Skip to content Skip to navigation

2009 - Hurghada - Kairo

Frühjahr 2009 - Ab nach Ägypten

12.03.2009 - an diesem Donnerstagmorgen war der Air Port Hannover so leer wie man ihn "ganz" selten erleben kann. Super pünktlich flogen wir los, um schon nach ca. 40 Min. in Nürnberg zwischen zulandeten. In der Maschine saßen Menschen, die in die unterschiedlichsten Urlaubsländer weiterfolgen und sich von Nürnberg aus in alle Himmelsrichtung verflüchtigten. Ich stieg in einen riesigen Eisenvogel (A 32o) um dann weiter, in Richtung Hurghada zu fliegen. Acht Menschen in einer Reihe - je zwei rechts und links und vier in der Mitte. Es ist Jahre her, dass ich mal in so einem gr. Flugzeug saß. Wegen zu hohem Verkehrsaufkommen musste die Maschine eine halbe Stunde am Rollfeldrand warten, erst dann konnte Kapitän Friedrich den Gashebel "durchziehen" - und rund vier Stunden später am Flughafen Hurghada zu landen. Die Luft Am Air Port war etwas diesig, aber gute 22° warm.

Im Flughafen verlief alles wie immer - großer, aber gesitteter Andrang. Zielgerichtet steuerte ich auf den Bankschalter zu, zahlte für den Visa-Aufkleber 12,50€ (15$) und stellt mich zur Passkontrolle in eine der vier langen Schlangen an. Zuerst höre ich nur eine Stimme und dache HÄÄÄÄ, drehte mich um und dann sah ich ihn, den jungen Mann mit dem Schild in der Hand, der immer wieder rief: "Pass ohne Schlange - Sonderservice - Pass ohne Schlange". A-HA: Es gibt also wieder was Neues am "Internationalen AirPort in Hurghada", und zwar einen .... Für solche abstrusen Ideen liebe ich die Ägypter, im erfinden von "neuen Berufszweigen und Geldquellen" sie sind einfach Spitzenklasse. Bei uns braucht man ja für jeden "Furz" nen Gewerbeschein. Ich sprach ihn an u. frage was es damit auf sich hat. Der junge Mann suchte Leute, die der Meinung sind auch im Urlaub keine Zeit zu haben und denen abwarten einfach zuwider ist.

Diesen SonderService ließt er sich dann (natüürlich ohne Visagebühren) mit 15-20 € fürstlich "entlohnen". Clever - oder??? Allerdings denke ich im nach hinein - dass er mit diesem Angebot bestimmt nicht reich werden konnte. Jedenfalls nicht durch mich, obwohl ich es ausgerechnet heute tatsächlich mal eilig hatte, denn seit einer knappen Stunde warteten Freunde vor dem Flughafen. Peinlich Peinlich. Aber sie warteten geduldig. Zügig fuhren wir mit dem gut bepackten Minibus in Richtung Sekalla. Diesmal konnte ich leider nicht bis vor die Haustür fahren, in dem sich meine "Wohnung" befand, denn rund herum waren die Straßen wegen der Verlegung von neuen Abwasserrohren aufgebuddelt, Kanaldeckel fehlten und die Wege hatten große Löcher.
Gegen 15.30h hatte ich meine geliebte Ferienwohnung im 5ten Stock, mitten im "Ägyptischen Leben" endlich erreicht. Zuerst schlug ich die Terrassentür auf und schaute auf "meine" traurig vertrocknet rumhängenden Pflanzen, goss ordentlich Wasser drauf, packte meine Sachen aus und atmete fünfmal tief durch. Mir war, als wäre ich nie weg gewesen, dabei war zwischenzeitlich ein ganzes Jahr vergangen. Es war schon dunkel, der Vollmond hing am Himmel, als ich mich auf den Weg ins El Souk-Center machte. Meine Bekannte warteten schon.
Mein Heimat-Handy hatte sich immer noch nicht bei Mobinil eingewählt, sondern bei Etisalat. Nix klappe. Wenn das Eine schon nicht funktionierte, so wollte ich wenigsten, dass die ägyptische Telefonkarte funktionierte. Gestern, Taggenau vor drei Monaten hatte ich mir in Dahab endlich eine eigene Telefonkarte zugelegt. Wird die Karte in drei Monaten kein einziges mal genutzt, muss man Geld aufladen (Restguthaben bleibt erhalten - stand 2009), bevor sie wieder nutzbar ist. Ein Bekannter flitzte gleich los und lud 100LE drauf. Nun war die Karte mit 170 LE vollgeladen, aber es funktionierte nur die Hälfte. Ich konnte zwar vor Ort ab und zu telefonieren, aber keine SMS verschicken und nach Hause kam ich auch nicht durch. Inshallah wirds morgen alles besser.

13.03.2009 - Ich hatte wunderbar geschlafen, wie immer - wenn ich in Ägypten bin. Am Morgen dachte ich zuerst an meine Mum, war es richtig weg zufliegen? Anrufen konnte ich sie seltsamerweise nicht, mein HeimatHandy wollte nicht. Spontan rief ich Heidi an. Wie es ihr wohl ging?? Seit einem Jahr hatte ich nichts mehr von ihr gehört oder gelesen. Heidi lebt seit gut zwei Jahren in Hurghada. Ihre Nummer war immer noch gespeichert.
Schien wohl Gedankenübertragung gewesen zu sein, als sie sich meldete meinte sie: Oh wie schöööööööööööön deine Strimme zu hören. Als ich heute Früh zur Arbeit fuhr, hab ich an dich gedacht und überlegt, eigentlich ist es ihre Zeit und sie müsste bald wieder kommen. Ja ich war wieder da, stand oben auf der riesigen Terrasse - über den Dächern der Stadt.
Wir verabredeten uns für 16h, um zu Ibrahim ihrem kl. Patenjungen, in Hurghadas Slum-Viertel Zirsara zu fahren. Ibrahim und seine Zwillingsschwester Manar hatten letzte Woche Geburtstag, Heidi wollte den Beiden eine Kleinigkeit vorbei bringen. Das diese beiden Kids Zwillinge sind war wohl eher eine Laune der Natur. Manar sieht tatsächlich aus wie ein ägyptisches Mädchen von 7 Jahren. Ibrahim dagegen eher wie ein kl. Nord- oder Mitteleuropäer mit seinem aschbloden Haarschopf.
Das Elend in diesem Wohngebiet ließ meinen Brustkorb - wie immer - enger werden, was meine Augen sahen wirkte plötzlich ein wenig abstoßend - die Zustände schienen immer schlimmer zu werden. Oder täuschte das eine Jahr der Abwesenheit?? Nicht die kleinste positive Veränderung war zu sehen. Wir hatten erst mitte März, ich mochte mir die Sommermonate nicht mal im Traum vorstellen - schon jetzt roch es verdammt streng nach Mist, faulem Fisch und Undefinierbarem. Im unteren Teil der Behausung saß ein junger Mann auf der Erde und schaute Grußlos in ein TV Gerät. Die Mutter gab uns zu verstehen, dass wir nach oben sollten. Also stiegen wir mit den Kindern an der Hand die fast 40 cm hohen, aber sehr ungleichen Betonstufen in den ersten Stock, betraten einen kl. Raum, in dem ein Sofa, ein Tisch, drei Sessel und ein klappriger vollgestopfter Kleiderschank stand. Mehr Möbelstücke hätten zur Folge gehabt, dass kein Platz mehr zum treten gewesen wäre. Zwei junge Mädchen, kaum 15-16-Jahre alt, kamen mit ihren Babys die Treppe rauf und setzten sich uns gegenüber.
Da die verbale Verständigung mit der Mutter sogut wie Null war, gab Heidi den Kids zu verstehen, ob sie uns ihre Schulsachen zeigen würden. Voller Stolz zogen sie alle Register - es dauerte nur einen Moment und schon lagen Schulhefte und Bücher um uns herum.
Es ist immer wieder wie ein kleines Wunder, mit Kindern kann man auch ohne ihre Sprache zu sprechen, sehr gut kommunizieren. 30 Min. später brachen wir auf, die Zwillinge begleiteten uns zur Straße und winkten einer Taxe zu, um in die "Zivilisation" zurück zu kehren. Heidi hatte im Anschluß einen Zahnarzttermin im Nil Hospital, im Süden der Stadt - deshalb ließ ich mich in der Nähe der neuen Hurghada Marina absetzen. Ich war sehr gespannt wie es jetzt dort aussah, zudem warf die Sonne ein herrliches Fotolicht.
Mensch hatte sich die Gegend verändert, es war kaum zu glauben und ich freute mich, dass ein kleiner Teil der Handwerksbetriebe immer noch da war. Bei jeden Aufenthalt in Hurghada verschlädiesen Teil der Stadt, schaue den Handwerkern bei ihrer Arbeit zu und so mancher erkennt mich inzwischen wieder. Ich steuerte auf den nördlichen Eingang in der Nähe des alten Fischerhafens zu, als ich den beeindruckenden Neubau der Moschee einer neuen sah und überwältigt war.

