Ybsambul oder besser gesagt Abu Simbel - zwei Worte - 9 Buchstaben und doch so viel Magie - Was im vergangen November zu 1001% gut war, musste jetzt im März 2014 auch noch gut sein und so plante ich den zweiten, evtl. nicht alltäglichen „Spontantrip“ und ließ diesen von Emad Saladin und seinem Team von „Reisen in Ägypten“ in die Tat umsetzen. Zuerst war ich allein, aber im Laufe der Planungsphase wurde aus einer alleinreisenden "Oma aus Niedersachsen", eine kleine Gruppe von vier Personen.
4.30 Uhr Start in El Gouna, kurzer Stop in Hurghada um eine Freundin aufzunehmen und dann gerade aus, an Safaga vorbei, durch die Berge nach Luxor. Planmäßige Ankunft 8.30 Uhr. Zustieg von zwei weiteren Personen auf der Westbank. Von Luxor aus ging es mit einem fast neuen Minibus weiter ins Land der Nubier. Da die Wüstenpiste von Luxor nach Assuan aus Sicherheitsgründen für sämtliche Fahrzeuge gesperrt war, fuhren wir über Ensa nach Edfu, weiter nach Kom Ombo nach Assuan. Die Wegstrecke ist mit über 400 Bremshügeln und unzähligen Schlaglöchern nicht wirklich rückenfreundlich gepflastert, dafür aber landschaftlich wunderschön. Wie bei einem Daumenkino zog das ägyptische Landleben an einem vorbei.
14.30 Uhr sehr pünktliche Ankunft in Assuan, einschecken in unser Hotel "Isis Corniche". Kurze Pause und weiter auf einem bunten Motorboot auf dem Nil durch den ersten Katarakt, einem Naturschutzgebiet, in Richtung Süden. Emad Saladien erzählte und erklärte interessantes zu dessen Bewohnern und die Vielfalt der hier einzigartigen Natur. Um die leeren Mägen zu füllen legte das Boot an einem sehr schön gelegenen Restaurant an. So eine Bootsfahrt auf dem Nil kann man durchaus mit einer sehr gelungenen Therapiestunde vergleichen. Das sanfte Schaukeln des Bootes, die herrliche Aussicht auf die idyllische in wunderbar warme Farben getauchte Niluferlandschaft, wirken ungemein entspannend und extrem beruhigend.
Begleitet durch die Abendsonne schipperten wir weiter bis zum Nubischen Dorf. Besuchten eine Schule, schauten in die zahlreichen Klassenräume und bekamen vom Oberlehrer eine kleine Nachhilfestunde in Nubischer Mathematik und Grammatik. Anschließend schlenderten wir durchs "Dorf", kamen an vielen dekorativ bemalten Häusern und zahlreichen Verkaufsständen vorbei. Wie überall im Land am Nil, war es auch hier gar nicht so einfach, an all den kleinen bunten Lädchen ohne Emotionen vorbeizugehen. Meine Augen entdeckten viel Kitsch, aber auch wirklich schönes Kunsthandwerk und hübschen Schmuck. So vielfältig wie das Angebot, so vielfältig sind sicher die ankommenden Gäste aus aller Welt und ich denke mal, dass für jeden etwas dabei sein dürfte, das ihn später an diesen herrlichen Ort am Nil erinnert. Die Menschen hier haben sich total auf den, in der Regel stattfindenden Kreuzfahrttourismus eingestellt, und in ihrer netten Art mit Sprüchen in allen Landessprachen wie: „Heute schauen, morgen kaufen, übermorgen bezahlen usw. schnell die Herzen der Vorbeischlendernden gebeamt. Ich mag es jedenfalls - auch nach so vielen Jahren - immer noch.
Aber auch und gerade in dieser Region des Landes spürte man die Auswirkungen der Revolution, dass Ausbleiben der Touristen und so manchem stand die pure Verzweiflung in den Augen geschrieben. Ich kam nicht umhin einer Frau eine kleine nubische Figur aus Holz abzukaufen, obwohl schon einige zu Hause stehen ...
Auf der Rückfahrt zum Hotel war es schon fast dunkel, aber vom Vollmond (auf den ich mich so sehr gefreut hatte) war kaum was zu sehen. Nach einer kurzen Nacht sollte es um 4 Uhr in der früh zu unserem Hauptziel gehen und mein lang gehegter Traum endlich wahr werden lassen: Einmal vor den grandiosen Tempel von Ramses II. und den seiner Lieblingsfrau Nefertari zu stehen.
