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Abenteuer - Autofahren in Ägypten

Ein paar kleine Infos vorweg:

  • mehr als 20 Millionen Fahrzeuge ... und es werden täglich mehr
  • 50% aller registrierten Fahrzeuge sind älter als 20 Jahre
  • mehr als 64.000 Mikrobusse sind älter als 20 Jahre
  • das Duchschnittsalter eines ägyptischen Taxis betrug lange Zeit runde 32 Jahre (aber so langsam werden sie "jünger")
  • 2016 gab es mehr als 14.500 schwere Verkehrsunfälle und mehr als 11.000 Todesopfer (die meisten sind Fußgänger und vor allen Zweiradfahrer)
  • Thema TechnischerÜberwachungsVerein:  Ja - man mag es zwar kaum glauben - aber auch in Ägypten es gibt einen TÜV. Die Kontrollen finden allerdings nach ägyptischer Logik statt: Fabrik neue Autos werden akribisch und genaustens kontrolliert, anschließend (soweit ich weiß) alle drei Jahre. Später: Je älter das Auto wird, je weniger genauer wird kontrolliert. Eine Beule wird eher bemängelt, als ein nicht funktionierendes Blinklicht. ....
  • Sehr Wichtig: Sollte es bei aller Vorsicht dennoch einmal zu einem Unfall kommen bei dem Menschen verletzt wurden. Bitte NIE aussteigen und weiterfahren, bis zur nächsten Polizeistation um den Unfall zu melden.
  • Bei "nur" Blechschäden lohnt es sich nicht nach dem Schuldigen zu suchen - in der Regel zahlt jeder seinen Schaden selbst.

 

Wie hat Robert Lembke seinerzeit so schön und treffend gesagt: "Die größte Gefahr im Straßenverkehr sind Autos, die schneller fahren als ihr Fahrer denken kann." Hier ein kl. Video über den Verkehrsalltag in Kairo

 

Selbst - Autofahren in Ägypten?  


Immer häufiger kam und kommt die Frage: Kann ich mir einen Mietwagen nehmen und allein los düsen? Ja, inzwischen kann man das auch und die Nutzer werden immer mehr.

ABER: Wer in Ägypten Auto fahren möchte und keinen ägyptischen Führerschein besitzt - der braucht einen extra für Ägypten gültigen Internationalen Führerschein und muss mindestens 21 Jahre alt sein. 

UND noch ein sehr wichtiges EXTRA : der Internationen Führerschein für Ägypten muss auf der ersten Seite (Deckblatt) folgende Vermerke tragen (diese können von Bundesland zu Bundesland - ein wenig variieren):

  • BUNDESREPUBLICK DEUTSCHLAND
  • Internationaler Kraftfahrzeugverkehr
  • Internationaler Führerschein
  • dann eine Nr. IF  xxxxx
  • und nun das Wichtigste: den Vermerk - "Übereinkommen über den Straßenverkehr vom 24. April 1926" oder auch "Internationales Abkommen vom 12. August 1949"

Denn nur das erste Abkommen hat Ägypten tatsächlich mit unterschrieben und das Zweite ratifiziert.

In der Regel steht dort der 8. November 1968 - dieses Übereinkommen gilt nicht für Ägypten, da das Land in der Liste der Teilnehmerstaaten nicht aufgeführt ist.

Ergänzende Hinweise findet ihr hier

Einen gültigen Internationalen Führerschein - nach den o. g. Voraussetzungen - kann man sich zu Hause ausstellen lassen, ist dann aber - nur im Zusammenhang mit dem z. B. Deutschen Kartenführerschein gültig. Die Gültigkeit beträgt in diesem Fall auch nur ein Jahr und nicht drei.  All diese Voraussetzungen können bei einem Unfall mit evtl. Personenschaden und späterer Gerichtsverhandlung sehr sehr wichtig werden. Deshalb ist es auf jeden Fall besser auf die Kleinigkeiten zu achten.

Wer die angegebenen Voraussetzungen erfüllt und so einen Internationalen Führerschein in der Tasche hat, kann dann zusammenhängend sechs Monate lang durch´s Land fahren. So schreibt es jedenfalls das Gesetzt vor!