14.03. - 16.03.2009

- Ausruhen, Genießen, richtig Ankommen,
- Treffen mit einigen Freunden, ein bisschen rumtelefonieren
- Wiedersehen mit alten Bekannten aus Bonn, mit anschließendem Kamel-Steakessen bei Bordiehns im "B`s at Marina" und einem Absacker bei "Hed Kandi" (Nachtrag: eine Lokation, die es nicht mehr gibt. Heute hat sie Papas Beach in den Räumen breit gemacht.)

17.03.2009
- Ein supernettes Forumtreffen - in El Gouna - bis in die Nacht hinein,
- um 0.30h mit dem El Gouna-Öffi "nach Hause,
- Tasche packen und wieder zum Bus, der mich um 2.30h am Le Pasha Hotel einsammelte, um nach Kairo zu fahren.

18.03.2009 – 21.3.2009 - 2.30h Abfahrt nach Kairo. Im Bus saßen zwei Fahrer und drei Gäste (incl. mir). Ein Ehepaar aus der Makadi Bay hatte eine zweitägige Besuchsreise der Megastadt Kairo geplant. Ich wollte, wenn alles gut lief - vier Tage bleiben und einen Mann namens Ismael Mona treffen, den ich bisher nur vom "schreiben her" kannte. Nun trennten uns noch gute 430 km vom politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum Ägyptens. Erster Stop nach ca. 1 ½ Std. an einer Raststätte, mitten in der Wüste - die Sonne stiegt gerade am Himmel auf. Ich staunte nicht schlecht: Eine richtige Raststätte – wie sehr sich alles verändert hatte. Vor knapp 4 Jahren gab es diesen tollen Komfort noch nicht. Damals hielten wir an einer Ansammlung von Baracken, mit (für uns Europäer) kaum beschreibaren Zuständen an - ca. 20 Min. später fuhren wir weiter. Rechte Habd tauchte Zaafarana auf. In der Nähe - direkt am Strand steht das Royal Zaafarans Hotel - ein Haus mit jehrelanger Vergangenheit. mit jahrelanger Vergangenheit. Der Bau ist inzwischen schon über 11 Jahre alt und war zudem, gute 8 davon geschlossen. (2019 steht es immer noch) 2008 hat man renoviert, gewerkelt und versucht ihm wieder Leben "einzuhauchen", leider nur mit kurzem Erfolg. 
Wo vor ein zwei Jahren, außer dem Hotel so gut wie noch nichts war, wird heute fast der gesamte Strand des Roten Meeres bebaut. So weit das Auge reicht, ein Hotelrohbau nach dem anderen, ich hatte das Gefühl, dass der gesammte Küstenabschnitt fast natlos in die Gegend El (Ain) Sokhna überging. Was in dieser Gegend entsteht ist gigantisch - oder auch verrückt. Kilometerweit, ein Resort neben dem Anderen. Gebaut wird bisher in Phasen 1-5. Hier sollen vornehmlich begüterte Ägypter aus den großstädten des Landes Erholung finden. An einen Resortnamen kann ich mich genau erinnern und musste echt grinsen, es trägt den klangvollen Namen "Santa Claus". Die riesigen Windkraftfelder kurz vor Kairo gibt es auch noch, aber die Räder standen still. Je näher wir der Megstadt kamen, je diesiger oder auch grauer wurde der Himmel.

Ich musste eingenickt sein, als mein Handy klingelt, Mist so hatte ich verpennt Ismael anzurufen wo wir uns befanden. Abgemacht war, dass ich ca. eine Std. vor Eintreffen anrufen sollte, damit er genug Zeit hatte um in die Innsenstadt zu gelangen. Gegen 9h fuhren wir auf der 3 oder 5 spurigen Straße "Qasar El Ani" Richtung National Museum auf einen riesigen Kreisel am Midan Tahrir (offiziell: Midan Anwa El Sadat, oder auch Platz der Befreiung) zu, als der Fahrer plötzlich sagte: Hier bitte austeigen.
Wie?? mitten auf diesem Platz - im Herzen der Megastadt Kairo (da wo der Mann läuft) sollte ich raus und quer rüber zur Sadat Metrostation laufen? OK - Ich wollte Abenteuer und so bekam ich Abenteuer!! Da stand ich nun, beladen mit einer schweren Reisetasche, fast Mitten auf einer Verkehrsinsel in Kairo - um die der Verkehr von sechs Zubringerstraßen abgespult wird. Ich wartete den richtigen Augenblick ab und lief los - irgendwie klappte es "Inshallah" - mit heilen Knochen auf die andere Seite zu gelangen, was aber sicher an der frühen Uhrzeit lag. Ich postierte mich genau über der Sadat Metrostation, rief Ismael an, wo ich abgeblieben war und schrieb SimSim in Hurghada eine SMS, das alles i.O. sei. Um meinem Standplatz herum, befindet sich das 14 Stöckige - berühmt berüchtigte Behördengebäude Mogamma, in dem ca. 30.000 Beamte in rund 1.350 Zimmern arbeiten, die Palästina Uni Kairo (ehemalige amerikanische Uni), das National Museum und gleich daneben das Nil Hilton, eines der ersten 5* Hotels der Stadt.

