pilgerstätte - ist schon seit dem Mittelalter bekannt und von einer hohen Mauer umgebenen. Wir standen in einer wunderschön, mit Pflanzen arrangierten Anlage und der gute Mann erzählte etwas zur Geschichte dieser und dem heiligen Baum. Schon 1336 schrieb ein Deutscher Orientpilger über den oben abgebildeten Baum in seinen Aufzeichungen, den es natürlich seit Jahrhunderten nicht mehr im original gibt, er starb wohl im 17 Jhr. ab. Der, der heute dort steht, ist ein Maulbeerfeigenbau (auch unter dem Namen Sykomorenbaum bekannt). Aus dessen Holz die Statue des "Ka Aper"  hergestellt sein soll, die man in Sakkara gefunden hat. Auf wundersame Weise, schließt sich der Kreis immer wieder.

Nachtrag 2013 / Was niemand verstehen wird: Im Oktober 2013 wurde der heilige Baum entwurzelt und zersägt. Ein Schock für alle Gläubigen, der die ganze Welt traf.

Natürlich bemerkte man auch hier im Kairoer Stadtteil El Matariya, das das Opferfest bevorstand. Kleine Herden von Schafen, wohin man sah - ob die wohl ahnten, dass sie ggf. morgen schon auf irgend einem Teller landeten? Überall hing frisch geschächtetes Fleisch vor den Läden und der Erdboden teilweise und großflächig mit Blut durchtränkt. Normal wird das Schlachtvieh, in dafür vorgesehenen Häusern geschächtet und nur zum Opferfest darf auch in den "Hinterhöfen" geschlachtet werden, so die Aussage von unserem Essam.

Der letzter Besuchspunkt - bevor wir zum Flughafen fuhren - führte uns zu einem Bau, den ich 2009 zum ersten mal sah, mich sofort "in ihn verliebte", es aber einige Zeit dauerte, bis ich rausbekam um was es für ein Gebäude es sich handelt. Ergebnis: Das Haus ist unter dem Namen "Qasr Al Baron, Baron Empain Palace, oder Palace Hindou" bekannt. Sein Erbauer: Ein General und später auch Baron Edouard L.J. Empain (9.1852 - 7.1929) stammte aus einer reichen Belgischen Industriellenfamilie, studierte Maschinenbau, reise durch die Welt und kam 1904 wegen eines Eisenbahnprojektes nach Ägypten. Es dauerte nicht lange und er wurde zum „Wüsten Fan“ und Hobby-Ägyptologen.

Kurze Zeit nach seiner Ankunft gründete er die Firma „Kairo Electric Railways & Heliopolis Oasen Company“. Für sein Vorhaben benötigte er Land und erwarb von der Regierung, über 10km Nordwestlich vom Stadtkern Kairos, dort wo einst das antike Heliopolis stand, 25 qm² Kilometer Wüste. So legte er den Grundstein für das „neue Heliopolis“ und das sollte und wurde etwas ganz besonderes. Neben der dazu gehörenden Infrastruktur entstanden u. a.: Straßenbahnanbindungen nach Kairo, „La Luna“ - Afrikas erster Vergnügungs- u. Freizeitpark, Golfplätze, Pferderennbahnen, Luxushäuser, aber auch Mehrfamilienhäuser, Parkanlagen mit breiten Alleen usw..

Am 1. Dezember 1910 eröffnete das „Heliopolis Palace Hotel“, seiner Zeit das größte und luxuriöseste in ganz Afrika. Viele Jahre diente es als Präsidentenpalast. Und er erfüllte sich seinen ganz persönlichen Traum. Er wollte ein „Haus“ das anders war als alle anderen. Qasa El Baron ist ein palastartiges, im Hindu Stil erbautes „Wohnhaus“, liegt rechte Hand auf dem Weg zum Flughafen. Das vierstöckige, reichlich verschnörkelt aussehende Haus ist u. a. mit indischen Motiven verziert. Auf meiner Suche nach Informationen fand ich die Tempelbauten von Orissa in Kambodscha (Erbauer Angkor Wat), die eine große Ähnlichkeit mit dem Gebäude in Heliopolis haben. Es könnte sein, dass er sich von diesen inspirieren ließ. Das 1911 fertig gestellte Gebäude war früher von ansteigenden, üppigen grünen Terrassen umgeben, auf denen steinerne Tempeltänzerinnen, Drachen, Löwen und Elefanten Statuen standen. Heute ist das ehemals weitläufige grüne Umland, rund um zugebaut. Da das Gemäuer seit vielen Jahren für Besucher gesperrt ist, weiß man recht wenig über das Innere des Hauses. Was bekannt ist, dass es 2 oberirdisch u. 2 unterirdische Etagen gibt, die mit zwei Fahrstühlen verbunden waren. Oben feierte die feine Gesellschaft rauschende Feste und lebte in Saus und Braus. Die unteren Etagen wurden als Mausoleum, Wohnraum für die Angestellten und als Küche genutzt.