Jahrelang hab ich mich nicht getraut vor Ort zu fahren und ist nach meinen Erlebnissen - auch nur erfahrenen (angstfreien) Fahrern zu empfehlen. Im Laufe der Jahre hat sich allerdings einiges verändert und dennoch ...

  • sollte man sich bewusst sein, dass all die so mühsam erlernten Verkehrsregeln durch die "Macht des ägyptischen Alltages" aufgehoben sind
  • Ägypter fahren in der Regel eher defensiv und nicht aggressiv - aber sie haben es immer eilig
  • fahren vor Ort immer noch viel zuviele Autos ohne Licht
  • oder fahren auf der Gegenfahrbahn
  • und beim Überholen oder Abbiegen wird oft noch gehupt, nicht geblinkt usw. ....

Die Ägypter haben sich "ihre eigenen Verkehrsregeln" gemacht. Logischerweise erhöht sich dadurch die Unfallgefahr um ein vielfaches - vor allem in Ballungsräumen - als bei uns in Europa. Es ist halt alles eine Sache der Gewohnheit. Den individuellen Touristen machten lange Zeit zudem die strengen Sicherheitsvorschriften es fast unmöglich, größere Teile des Landes selbst zu bereisen. Ich glaube es war 2004, als ich mich "als Ahnungslose" mit dem Thema Autofahren in Ägypten einmal näher befasste. Nachzulesen unter "TüTüt Habibi".

2013 - Im November habe ich es dann doch nicht mehr lassen können. Für 11 Tage nahm ich mir einen Mietwagen, bin zweimal bis Safaga gefahren und habe in der Zeit knapp 1.000 km abgespult. Selbst im dunklen und dichtesten Chaosverkehr durch Dahar war es nicht wirklich ein Problem für mich. Viel bedrohlicher als die Fahrweise der Einheimischen, waren m. E. die Beschaffenheit vieler Fahrbahnen.  Tiefe Schlaglöcher ware u. a. um vieles gefährlicher als alles andere.(Stand 2013) Hier hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Viele Verkehrswege wurden saniert, ganz neu gemacht und auch mehr oder weniger gewartet.

Auch wurde ein Internationaler Führerschein nicht immer verlangt, der "Europäische Kartenführerschein" wurde lange von Autovermietern und bei Polizeigroßkontrollen in der Roten Meer Region anerkannt. Gesetzlich vorgeschrieben ist allerdings, dass man beides mitsich führen muss - den EU-Karten- und den o. g. Internationalen Führerschein. Nur einer von Beiden reicht nicht und bei einer Kontrolle kann es passieren, dass man wegen fahrens ohne Führerschein eine Anzeige bekommt.

Hat man sich entschlossen es mit dem Autofahren in Ägypten einmal zu versuchen, sollte man sich das ausgesuchte "Gefährt" bei der Übergabe:

  • genauer ansehen - Funktionen prüfen, wie Licht & Blinker, Bremse und Hupe
  • Zustand der Reifen - Ölstand
  • sind die vorgeschiebenen Dinge vorhanden wie: Feuerlöscher, Ersatzreifen & einsatzbereiter Wagenheber, Verbandskasten

Am 13.11.2014 gab es dann das erste Knöllchen für mich, mit der Begründung, "sie sind zu schnell gefahren", kassierte man an Ort und Stelle 150 LE (ab 18.11.2017 - so wurde es angekündigt, soll sich die Höhe verdoppeln = 300LE) ein. Das Thema Strafzettel in Ägypten ist generell so ´ne Sache - drei Punkte sollte man im Hinterkopf haben:

  • 1 - Der Polizist hat immer Recht  !!
  • 2 - auch wenn du denkst: dass kann doch gar nicht sein, weil der Tempomat auf die erlaubte Geschwindikeit eingestellt war ... 
  • 3 - denn dann tritt automatisch Punkt 1 in Kraft.
  • Im November 2017 wurde bekannt gegeben, das ein Knöllchen ab Mitte November 300 LE kosten soll - eine Erhöhung gibt es aber bisher nicht - (Stand 10.2019)