Ungefähr eine knappte Stunde später hatten "wir" uns dann doch noch gefunden, stiegen in den Wagen und los gings. Ich stieg einfach ein, ohne zu denken, dabei kannten wir uns bis dahin nur von e-mails und vom Telefon her und doch war es -  als kannten wir uns schon ganz lange - hatten uns nur eine Zeit nicht gesehen. Kairo ist einfach irre, ich war aufgeregt wie ein kl. Mädchen vor Weihnachten. Ismael schlug als erstes die Zitadelle mit der Alsbaster Moschee vor, steuerte nach kurzer Fahrt seinen Wagen in eine kleine Seitenstr. und der Parkwächter lotste ihn in eine der wenigen Lücken.
Die Beiden kannten sich - oder doch nicht? Jedenfalls hatte ich - im Gesamten betrachtet - den Eindruck als kenne Ismael alle Menschen in Kairo. Sogar den Polizisten, der ihm einen Strafzettel verpasste, weil er nicht rechtzeitig angeschnallt war als wir an unserem Treffpunkt losfuhren. Ein Mann mittleren Alters kam auf einem Mopet angefahren und begrüßte meinen Kairoführer herz- u. überschwenglich. Ägyptische Zweiräder ziehen mich magisch an und ich muss einfach immer näher ran - um zu inspizieren. Der Fahrer strahlte über alle vier Backen, klopfte auf die Sitzbank und lud uns so zum mitzufahren ein. Ich weiß heute nicht mehr wie es geschah, jedenfalls saßen wir auf einmal zu dritt auf dem kl. Mopet, der Fahrer gab Gas und bog auf die dreivierfünfspurige Straße, fuhr quer rüber auf eine Brückenunterführung zu, unter der sich eine Bushaltestelle befand und schon waren wir durch Kairos Verkehrsgewühlt etwas weiter entfernt auf der anderen Seite angelangt. Ja, ich wollte Abenteuer und ich bekam Abenteuer!!
Es wurde Zeit, dass wir was Frühstückten, setzen uns auf zwei klapprige Drahtstühle und bestellten. Gedanken: Was konnte schöner sein, als an einem Straßenimbiss in in Kairo, morgens um 11h knusperfrische Falafel mit Salat zu vertilgen?? Meiner Meinung nach - nicht viel!! Die Kultur rief - auf zur Zitadelle. Jetzt hieß es - sich auch als Fußgänger in Kairos Chaosverkehr zu bewähren, wir mussten ja wieder auf die andere Seite. Für Ismael kein Problem, aber ich wusste nicht so recht - gehen oder stehen? Über einen von beiden Seiten mit "Schnittlauchrasen" begrünten und mit vereinzelten Palmen geschmückten Weg gelangten wir zum Bab El Gebel (Zitadelleneingang), zahlt 60 LE und schon konnte es losgehen. Der Eintrispreis beinhaltet alles was es auf dem Gelände der Zitadelle zu sehen gibt.

Geschichte: Ein Mann namens "Salah Ed Ibn Aijub" begann 1176 - 1182 mit dem Bau der Zitadell. Als Vorbild diente ihm eine Stadtfestung aus Syrien, denn von dort kam er. In den folgenden Jahrhunderten wurde diese immer mehr erweitert, um- und ausgebaut. Ich heftet meine Augen auf den riesigen Bau, je näher wir der Alabaster- oder auch Muhammed Ali Moschee kamen, je mehr hatte ich das Gefühl, dass sie größer wurde, oder sich aufblähte und dass die über 80 m hohen Minatrette immer weiter in den Himmel wuchsen. Hat man den Eingang hinter sich gelassen, tritt man zuerst in eine Art Vorhof, in dessen Mitte der Reinigungsbrunnen für die rituellen Waschungen vor dem Gebet steht. All die Dinge haben in meinen Augen eine überdimensionale Größe, die immer wieder beeindruckend ist.
Der Uhrenturm, den man dahinter erkennen kann und eigentlich hier so gar nicht hinpasst, ist ein Gegengeschenk des französichen Königs Louis Phillipe an Muhammed Ali Pasha. Der hatte ihm wiederum einen Obeliken aus Luxor geschenkt, den dieser sich so sehr wünschte und heute auf dem Place de la Concorde in Paris steht. Einziger Wehrmutstropfen des Königsgeschenkes: die Uhr funktioniere wegen eines Transportschadens nie.
Bevor wir die, in ihrer Ausstrahlung - berauschende Gebetshalle betraten, mussten wir aus den "Schuhen", erst dann darf man staunend über die dicken roten Teppiche wandeln. PS: Oh man - Es ist verdammt schwer das alles zu beschreiben, so beeindruckt war ich. Ein wenigg Erfurcht ergeift einen schon, wenn man in die Gebetshalle kommt, die durch eine riesigen, von vier Pfeilern getragenen Kuppel beherrscht wird und erst in 52m Höhe endet. An Stahlkränzen hängen unzähliche Lampen, die den "Raum" in schimmerdes goldenes Licht tauchen. Wer war dieser Mohammed Ali (1769 - 1849) eigentlich, der so ein wunderbares Bauwerk auf den Trümmern eines Marmekukischen Justitzpalastes von 1830 - 48 bauen ließ und heute dort begraben liegt??
Er soll

  • Analphabet gewesen sein
  • mit Tabak gehandelt haben
  • ein albanischer Söldner der nach Macht strebte
  • nach einer Schlacht wusste er 1801 die Gunst der Stunde zu nutzen und setzte sich nach und nach an die Spitze der Macht
  • er wurde anerkannt und regierte fortan als Muhammed Ali Pasha
  • um seine Macht zu festigen waren ihm alle Mittel Recht. So lud er ca. 500 Marmekukenführsen zu einem Geburtstagesessen in die Zitadelle ein um sie dann grausam zu ermorden - Ismael erzählte, dass es nur einen einzigen Überlebenden gegeben haben soll
  • er brachte dem Land einen kl. Aufschwung
  • er soll vieles reformiert haben, wie z.B. den Verwaltungsapparat
  • er gab Studenten u.a. die Möglichkeit in Europa zu studieren
  • er soll den Bauwollanbau eingeführt
  • er hat südlich von Kairo den "Barrage du Nil" - den ersten Staudamm des Landes errichtet. Baubeginn 1835 - Bauende 1890 - 41 Jahre nach seinem Tod.
  • und er hatte vier Söhne in die Welt gesetzt haben ...

Das Außengelände läßt bei klarem Wetter einen unvergleichlich schönen Blick auf das Islamische Kairo zu. Auf dem Bild kann man die Minarette der Sultan Hassan- und der El Rifai Moschee erkennen. Weiter reichte die Aussicht an diesem Mittwoch leider nicht, aber es soll Tage geben, dann reicht der Blick bis zu den Pyramiden von Gizeh. Wir warfen noch einen kurzen Blick in die Reste des El Gawahra Palastes, von dem - nach einem Brand 1974 - nicht mehr alles vorhanden ist. Mit ein bisschen Fantasie kann man aber den Wohlstand alter Zeiten sehr wohl erkennen.
Wir liefen weiter zum nördlichen Teil der Zitadelle, wo einst der Harempalast Mohammed Ali`s war, der später zum Militärmuseum umfunktioniert wurde. So ändern sich die Zeiten. Das einzige was noch an "Früher" erinnert, sind die originalgetreuen Räume, die einen recht guten Eindruck über den einstigen Prunk vermitteln. Was gibts in einem Militärmuseum zu sehen? - klar Militärisches. Sehr einducksvoll werden Gegenstände rund um "Kriegmachen" präsentiert: Von kriegerischen Beutestücken, bis hin zu Waffen oder Uniformen, wird alles sehr eindrucksvoll zu Schau gestellt. Auf dem Freigelände sind auch erbeute Panzer und Kriegsflugzeuge zu sehen. Teilweise wird den Besuchern an 3D Modellen vorgeführt, wie verschiedene Schlachten der ägyptischen Armee gewonnen wurden. Wie z.B. den Sieger Tag an der Bar-Lev Linie (in der Nähe vom Suez Kanal), dort setzte man s.g. Wasserwerfer ein und spühlte kurzerhand die Israelische Festung weg. Wer sich für mehr interessiert: Im Oktoberkriegsmuseum im Stadtteil Heliopolis hat man diesem Teil der Geschichte eine ganze Ausstellungshalle gewidmet.
Wie Kriegs- u. politische Gefangenen und andere Spitzbuben ihr Dasein fristeten kann man sehr gut mit einem Blick in die Zellen des Militärgefängnisses sehen. Das von den Briten "eingerichtete" Gemäuer wurden über 100 Jahre (1882 bis 1984) als "Kalabusch" genutzt. Man versucht die "Entwicklung- und Veränderung" der "Zelleneinrichtungen" über den o.g. Zeitraum darzustellen. Sie machen aber keinen wirklich einladenden Eindruck: kein Fenster, nur die Lucke am "Eingang" ein Eimer und ständig eine schwere Eiskugel am Bein, sagt recht viel aus. Der letzte Gefangene soll Khalid I. - der fanatische Anführer und Mörder von Präsident A. Sadat gewesen sein.
Khan El Khalili und ein kl. Teil der Islamischen Altstadt - Als Ismael und ich auf den Midan Hussein ankamen, knuffte er mich mit dem Ellbogen in die Seite und fragte: Siehst du die vielen Sicherheitsbeamte??? Nöö wo - bis ein oder zwei Polizisten die anscheindend auf ihren Feierabend warteten, sah ich nur Besucher. Erst als er mich auf bestimmte Merkmale hinwies, erkannte ich dann doch die vielen "Zivilen Beamten" in ihren schwarzen Anzügen. Wir liefen nach rechts und nicht weit vom Eingang entfernt erschnüffelt meine Nase den Orient: es roch nach Gewürzen, frisch Gebackenem, die sich dann und wann mit Parfümduft mischten. Es war eng in den Gassen, überall keine Läden die Besucher hatten, alles auf engstem Raum. Wer orientalische Souveniers sucht, der wird sie hier finden, wie z.B. Shishas, Alabaster, Beduinenschmuck, Galabbiya`s, Bauchtanzzubehör, Lederwaren, Messing, Teppiche, Gold und Silber uvm.. Ismael erzählte mir, dass viele junge Kairiner sich auf dem größten "Bazar des Nahen Ostens", ihre Eheringe und Frauen ihren Goldschnmuck kaufen.