Drei Empain Generationen lebten in diesem Tempelartigen Gebäude, dessen Drehturm sich immer nach der Sonne richtete, bis es 1957 mit samt der wertvollen Innenausstattung verkauft, andere sagen versteigert wurde. Da der Staat Ägypten aber weiterhin zu 51% das „Sagen“ hatte, verliefen alle Pläne der neuen Besitzer im bürokratischen WüstenSand. Lange Jahre wurde es von Fledermäusen, streunenden Hunden und anderem Getier „bewohnt“ und von zwei Wärtern bewacht. Natürlich ranken sich im laufe der langen Zeit, auch die schauerlichsten Geschichten um dieses Gebäude. So wird gesagt, dass jungendliche Orgien darin feiern, dass satanische Messen veranstaltet werden und und und. Seit 1993 steht das Gebäude unter Denkmalschutz, wie wir es hier bei uns so schön nennen. 2005 hat die Ägyptische Regierung hat das Gebäude ganz übernommen und 2009 mit der Restaurierung begonnen, um es ggf. in ein Museum oder anderes umzuwandeln und so der weitere Verfall hoffentlich - verhindert werden kann. Das wird aber nur passieren, wenn auch in Zukunft genug Geld zur Verfügung steht. "Insha Allah". Jedenfalls hatte sich das Grundstück und die Ansicht des "Fabelhauses" seit meinem ersten Besuch mächtig verändert, erste Ergebnisse der der Restaurierung waren klar erkennbar. "Wie Diebe" schlichen wir einmal rund um das eingezäunte Gelände, durch fast jede Lücke wurden Fotos gemacht - schade nur, dass uns keiner der etwas müde wirkenden Gärtner rein bat und das obwohl wir immer wieder brav grüßten und ihnen zu winkten.

Langsam wurde es ernst, unsere Kairo Zeit lief in ein paar Stunden ab. Aber bevor wir endgülig in Richtung Flughafen starteten, nahmen wir uns die Zeit auf einen "Abschied Cafe" unweit vom Barons Palast, in einer Seitenstraße. Jetzt kommt was total anderes und doch passt es, wie bei einem Puzzel: Im Herbst 1997 kaufte mein Mann und ich einen "Cinquecento Sporting", seit dem bin ich Fiat-Fan und fotografiere alle alten Modelle die mir in Ägypten vor die Linse kommen, denn gerade dort fahren noch jede Menge der alten Fabrikate. Vor unserem Cafe stand so ein altes Modell, ein kleiner Fiat 126, kräftig mit Pinselfarbe verschönert und mit Nebellampen aufgemotzt.Diese kleine "Hutschefiedel" - Spötter nannten ihn auch gern überdachte Züdkerze - wurde von 1987 bis 1991 gebaut und ist der Vorgänger des Wagens, den wir uns im Oktober 1997 gekauft haben. Damals gab es zwei Typen, den "nomalen" Fiat 126 und den Fiat 125 BIS, der hatte dann schon 26 PS und eine Wasserkühlung. ... Den Nachfolger dieses kleinen Flitzers nannte man „Cinquecento“ – demzufolge ist der Fiat 126 der Vater von dem Wagen, den wir vor gut 15 Jahren erworben hatten. Seit 3 Jahren, mit mitlerweile über 320.000 Km auf dem Buckel „bezieht er Rente“und wird nicht mehr jeden Tag über die A 2 gejagt, aber er gehört immer noch "zu" uns.