Wer schon mal gesehen hat wie der Verkehr in Ägypten "abläuft" hat ggf. die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und gedacht: Oh Gott, gibt es denn in diesem Land keine Verkehrsregeln oder Gesetze? Sicher gibt es die! Und zwar schon ganz lange. Aber was nützen die besten Regeln oder Gesetze, wenn sie kaum jemand kennt und deshalb nicht genutzt werden (können). Überarbeitet wurden die "alten Regeln" (die den Europäischen angeglichen sind) im März 2000, zum 01.08.2008, nochmals im Juni 2014 und im Oktober des selben Jahres und Anfang 2016 schon wieder (siehe unter Stvo - Verkehrsregeln). Die Bußgelder wurden immer wieder nach oben geschraubt. Es ging nicht mehr anders, zum einen, da der Verkehr und die Disziplinlosigkeit auf so gut wie allen Landesstraßen und natürlich in dem Städten immer mehr zunahm, und man irgendwann einen Kollaps befürchtete, und zum anderen wegen der leeren Haushaltskassen. Geändert hat sich bis heute ein bisschen was, aber leider noch nicht genug. In der Roten-Meer-Region versucht man seit 2018 gegen die Gedankenlos- und Disziplinlosigkeit im Straßenverkehr vor zugehen.

Mir persönlich macht Autofahren rund um´s Rote Meer sehr viel Spaß und das bis heute. Wenn man beim Starten des Motors die ägyptischen Verkehrsregeln so annimmt - als kenne man keine anderen und beherzigt was nicht zu ändern ist, dann lässt es sich recht aberteuerlustig, hin und wieder auch entspannt, aber vor allem sehr interessant fahren. Die europäischen Verkehrsregeln müssen ausgeblendet werden, gerade so als gäbe es sie nicht mehr, bis auf eine Regel: ABSTAND halten - wer auf sein "Recht" beharrt, hat sehr schnell zu 100% verloren.

Ab jetzt heißt es flexibel sein, eben wie die Ägypter beim Autofahren, allerdings ohne Gebrauch eines Handys. Oberstes Gebot ist die VORSICHT und ABSTAND halten:

  • Rechts vor links gibt es nicht - am besten ist der Augenkontakt - jeder bekommt ein Chance - nun heißt es - diese im richtigen Augenblick zu ergreifen
  • Gefahren wird wo Platz ist, aber man blockiert andere nicht, man schwimmt mit dem Strom
  • Meist nehmen sich die großen Autos die Vorfahrt - dann muss man sie halt lassen
  • Vorsicht und Abstandhalten bei durch die Stadt fahrenden Minibussen - sie können jeden Moment abrupt abbremsen, entweder weil ein Fahrgast am Straßenrand wartet oder weil jemand austeigen will.
  • Hinter LKWs herfahren - immer schön weit weg bleiben, auch wenn die Ladefläche leer sein sollte. Irgend jemand hat sicher was darauf liegen gelassen, was einem hinterher fahrenden Fahrzeug dann entgegenfliegen kann. (Eigene Erfahrung, es war einmal eine große Brechstange)
  • Auch bei vierspurigen Straßen immer versuchen auf der rechten Seite zu fahren. Ägypter nehmen es nicht so erst wenn sie als Geisterfahrer unterwegs sind. Zwischen El Gouna und Hurghada z.B. trifft man sie tagtäglich an, meist auch noch unbeleuchtet.
  • Thema Parkraum: Vor allem im Zentrum von Kairo ist / wird Parkraum immer knapper, sodass sehr häufig - ganz einfach in zweiter Reihe geparkt wird. Wer das Pech hat und seinen Wagen zugeparkt vorfindet, braucht nicht nach Polizei oder Abschleppwagen zu rufen: Normalerweise ist die Handbremse nicht angezogen. So können "Parksünder" unter Umständen einfach beiseitegeschoben werden. (Foto: aufgenommen in Schubra - nördlich von Kairo im März 2017)