  • Es war einmal vor vielenvielen und noch mehr Jahren: Als ca. 1383 ein Mann namens Jarkas el Khalili eine große dreistöckige Karaweserei baute. Denn schon zu dieser Zeit war Kairo ein begehrter Handels- und Warenumschlagplatz. Nun konnten Händler aus allen Herren Ländern ihre Waren anbieten. Damals waren die Gassen nach Handwerksarten unterteilt und wer heute z.B. nach der Silbergasse fragt, dem wird sicher der richtige Weg gewiesen. Noch bis ins 19 Jh. befand sich in einem "Randbezirk" des Bazars einer der bekannteste Sklavenmärkte Nordafrikas (er wurde 1870 geschlossen). ....

Nicht weit von Eingang, in einer kl. Paralelgasse standen wir schon vor dem ältesten und berühmtesten Tee u. Cafehaus der Stadt "El Fishawi". Wenn ich an dieses Cafe denke, kommt mir gleichzeitig Nagib Mahfus in den Sinn, der ist in dieser Gegend aufgewachsen ist und früher hier öfters vorbei kam und in einem kl. Hinterzimmer literarische Zusammentreffen veranstaltete. Als wir ankamen war dar "Laden" so gut wie leer. Erst später und am Abend erwacht es zu wirklichem Leben.
Es wurde 1773 eröffnet und die Betreiber rühmen sich mit der Auskunft: Noch nie - solange es El Fishawi gibt, war es geschlossen, wir haben immer auf, rund um die Uhr und rund ums Jahr. Hier ein kl. Video - Khan el Khalili
Man kann es kaum glauben, aber die Art der angepriesen Waren hat sich im Laufe der vergangen Jahrhunderte nur geringfügig verändert. Dinge, wie Juwelen, Diamanten und hochwertige Seide, sucht man vergeblich. Dafür findet man heute hier und da kitschige, aus Leder gefertigte Kamele oder anderes Gedöns. Die ältesten Torbögen des Basar sind aus der Zeit kurz nach 1500. Irgendwann kamen wir nach "draußen" und die Gassen - so jedenfalls mein empfinden - verzweigten sich. Wir ließen den Bazar hinter uns und tauchten in die Altstadt ein, die 1979 von der Unesco in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde. In klitzekleinen Handwerksnieschen wurden die verschiedensten Dinge repariert, so wie auf dem Foto "Shishas".

Auf den unserem Weg zum "Brunnenhaus (Sabil)" in der Bain El Qasrain Gasse, trafen wir drei kleinen Lausbuben, die sich halb schlapp lachten, als sie sich in dem kl. Display der Camera wiedererkannten. Das "Sabil" ist nicht immer geöffnet, doch wir hatten Glück. Obwohl es schon später Nachmittag war, ließ man uns durch ein kleines Eisentor ein. Im Eingang saßen 4 oder fünf palaverde Männer, die Ismael 1. und mir 10 LE als Eintrittsobulus abknöpften. Das herrlich verziehrte Gebäude wurde ca. 1820 als Brunnenhaus und Schule (Madrasa) eröffnet. Im Oberen Bereich befindet sich ein großer Saal, von dem die einzelnen "Kassenzimmer" abgehen. In die Außenfassade sind gr. Becken in die Wand eingelassen, die von innen mit den kostbaren "Nass" befüllt wurden und für die Menschen von der Straße her zugänglich waren.

Später stiegen wir über eine unheimlich steile Gitterleiter, in den etwas schwach beleuchteten "Zisternenkeller" des Brunnenhauses. Zurzeit der Nilflut füllte sich diese Zisterne parktisch von selbst, kaum zu glauben, dass sich dort bis zu 455.000 Liter Wasser angesammelt haben. Das Gewölbe erschien mir, in seiner Tiefe etwas unheimlich und es war mir ganz Recht, dass der Aufenthalt wegen unseres späten Besuchs, nur kurz war. Nach über 30 Std auf den Beinen, wurde ich ein bisschen Fußlahm. Wir setzten uns in einem kl. GassenCafe, bestellten einen Tee und Isamel gönnte sich eine duftende Shisha. Hier wäre ich gern noch ein paar Stunden hocken geblieben, um den Trubel und das Leben zu der vorbeilaufenden Menschen zu beobachten. Es war schon dunkel, als wir uns auf dem Heimweg machten, der mindestens noch eine knappe Stunde dauern sollte.
Unterwegs war ich ganz in Gedanken versunken, als Isamel um 20.30h pötzlich meinte - Sch.. e wir haben einen Platten! Er hielt am Straßenrand und tatsächlich, die Luft war raus. Immer wieder hatte ich von den vielen Radwechseln gelesen und heute früh selbst im dichtesten Verkehr einen gesehen, hätte aber nie im Traum daran gedacht, sowas mal mitzuerleben. Ich wollte Abenteuer und ich bekam Abenteuer!
Nach einer halben Stunde war der Reifen gewechselt, der kalte trockene Wind in meine Knochen gekrochen, ich frohr wie ein Schneider und meine Blase schien kurz vorm platzen, als wir weiter fuhren. Nur gut, dass es nicht mehr weit "nach Hause" war. Wir kamen am riesigen Einkaufzentrum „Golf City Mal“ vorbei und bogen kurze Zeit später nach rechts, in ein - auf den ersten Blick - recht neues - sehr europäisch aussehendes Wohngebiet, parkten den Wagen. Im Treppenhaus roch es verführerisch nach frischem gebackenem Fisch - ägyptische Abendbrotzeit eben. Die Spannung wuchs. Irgendwie freute ich mich ganz besonders, auf das Kennenlernen von Isamils Familie. War vor allem auf seine "beiden Frauen" gespannt, von denen er mir schon öffer mal geschrieben hatte.
Als sich die Tür öffnete standen sie lächelnd da, begrüßen uns in deutscher Sprache. Die "Eine" hatte ein kunstvoll gestecktes hellgrünes Kopftuch um ihr wunderschönes Gesicht und die "Andere" trug ihr glänzendes, wallendes lockiges Haar, nur durch kleine Spangen gebändigt - frei. Ich war total berührt über das herzliche Willkommen. Runde drei Stunden später war der Bauch mit allerei Köstlichkeiten gut gefüllt und lähmende Müdigkeit machte sich breit. Wir veraschiedeten uns mit gegenseitigen Gutenachwünschen. Ismael meinte: denk dran, ich hol dich um 10.30h ab. Dann erwartet dich die nächste Abenteuerreise, in die Stadt der 1000 Minartette. Ich schlief einigermaßen gut, stand gegen 8h auf und kochte mir einen Nescafe. Ein Blick aus dem Fenster versprach einen sonnigen Tag. Pünktlich stand Ismael vor der Tür.