Themenwechsel:Nach einem letzten gemeinsamen Cafe fuhren wir zum Flughafen der Megastadt Kairo und verabschiedenten uns von Essam unseren Guide und Mohamed, einem fantastischen Fahrer. Inshallah sehen wir uns irgendwann wieder. Für Martins ging der Urlaub leider zu Ende, um 16h startete sein Flugzeug in Richtung Wien und mein Inlandflug nach Hurghada zwei Stunden vorher, wo ich, genau wie im vergangen März mit Hanne, noch 4 Tage im Hotel Safir am Roten Meer bleiben durfte.

06.11.2011 - Schönes Zimmer, schöner Balkon und ein wunderbarer Blick übers Rote Meer. Das einzige was ein bisschen störte war, dass ich ewig froh. Hier am Meer war es mir als Wüstenfan einfach zu "kalt". Am Abend hatte ich eine Verabredung im Jazz, u.a. ein beliebter Tauchertreffpunkt, in der Mall vom Grand Resort Hotel und stiefelte eingemummelt in eine Fliesjacke und Schal um den Hals in Richtung Es Planada los. Richi ist Hurghada-Auswanderer, der seit über 2 Jahren hier lebt und u.a. Kinderwagen für Urlauber vermietet.

07.11.2011 - Der Vormittag gehörte dem Strand, beobachtete die Leute, wagte mich 2 x ins Rote Meer und las ein paar Seiten in einem Buch. Dann kam Langweile auf, bloß weg hier. Die Sonne stand nicht mehr ganz so hoch, als ich mich auf den Weg in die "Stadt" machte. Ich wollte unbedingt sehen wie weit der Bau der neuen El Minia Moschee war. Um kurz vor 17h stand ich dann vor ihr und war einfach fasziniert. Es gibt so viele im Land aber diese hier hat mich in ihren Bann gezogen, seit man die alte ca. 2007 abgerissen hatte, verfolge ich den fortschreitenden Neubau, wenn möglich bei jedem Aufenthalt.

Den riesigen Vorplatz, der im März 2012 nur aus Sand bestand, hatte man zwischenzeitlich mit Marmoplatten ausgelegt und das sah einfach klasse aus. Die Sonne ging langsam unter. Von der Marina aus warf ich einen Blick zurück, da stand sie: "meine Moschee" und glänzte in der Abendsonne. Jeder Hurghadabesuch bringt irre viel neues, seit der Revolution verändert sich die Stadt am Roten Meer rasend schnell. Alte, liebgewordene Geschäfte oder Restaurands sind verschwunden, neue schießen wie Pilze aus dem Boden. Die Disco Hed Kandi z.B. ist weg und Papas Beach eingezogen. Am Arosa Square, einem beliebten Treffpunkt ist die Meerjungfrau verschwunden und in Richtung MC gibt es jetzt GAD, an dem sowas ähnliches wie kl. Hühnerdöner für 8 LE verkauft werden. Hier nennt man so was "Shawerma Chicken Sandwich". Wie überall in Urlaubsorten sind FastFoot Läden wohl der absolute Renner: MC, PizzaKing, KFC, MoMan usw. in Hurghada gibt es alles. Bin mal gespannt wie lange Samih Sawiris noch an seiner Meinung festhält: Nach El Gouna kommt kein MC. usw. .. Gewöhnliche Shisha war wohl gestern, im "Jolly Cafe" (am umbenannten White Albatros-Hotel, gegenüber vom Le Pasha) pafft man seinen Doppelapfeltabak, in kuschliegen Korbsesseln sitzend, aus einer Designer Shisha.  Die Sonne war weg, der Mond leuchtete, es wurde kalt, der kleine Hunger kam und ich wollte nach "Hause".

Irgendwie "gibt und sagt" mir die Stadt seit einiger Zeit so rein gar nichts mehr. .... ihr ehemaliger Reiz hatte sich nach und nach verflüchtigt. Ich schau zwar gern mal vorbei, aber das war`s dann auch.

Die ganzen Jahre hatte es leider nicht geklappt, endlich konnte ich dabei sein und freute mich auf dem Rückweg zum Hotel schon heute auf eine PoolParty, die morgen Abend in El Gouna steigen sollte. Ganz liebe, sehr beständige und vor allem verlässliche Freunde, die ich seit 2005 kenne - hatten eingeladen.