Nach Abu Simbel kommt man auch heute noch nur im Konvoi hin (Nachtrag: Seit Mitte Oktober 2016 ist die Konvoipflicht aufgehoben). Viele Fahrzeuge standen nicht am Treffpunkt, aber wir dafür ganz vorn. Pünktlich verließen wir Assuan in Richtung Wüste, der aufgehenden Sonne entgegen. Auf der perfekt ausgebauten Straße waren die 300 km in gut 3 Stunden geschafft. Zieleinfahrt 7 Uhr. Hat man den Weg vom Parkplatz über einen Hügel hinunter zu der 31m hohen Tempelfassade hinter sich, schaut man unweigerlich auf 4 große ca. 20m hohe Ramses-Statuen - drei mit Kopf - eine ohne Kopf. Gesagt wird, dass die vierte Figur ihren Kopf durch ein Erdbeben verlor, er heute aber noch genau so vor den Füßen der Statue liegt wie man ihn einst gefunden hat.
Vor einem 3000 Jahre alten Bauwerk zu stehen, das für mich so gut wie neu aussah, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Verlässt man den 63 m tief in den Fels ragenden - „großen“ Tempel und biegt nach links, gelangt man zum so genannten kleinen Hathor-Tempel, den Ramses II. seiner Lieblingsfrau "Nefertari" geweiht hat. Mit ein wenig Fantasie und flüchtigen Blicken auf die 10m hohen Statuen an der Fassade bekommt man leicht das Gefühl, als wollten sie jeden Moment, mit dem linken Bein voran, aus der Felswand treten. Dieser Tempel-Areal ist einfach nur gigantisch und wunderschön. Und das diese beiden Bauwerke hier nicht schon immer standen, sondern 90m von unten nach oben versetzt wurden, damit sie nicht auf nimmer Wiedersehen im Nasser See versanken und genau so, wie sie einst von Menschenhand erschaffen, wieder zusammengesetzt wurden, wird mir wohl immer unbegreiflich bleiben. Eine wahre und einzigartige Meisterleistung!
Wenn man Reizüberflutung durch Gesehenes und verbalen Informationsgehalt durch unseren Guide sichtbar machen könnte, hätten wir alle ganz sicher eine riesige Glocke auf unseren Schultern geschleppt. Fast erschlagen von den vielen Eindrücken machten wir uns auf den Rückweg nach Assuan um nach einer kurzen Mittagspause gegen 15 Uhr den Rückweg nach Luxor anzutreten. Jetzt sollte uns die ägyptische Bundesbahn von A nach B befördern und wieder ein absolutes Neuerlebnis, das Emad von "Reisen in Ägypten" für uns organisiert hatte. Ein Bahnticket von Assuan nach Luxor kostet „stolze“ 41 LE - erster Klasse versteht sich! Die Bahnstrecke windet sich wie eine Schlange teilweise am Nil und dann wieder durch Städte und Dörfer entlang. Ankunft in Luxor gegen 18 Uhr. Um die Zeit auch voll zu nutzen fuhren wir gleich weiter zu „WENKIES“ in die El Gawazat Street, dort befindet sich das einzige deutsche Eis Café in Luxor und das beste in ganz Ägypten. Denn nur dort gibt es einzigartiges, herrliches Eis aus Wasserbüffelmilch, in unzähligen, aber vor allem natürlichen Geschmacksrichtungen. (Nachtrag: Das Eicafe "Wenkies" gibt es seit Dezember 2019 leider nicht mehr).
Zur Nacht wurden wir später im Nobelhotel „Sonesta Sant George“ untergebracht, einem wunderbaren Hotel mit exzellentem Service und einen berauschenden Blick nach Theben. Für die letzten Stunden vor unserer Rückfahrt nach El Gouna hatte Emad noch 3 kleine Kulturleckerbissen im „Schnelldurchlauf“ für uns parat. Zuerst fuhren wir auf die andere Seite des Nils zum Medinet Habu Tempel, dem Totentempel von Ramses III. aus der 20. Dynastie. Dem ich im November 2012 wegen der Hitze einfach links liegen ließ, ihm aber versprach wieder zukommen.
Anschließend ging es zum südlich gelegenen „Kloster der Stadt“, dass ich bisher nur unter dem Namen „Deir El Medina“ kannte. Hier lebten über Jahrhunderte hinweg die Künstler und Arbeiter samt ihrer Familien, die im Tal der Könige und Königinnen die Gräber u.a. der Pharaonen schufen, in einem eigens für sie geschaffenen Dorf.
Und zu guter Letzt standen wir vorm Ramesseum, mit den gigantischen Überresten von einem der zwei Totentempeln die Ramses II. erbauen ließ. Die Zeit verging viel zu schnell und wie so oft, hatte ich das Gefühl, dass jemand an der Uhr gedreht hat.
Gegen 14 Uhr hieß es Abschied nehmen von der Westseite des Nils. Damit wir noch vor Sonnenuntergang in Hurghada, bzw. El Gouna ankamen, schickte uns Emad mit einem absoluten Topfahrer wieder in Richtung Rotes Meer. Fazit der Reise: Perfekt durchgeplant, 100% durchgeführt, 1000% zufriedene Gäste – dafür 1001 Dank an Emad Saladien. Insha´Allah sehen wir uns schon sehr bald wieder.