19.03.2009 - Alt Kairo - Koptisches Viertel - Wir fuhren durch die Stadt in Richtung Alt Kairo (Masr el-Qadima), in dessen Herzen sich das "Koptische Viertel" befindet. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass dieses Viertel, dass älteste der Megastadt ist und wie der Name schon sagt, überwiegend von Kopten bewohnt wird. Hier stehen, von einer Mauer umschlossen, auf engstem Raum u.a., ein Koptisches Museum, zwei Klöster, eine Synagoge, Griechische- und Koptische Kirchen. Wir parkten den Wagen und gingen zum Eingang des Viertels. Lärm und Hecktik waren auf einmal - wie weg geblasen. Wunderschöne stille Gassen, kl. Teestuben und Läden zogen mich magisch an. Alles um uns herum verströmte eine ganz eigene wohltuende Atmosphäre. Da entdeckte ich auf der rechten Seite einen Laden, der voller Bilder von Lehnard und Landrock zu sein schien. Seit ich vor Jahren auf diese beiden begnadeten Fotografen stieß, liebe ich ihre Abbildungen. Was mich in diesem, unglaublich Grünen Teil der Stadt noch herrliches erwartet wusste ich nicht, aber was ich unbedingst sehen wollte - schon.
Ich war unheimlich gespannt auf die "Al-Mu'allaqah", die hängende- oder auch schwebende Kirche genannt, die im 4 Jh. erbaut wurde und im 7. Jh. nach Chr. Bischhofssitz wurde. Nach mehrmaliger Zerstörung u.a. ca. im 9 Jh. wurde sie im 11. Jh. wieder aufgebaut. Die heutige Fassade stammt aus dem 19 Jh.. Über eine steile Treppe kommt man zuerst in eine, von zwei Säulen getragenen Halle um dann durch eine gr. hölzerne Eingangstür zum Innerern der Kirche zu gelangen. Zuerst dachte ich, mich tritt ein Kamel, aber ich sah schon richtig: denn im vorderen Bereich hat man Buden und Stände aufgebaut um Liturgien, Ikonenkopien und Videos zu verscherbeln. Irgendwie passte das alles nicht zusammen, aber es ist halt so.
Im Arabischen heißt sie "Die Aufgehängte", weil sie auf den Türmen einer Römischen Festung "ruht". Ismael zeigt mir später, im inneren der Kirche, eine Stelle an der man es gut sehen kann. Der größte Teil der wunderbaren "Inneneinreichtung" stammt aus dem 13 Jh.. Video - Al-Mu'allaqah
Die Ben Ezra Synagoge wurde zunächst als Kirche erbaut und erst im 13 Jh. in eine Synagoge umgewandelt. Sie trägt den Namen des Rabbi Abraham Ben Ezra. Wir schlenderten weiter, mein Fotoaparat blieb in der Tasche, ich genoss für mich allein und lauschte den wissenden Erklärungen von Ismael. Auf unserem Rückweg zum Auto musste ich noch einmal in den kl. "Lehnard u. Landrock" Laden, da führte kein Weg dran vorbei und ich erstand, obwohl mir die Entscheidung unglaublich schwer fiel, 5 wunderschöne Bilder, eines zeigte einen jungen Mann mit einem ledernen Wassersack auf dem Rücken.

Von den vielen Eindrücken schier erschlagen (ich jedenfalls) gönnten wir uns in einem kl. Straßen Bistro herrlich frische Falafel, plus Salat und Tee. Wir wollten weiter, aber ich wusste, dass ich bei meinem nächsten Besuch in Kairo wieder in dieses Viertel kommen werde. Es gab noch viel zu viel, was ich nicht gesehen und in Bildern festgehalten hatte.

Sultan-Hassan und Al-Rifai Moschee - Nun hieß es YallaYalla, denn die Besuchstzeiten der beiden nächsten Ziele enden um 17h. Der Verkehr ließ es ausnahmsweise zu, dass wir zügig voran kamen. Unweit der Zitadelle befinden sich diese beiden imposanten Moscheen, links die "Alte" Sultan-Hassan und rechts die "Junge" El-Rifai-Moschee. Die "Alte" Moschee wurde von "Sultan Hassan bin Mohammed bin Qualaun" im 14. Jh. in Auftrag gegeben und ist eines der wichtigsten Bauwerke der ägyptisch-arabischen Architektur. Sie sollte aber nicht nur als Moschee, sondern auch als "Madrasa" (Schule) für die 4 sunnitische Muslimensekten dienen. Zu seiner Zeit war diese Moschee die größte der Welt. Eigentlich müssten alle Ägyptenfans die "Sultan Hassan Moschee" kennen, denn die ist auf dem 100LE Schein abgebildet. Steht man davor, oder zwischen den beiden Moscheen, kommt man sich wie ein winzig kleines Sankorn vor. Die El-Rifai-Moschee stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert. Was sie u.a. zu etwas besonderem macht ist, dass sie ursprünglich als Grabmoschee für die Familie des Khediven Ismael gedacht war.

Hier begeneten wir Hassan, einem "Moschee"sänger" (klickt einfach auf seinen Namen, dann könnt ihr ihn sehen u. hören). Im Mausoleum findet man die Gräber einiger berühmter Persönlichkeiten, wie z.B. das von

  • Ismael Pascha
  • vom vorletzten König Fuad I (1868-1936) und das vom
  • Schah von Persien Mohammed Reza Pahlawi (1919 - 1980)