08.11.2011 - Vormittags döste ich noch einmal am Strand, las ein bisschen, schrieb immer wieder aufkommende Gedankengänge ins Reisetagebuch, ordnete Bilder und startete gegen 16h zuerst zu Fuss und dann per Minibus in Richtung Dahar zum El Gouna-Öffi, der mich um 18.30h in DownTown am Tamr Henna - hinter dem Best Way-SB wieder "auspuckte".  Eine halbe Stunde blieb noch, um 19h wollte Gernot mich in der Nähe der AUDI Bank "einsammeln".

Und es wurde tatsächlich ein unvergesslich schöner Abend, mit einer nachträglichen Geburtstagstorte, bekannten- und unbekannten Leutchen, von denen ich bisher nur die Internet Usernamen kannte und die nun endlich ein "Gesicht" hatten. Es wurde getanzt, erzählt, gescherzt und so richtig schön rumgeblödelt. Der letzte Öffi-Bus in die Stadt zurück war längst weg, ein zweiter Gast aus Hurghada nahm mich Stunden später mit und erst gegen 1.30h verriegelte ich die Hotelzimmertür von innen.

09.11.2011 - Am letzten Tag zog es mich noch einmal in die Senzo-Mall um sie etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Mall ist ein Konsum- und Spieletempel, alles unter einem Dach, in dem es fast alles zu kaufen gibt, mit verschiedenen Restaurants und FastFoot-Läden, einem Kino mit mehreren Sälen und wo Kinder sich austoben können. Und mehr. ... Viele sagen, die Mall ist doch eh nur für Touristen. So seh ich das nicht unbedingt, war ja nun schon ein paar mal dort und bei jedem Besuch, gab es viel mehr Ägypter die sich dort aufhielten und vergnügten, als Touristen. Zurück in die Stadt hab ich den Senzo-Mall-Öffi für 2,5LE genutzt - einfach TOP !!

10.11.2011 - Der Koffer war gepackt, um 11.30h kam Richi um mich zum Flughafen zu fahren. Ein letzter Blick vom Balkon, der mir die ganzen Tage einen hervorragend Beobachtungsposten zum Strand und übers Rote Meer war.

Und da sie plötzlich, die Gelegenheit - einmal die verschiedenen Bademoden der Hotel Gäste auf meiner Chipkarte zu verewigen. Die Frau am Strand trug etwas, was man sicher sehr gut in einem Geldbeutel transportieren konnte, aber bei der Frau im Wasser sah die Sache schon ganz anders aus, sie trug eine Burqa und war vollverschleiert + Handschuhe. .....

So, das war`s, mehr gibt es eigentlich nicht zu erzählen, bis auf einen Kleinigkeit: Auf meinem Rückflug beschäftigten sich die grauen Gehirnzellen schon mit dem nächsten Aufenthalt in „meinem Ägypten“ und es sicher nicht lange dauern würde, bis ich wieder nordafrikanischen Boden unter den Füßen habe. ... Der Flug zurück war pünktlich und irgendwann landete ich in der Wirklichkeit!

Einen hab ich noch: Habt ihr euch evtl. schon mal gefragt: Wer dieser Martin eigentlich ist, der in einigen Reiseberichten immer wieder mal auftaucht? Auflösung: Kennen gelernt haben wir uns auf einer Delfinfahrt am 4. November 2007 in Hurghada, als er zum ersten Mal Ägypten besuchte. Wir kamen ist Gespräch, er war neugierig, ich erzählte von meinen Reisen ins Land der Pharonen, er wollte mehr und immer mehr wissen. Nach 5 Stunden war er weichgeklopft und mit dem Ägyptenvirus infiziert - es hatte ihn voll erwischt. Seit dieser Zeit treffen wir uns jedes Jahr Ende Oktober - für ca. 2 Wochen vor Ort und stromern durch Ägypten.

Kompatible Reisepartner zu finden ist nicht immer einfach, im Gegenteil - es ist verdammt schwer. Martin ist für mich zu einem wunderbaren Freund u. Ägypten-Reisepartner geworden, Vielen Dank dafür und „inshallah“ wird es noch viele Jahre so bleiben.

Fin