zum Beispiel. Die Räume waren über und über mit Gladiolen und anderen Blumen geschmückt, die einen betörenden Duft verbreiteten. In einem anderen, zuerst verschlossenen Raum, stehen die Sarkophage von König Faruq (1920 - 1965) der eigentlich letzte König Ägyptens und der seiner Mutter.
Als wir unseren Rundgang, fast als letzte Besucher beendet hatten fuhren wir durch die Stadt. Ich weiß nicht mehr wo lang, aber ich fahre die Strecke heut noch ab und zu in Gedanken, da sie mir so irre viele unglaublich schöne Eindrücke vermittelte. Wie z. B. die herrlichen aus Holz gefertigten Maschrabien. Durch die konnten die Frauen das Treiben auf der Straße beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. Ich stellte immer wieder fest, dass die Stadt eine teilweise überaus fasziernierende Bausupstanz hat. Zwar vielerorts sehr stark vernachlässigt, aber man kann vom einstigen Glanz noch viel erkennen. Der Verfall hat u.a. auch, wie Isamel erklärte, mit Grundstücksspekulationen zu tun hat.
Es wurde langsam Dunkel und der kleine Hunger meldete sich. Isamael hatte wieder mal ne glänzende Idee und wir machten uns auf den Weg in eines der ältesten "Koschary-Restaurants" der Stadt. Wie es heiß und wo es sich befindet bleibt bis November 09 ein Geheimnis, denn ich habs schlichtweg vergessen. Aber lecker was und ein erneuter Besuch steht zur o.g. Zeit ganz sicher wieder an. Wir bezahlten, schwatzten und lachten noch ein wenig mit dem Peronal und schlenderten dann weiter durch die Stadt.
Irgenwann standen wir vor dem berühmten Cafe Groppi. Heute findet man das Cafe in der Nähe des "Talaat Harb Square" und ich konnte unschwer erkennen, das das Cafe schon mal bessere Zeiten gesehen hat und doch hat es durch seine bunte Mosaikfassade und auch für jene, die seine Geschichte kennen, eine ganz bestimmte Aura. Die begann im 20. Jahrhundert, als ein junger - aus dem schweizer Tessin stammender Zuckerbäcker - mit dem melodischen Namen Giacomo Groppi (1863 - 1947), nach Ägypten kam - das war im Jahr 1884. Zuerst nahm er in Kairo einen Job an, ging dann nach Alexandria und gründet dort sein erstes Geschäft, das zu einem der führenden Lebensmittelunternehmen des Landes wurde. 1906 verkaufte er "Maison Gorppi" an einen Franzosen.
1907 verlor er während einer Wirtschaftskrise all seine Ersparnisse und musste das tun, was er am Besten konnte, Pralinen und Gebäck - usw. herstellen. 1909 eröffnete er wieder ein Geschäft am "Soliman Pascha Platz" und Jahre später kam die berühmte Eisproduktion hinzu, gründete dann in Kairo ein neues Unternehmen und war u. a. der erste Arbeitgeber, der auch weibliches Personal beschäftigte. Sein Konzept ging auf und bald kam, in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Achille Groppi (1890 - 1949) im Jahr 1925 eine zweite Filiale hinzu. Alles was in Kairo Rang und Namen hatte, wollte von den "Groppis" beliefert werden. Nur so nebenbei: Dieser Groppi-Sprössling begann zu sammeln. Objekte seiner Begierde waren überwiegend Kunstgegenstände aus Mosakiglas, vieles aus der Ptolemäerzeit (4.-1. Jh. v. Chr.). 2008 habe ich mir eine der Wanderausstellungen mit dem Titel "Köstlichkeiten aus Kairo" in Hannover angesehen. Seither fasziniert mich die Geschichte der "Groppis" noch mehr.

Wir schlenderten weiter durch eine Straße, die früher einmal der "Brodway von Kairo" war.

Ganz in der Nähe gibt es kleine Theater und Kinos, einige völlig verwahlost und verfallen. Schade drum. Wir betraten ein ehemaliges Theater, in den Umm Kultum - die berühmte Sängerin ihre Auftritte hatte. Aber der Wärter schaute Fussball und ließ sich durch nichts bewegen, den Bühnenraum zu öffnen. Irgendwann landeten wir vorm Cafe Rich(i)e, das noch heute von Künstlern und Interlektuellen bevorzugt besucht wird. Es wurde 1908 eröffnet - aber wie lange es noch existieren wird ist fraglich, denn das Haus steht, wie Ismael mir erzählte, zur Häfte zum Abriss. Die Straßen sind auch hier zugeparkt bis auf den letzten ZentiMeter. Alle Automarken finden sich ein, Moderne und Uralte. ...... Kairo ist einfach unwiederstehlich.

Meine Beine wurden langsam lahm und ein Blick auf die Uhr sagte: Ein paar Stunden schlaf sollten schon noch sein, bevor der neue Tag anbrach. Von unseren Standpunkt aus, waren es zudem noch ca. eine halbe Stunde Autofahrt bis nach Hause. Dort angekommen, besorgte Ismael noch ein paar Flaschen Wasser, wir verabredeten uns für 10h und ab ging es ziemlich schnell in die Federn.

20.3.2009 Freitag - Sakkara und Umgebung u. nicht nur das ......
Um nach Sakkara zu fahren, holte Ismael mich gegen 10.30h in der Wohnung ab. Der Hausmeister putze noch mal schnell über die Scheiben, goß Kühlwasser auf und schon konnten wir los.

Gute 20km südlich von Kairo liegt das Gebiet von Sakkara, die Straße führt an einem Nilarm vorbei und das Umfeld ist demensprechend herrlich grün. Kaum hat man die Stadtausläufer hinter sich gelassen, taucht man in eine andere Welt ein. Wir fuhren auf die berühmte Stufenpyramide des Djoser zu, die mich zunächst  noch nicht so sehr interessierte.

Der Eintritt zum Areal kostet 60LE und beinhaltet auch, dass erst 2006 eröffnete wunderschöne "Imhotep Museum". Das Museum trägt den Namen des Architekten der Stufenpyramide. Wunderbar präsentiert - findet man viele, noch nirgends gezeigte Stücke - darunter u.a. etliche Sandstein und Holzstatuen die mehr oder weniger gut erhalten sind. Ich konnte mir lange nicht alles merken. Ismael kannte natürlich alle.

Ein paar Beispiele: Zwei herrliche Holzstatuen von Wesiren, die logischerweise über die Jahrtausende ein wenig gelitten haben, aber hervorragend erhalten sind. Eine Nachbildung aus Holz vom Kopf des Wesirs Raschepses. Oder die Statue des Priesters "Ka Aper" aus Sykomoren Holz (Maulbeerfeigenbaum), die 1860 bei Grabungen gefunden wurde. Wer vor ihr steht, sollte ihr mal in die Augen sehen, man denkt schnell - sie lebt ja, so faszinierend lebendig wirken die Augen. Ein Holzsarkophag mit Gefäßen, in die die Grabbeigaben kamen. Das ist schon alles was mir im nachhinein einfällt, obwohl ich noch viel viel mehr gesehen hatte. Neben der Pyramide - und um das Museum gelegen, gibt es einiges an "Mastaba Gräbern" (arabisch "Bank") zu besichtigen, u.a.:

  • des Ankhmahor (6. Dynastie), die oder das auch "Das Grab der Ärzte" genannt wird. Warum weiß keiner so genau, denn der hier begesetzte war gar kein Arzt.
  • des Ti aus der 5 . Dynastie und
  • des Mereruka aus der 6. Dynastie. Ab und zu hatte ich das Gefühl, dass man sich in den Labyrinthen, mit wunderbaren Wandmalereinen, schnell verlaufen könne. Besonders interessant ist der 13. Raum, der s.g. "Pfeilersaal" , in der - der "Verblichene", aus der Wand hervor zu treten scheint. (Hier als eingescannte Postkarte)

Plötzlich wimmelte es von Menschen und wir machten uns ohne Ziel - auf den Rückweg nach Kairo. Mich faszienierte jetzt viel mehr die Landschaft und die Menschen die in der Umgebung unterwegs waren. Bei diesem Straßenhändler kaufe Ismael eine Tüte Apfelsinen, die herrlich süß und aromatisch schmeckten - aber voller Kerne waren. Einer, dessen Stand wir uns ansehen wollten, hatte wohl Angst, dass wir seinen Straßenstand stiebitzen wollen, er kam angeflitzt, schimpfte wie ein Rohrspatz und fuchtelte wie ein Wilder mit seinem leeren Wasserkasnister durch die Luft.
Wir fuhren in Richtung Kairo, denn ich wollte spontan - gern mal auf einem Nilschiff sitzen. Auf unserer Fahrt kamen wir u.a. an "Dr. Ragab Pharaonic Village" vorbei. Dort wird in einem parkähnlichen Pharaonendorf, das auf einer Insel liegt - das Leben der Ägypter vor 3000 Jahren szenisch bis hin zur Mitte des 19. Jahrhunderts nachempfunden. Junge Ägypter zeigen u.a., wie ihre Vorfahren damals lebten. Es gibt Leute, die finden es ggf. kitschig, aber alles in allem ist so ein Besuch wirklich informativ und auch - oder gerade für Kinder.
Man kann in Museen stöbern und sich ein eine andere Zeit versetzen lassen. In den letzten Jahren wurde die Ausstellung um verschiedene historische Zeitabschnitte und Personen erweitert. Unter anderem gibt es jetzt auch Infos über Gamal Abd el Nasser, Präsident u. Anführer der Reformbewegung zur ägyptischen Unabhängigkeit 1952, oder Alexander den Großen usw.. Der Eintrittspreis von ca. 70 LE beinhaltet die InselÜberfahrt.  Wir fuhren weiter, irgendwie mussten wir Prioritäten setzen, denn meine Zeit wurde leider knapp. Ich wollte gern noch mal in die Innenstadt, um mir ein ganz bestimmtes Cafe anzusehen. Der Nil ist schon was faszinierendes, er strahlt etwas aus, was ich nicht erklären kann. Egal ob man ihn in der Stadt, oder auf dem Land fließen sieht. Überall wo er ist, ist es grün. Die alten Ägypter nannten ihn "Hapi" (Nil-Gott).
Da der Tag sehr klar war, war die Aussicht von Ufer zu Ufer ungetrübt. Wir standen auf der Promenade und schauten den Schiffen zu. Einge kl. düsten übers Wasser, Ausflugsschiffte dümpelten gemächlich vorbei und die Restaurantschiffe lagen fest am Kai.
Ismael fragte: Wie willst du essen? Ganz schick und teuer, wie die Könige, oder etwas gedämpfter wie die Fürsten oder evtl. wie die Felachen? Och - (hatte ja keine Ahnung) nehmen wir halt die goldene Mitte. Nein lieber nicht - Conny, lass uns wie die einfachen Leute essen gehen, du wirst sehen, es wird Königlich. Und er hatte nicht zuviel versprochen. Es war einfach köstlich.

Durch einen schönen Park liefen wir zurück zum Auto und fuhren dann gen Innenstadt. Inzwischen war es dunkel geworden und die City rammelvoll. Aber der "Parkplatzgott" war gnädig, vor uns fuhr ein Wagen aus eine Lücke, die von uns gleich wieder geschlossen wurde. Irgenwie sahen die Parkbuchten hier anders aus als bei uns und die Parkuhren auch. Steht der Wagen in Fahrtrichtung in der Lücke gibt es zur Fahrbahn hin, eine in den Straßenbelag eingelassene Schranke, diese fährt hoch und hindert so das rausfahren ohne zu bezahlen. Erst wenn man die Parkkarte mit entsprechendem Guthaben in die Parkuhr gesteckt hat, fährt sie wieder in die Erde und der Weg ist frei.
Ich hatte das Gefühl, alle Einwohner Kairos waren mit Kind und Kegel unterwegs, von überall drang Lachen und Musik in meine Ohren. In den Geschäften und Kaufhäusern herrschte buntes Treiben. Das moderne Kairo unterscheidet sich (für mich) nicht wirklich Grundlegend von den Städten bei uns. Nur die Gerüche sind anders und das überqueren von Straßen. Tradition, Kultur und Modere liegen hier so nah beieinander.
Wir schlenderten an einem "Gebäckladen" vorbei, schon die Auslagen sahen berauschend aus. In Zuckerwahren herstellen sind die Ägypter ja wahre Künstler. Ich ging in den Laden, saugte den herrlichen Duft auf und erstand eine Schachtel Kekse - als Mitbringsel für meine "bestere Hälfte". An der einen Seite des Gehweges Geschäft an Geschäft, auf der anderen Seite Straßenhändler, die alles Erdenkliche feilboten. Von der Plastikblume, der Socke bis zum Lesezeichen, es gab einfach alles. Wie von Geisterhand stand wir plötzlich vor einem Cafe, das den Namen der berühmtesten und reichsten Sängerin im orientalischen Raum tägt.
Vor ein paar Jahren, saß mal in einem Taxi, aus dessen Radio Musik wie aus einem uralten Grammophon klang - ich fragte den Fahrer: Wer singt denn da?? Oh, - was - die kennst du nicht?? Das ist Umm Kulthum. Man nannte sie auch den "singenden Stern des Orients" und ihre Lieder werden bis heute von Jung und Alt gehört. Ihre Texte hatten drei Themen: die Liebe von Mann und Frau, die islamische Religion und die ägyptische Nation. Später hab ich es beobachtet und dann immer wieder nachgefragt. Den Namen Umm Kulthum kennt so gut wie jede/r und das nicht nur in Ägypten, sondern in der gesamten Arbischen Welt.

Umm K. war die jüngste von drei Kindern. Ihre Mutter war Hausfrau, ihr Vater Imam in der Dorfmoschee. Mit etwa neun Jahren trug sie zum erstenmal religiöse Lieder in der Öffentlichkeit vor. Wenn sie mit ihrem Vater und Bruder in der Provinz unterwegs war, war sie als Junge (ver)kleidet, da Mädchen bei religiösen Festen nicht auftreten durften. Ihr Können sprach sich schnell rum und die Anfragen wurden mehr. Einige Jahre später ging sie gemeinsam mit ihrem Vater nach Kairo. Sie änderte ihren "Stil" und von da an nahm die Karriere ihren Lauf. 1934, im Geburtsjahr meiner Mutti, sendete der ägyptische Rundfunk via Kurzwelle - erstmals Sendungen aus. Umm Kulthum war die erste arabische Sängerin, die öffentlich auftrat. Danach hatte sie 30 Jahre lang einen festen Sendeplatz. Jeden ersten Donnerstag im Monat zog ihre Musik die Massen in allen arabischen Ländern in ihren Bann. Ihr Gesang löste so starke Emotionen aus, dass ihre ZuhörerInnen zeitweise sogar ihre Sorgen vergaßen. Bei einem Konzert im Ende 1972 wurde sie mit Applaus empfangen, der sich eine gute halbe Stunde lang hinzog. Auch am Ende des Vorstellung rasten die Zuhörer. Es war der letzte öffentliche Auftritt der begnadeten Sängerin, was sie damals jedoch nicht ahnte. Als sie im Februar 1975 in Kairo verstarb, verfiel die arabische (Musik) Welt in tiefe Trauer. Bei ihrer Beerdigung versammelten sich mehrere Trauernde Menschen in den Straßen Kairos. Tagelang wehten die Fahnen auf Halbmast. In der Umar Makram Moschee erhielt sie ein Staatsbegräbnis, das sonst nur hohen Politikern zu teil wird. Auf dem Weg zu ihrer letzten Ruhestätte wurde der Sarg den "eigentlichen" Trägern abgenommen und mehrere Stunden, in zahlreichen Wendungen durch die dicht gedrängten Straßen Kairos gereicht.


Es war gegen 22h - wir liefen zum Auto zurück, die vielen Eindrücke hatten mich richtig "benebelt" - für heute reichte es. Ich fragte Ismael, ob die Möglichkeit besteht, an einem Starbucks Cafe vorbei zu kommen, ohne noch mal in die InnenStadt fahren zu müssen. Denn ich hatte der Tochter meiner Lieblings Cousine geanu so eine Tasse aus Kairo versprochen. Nach kurzer Überlegung meinte er: Lass es uns im EinkaufsCenter City-Golf versuchen, da kommen wir auf unserem Weg "nach Hause" eh vorbei, ich glaub das es gibts dort auch. Oh klasse, ich liebe EinkaufsCenter, egal in welcher Stadt, auch wenn sie über 3000 km von zu Hause entfernt sind. Wir fuhren noch eine Weile und bogen dann rechts auf den riesigen, sehr gut besuchten Parkplatz des Centers ab. Uns empfing ein Shopping Center aller ersten Güte, ich kam mir wie in Palmas Glitzerwelt vor. Nichts erinnerte mehr die an Jahrtausend alte Kultur von heute Vormittag, hier spielt sich das hypermoderne Kairo ab. Parfümgeschäfte, teure Schmuck- und HiFi-Läden, Cafe`s, Imbiss Stände und ein gr. Carrefour-Supermarkt. Auf die Schnelle - betrachtet: es fehlte einfach nichts. Ganz hinten fanden wir das Starbucks, wo ich meine Tasse kaufen konnte - und gleich gegenüber ein nettes "Costa Cafe", in dessen Auslagen uns sehr appetitanregende Salate anlachten. Es tat uns einfach unheimlich gut, in den bequemen Sessel zu sitzen was schön zu essen und das drumherum zu beobachten, um später wieder angeregt zu disskutieren.

21.03.2009 - Letzter Tag - mit Rundfahrt durch`s schöne Heliopolis - Meine Sachen waren gepackt, als Ismael gegen 10h vor der Tür stand. Die letzten Kairostunden brachen an. Gegen 15h wollte ich mit dem Bus zurück nach Hurghada fahren. Wir fuhren über die große Umgehungsstr. in Richtung Heliopolis. In der Straßenmitte fuhren Straßenbahnen, die sicher schon mal bessere Tage gesehen hatten, aber sie fuhren. Das Straßenbahnnetzt ist sehr gut ausgebaut und man kommt vom Ramsisbahnhof sehr gut überall hin .

Als ich das Gebäude des "Baron Empain-Palast" sah war ich sofort hin und her gerissen, schade dass die Zeit fehlte, dass man das Ganze näher ansehen konnte. Aber, so hatte ich schon wieder einen Punkt, der auf die Liste für den nächsten Kairobesuch kam. Ein paar, aus der Ferne geschossene Fotos, konnte ich dann doch machen. Wieder zu Hause, wollte ich unbedingt mehr über seinen Erbauer dieses, so ungewöhnlichen Hauses wissen und begab mich auf die Suche:
General und später auch Baron Edouard L.J. Empain (1852-1929) stammte aus einer reichen Belgischen Industriellenfamilie, studierte Maschinenbau, reise durch die Welt und kam 1904 wegen eines Eisenbahnprojektes nach Ägypten. Es dauerte nicht lange und er wurde zum „Wüsten Fan“ und Hobby-Ägyptologen. 1905 gründete er die Firma „Kairo Electric Railways & Heliopolis Oasen Company“. Für sein Vorhaben benötigte er Land und erwarb von der Regierung Nordwestlich von Kairo, dort wo einst das antike Heliopolis stand, 25 qm² Kilometer Wüste. So legte er den Grundstein für das „neue Heliopolis“ und das sollte und wurde was ganz besonderes. Neben der dazu gehörenden Infrastruktur entstanden u.a.: Straßenbahnanbindungen nach Kairo, „La Luna“ - Afrikas erster Vergnügungs- u. Freizeitpark, Golfplätze, Pferderennbahnen, Luxushäuser, aber auch Mehrfamilienhäuser, Parkanlagen mit breiten Alleen usw.. Am 1. Dezember 1910 eröffnete das „Heliopolis Palace Hotel“, seiner Zeit das größte und luxuriöseste in ganz Afrika.

Und er erfüllte sich seinen ganz persönlichen Traum. Er wollte ein „Haus“ das anders war als alle anderen. Qasa El Baron ist ein palastartiges, im Hindu Stil erbautes „Wohnhaus“, dies kann man auch von weitem recht gut erkennen. Das vierstöckige, reichlich verschnörkelt aussehende Haus ist u. a. mit indischen Motiven verziert. Auf meiner Suche nach Informationen fand ich Tempelbauten (Angkor Wat) in Kambodscha, die eine große Ähnlichkeit mit dem Gebäude in Heliopolis haben.

Früher umgab das Gebäude ansteigende üppig grüne Terrassen, auf denen steinerne Tempeltänzerinnen, Drachen, Löwen und Elefanten Statuen standen. Heute ist das ehemals grüne Umland rund um zugebaut. Da das Gebäude seit vielen Jahren für Besucher gesperrt ist, weiß man recht wenig über das Innere des Hauses. Was bekannt ist, dass es 2 oberirdisch u. 2 unterirdische Etagen gibt, die mit zwei Fahrstühlen verbunden waren. Oben feierte die feine Gesellschaft rauschende Feste, lebte in Saus und Braus. Die unteren Etagen wurden als Mausoleum, Wohnraum für die Angestellten und Küche genutzt.

Drei Empain Generationen lebten in diesem Tempelartigen Gebäude, dessen Drehturm sich immer nach der Sonne richtete, bis es 1957 mit samt der wertvollen Innenausstattung verkauft, andere sagen versteigert wurde. Da der Staat Ägypten aber weiterhin zu 51% das Sagen hatte, verliefen alle Pläne der neuen Besitzer im Bürokratischen Sand. Heute wird es (noch) von Fledermäusen, streunenden Hunden und anderem Getier „bewohnt“ und von zwei Wärtern bewacht.

Natürlich ranken sich im laufe der langen Zeit, auch die schauerlichsten Geschichten um dieses Gebäude. So wird gesagt, dass jungendliche Orgien darin feiern, dass satanische Messen veranstaltet werden und und und. Seit 1993 steht das Gebäude unter Denkmalschutz, wie wir es hier bei uns so schön nennen. ABER - Rettung naht: Die Ägyptische Regierung hat reagiert und das Gebäude 2005 übernommen um es ggf. in ein Museum oder anderes umzuwandeln und so der weitere Verfall hoffentlich verhindert wird. Das kann aber nur passieren, wenn genug Geld zur Verfügung steht.

Zurück zur Gegenwart: Später schlenderten wir noch u.a. über die Ahlram Street, eine der Prachtstraßen und bogen auch in Nebenstraßen ab. Ich war einfach nur begeistert: Heliopolis hat einen ganz besonderen Charme. Was für tolle Häuser - nein Häuser ist zuwenig - es sind Paläste. Sicher ist es kein Zufall, dass der Präsident des Landes, sich in diesem Stadtteil niedergelassen hat. Es wurde Zeit, wir mussten zurück zum Busbahnhof, denn ca. in einer Stunde sollte der Bus noch Hurghada abfahren. Als wir ankamen dachte ich, dass wir uns mitten in einem Ameisenhaufen befinden. So viele Menschen mit vollbeladenen Autos die ihre Angehörigen zur Weiterfahrt nach Luxor, Asswan, Alexandria und ins Delta ablieferten.
Ismael besorgte mir schnell einen Fahrschein, bevor diese ausverkauft waren und dann hieß es warten. Der Bus hatte ca. eine halbe Stunde Verspätung. Ich setzet mich ganz nach hinten und hatte so die ganze Bank für mich allein und richtete mich ein wenig "häuslich" ein. Als der Bus anfuhr winken wir uns ein letztes mal zu.
Ich lehnte mich zurück, sah aus dem Fenster und dachte: Was für eine irre schöne Zeit - und wusste: Kairo - wir beide sehen uns wieder!! Mit einem kl. Zwischenstop in der Nähe von Ain Shuchna kamen wir ca. 6 Stunden später in Hurgahda an.

Fin.

Hier beende ich meine Erzählung vom Frühjahr 2009 einfach mal. Die restlichen 6 Tage waren mehr ein warten auf den Rückflug, um zu meiner todkranken Mutti zu kommen. Das ich diese Reise überhaupt gemacht habe - war ihr Wunsch und ihr letztes Geschenk an mich.