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Ein Ägyptenurlaub der etwas anderen Art

Was eigentlich als kleiner Life-Bericht aus Luxor, im November 2012 gedacht war, musste letztendlich doch zu Hause fertig geschrieben werden. Zum einen, weil die Zeit einfach nicht reichte und zum anderen, diverse Stromausfälle auf der „West Bank“ das Ergebnis behinderten. ABER: Was vor Ort eingetippt war blieb so, anderes schrieb ich zu Hause einfach dazu.

Das Reiseland Ägypten hat ja nicht nur das "Rote Meer, Strand, Hotels, Wüste, Dünen, Pyramiden". Es gibt ja noch jede Menge mehr! Im Sommer 2012 schloss ich mich ein paar netten Leuten vom Ägypten-Reiseforum-isis-und-osiris an, die einmal im Jahr nach Luxor "pilgert" und in Theben West logiert. Im Folgenden möchte ich euch gern zeigen, oder ein bisschen schildern, wie es auf der so genannten West Bank auf der anderen Seite des Nils aussieht und versuche hin und wieder mal was reinzuschreiben (sofern wir Strom und Internet haben). Insha´Allah!

Am frühen Nachmittag sind wir in Luxor gelandet und dann per Transfer zur West Bank gefahren. Schon auf der Fahrt vom Airport nach El Gezira begegnet einem das "Ägypten", das ein Rote Meer Urlauber so gut wie nie zu Gesicht bekommt und dass einige wenige in den Touristenorten hin und wieder vermissen. Die einen evtl. mehr, die anderen sicher weniger. Hier auf der West Seite von Luxor gehören Männer in den landestypischen Galabeyas zum gewöhnlichen Straßenbild. Der Eselkarren als Transportmittel, Wasserbüffel, Kamele und grasende Esel am Straßenrand sind Alltag. Bananen- und Zuckerrohplantagen zum greifen nah. Schnell hatte ich das Gefühl, dass die Menschen auf der "anderen Seite" des Nils ihre angeborene Natürlichkeit noch nicht verloren haben. Den "Tourismus von hier" kann man auch mit keinem vergleichen den ich bisher - an den verschiedensten Orten kennen gelernt habe, er ist ganz anders. Ähnlich wie in den Oasen. Natürlich ist dieser auch hier nach der Revolution massiv eingebrochen und hat sich bisher leider kaum wieder erholen können. Wir haben im Verlauf unseres Aufenthaltes u.a. auch mit Kaleschen-Fahrern gesprochen, die an so manchen Tagen keinen einzigen Gast haben und so ist Frust logischerweise vorprogrammiert. Keine Gäste - kein Verdienst! Einer erzählte, dass er täglich mindesten 10 LE braucht um seiner Familie Brot zu kaufen. Das war zu unserer Besuchszeit ca. 1,20 €.

Heute ist schon der 4. November und in Ägypten feiert man, zum zweiten Mal im Jahr "Valentinstag". Genau wie in unseren Gefilden ist es ein "Fest" der Verliebten und der natürlich auch der "Geschäfte". Die ersten 3,5 Tage waren gut mit Kultur und "alten Steinen [be]gucken" gefüllt. Diesen Sonntag hatte man als "frei" deklariert, deshalb schicke ich euch ganz liebe Grüße aus dem "heißen" Luxor - sitze auf der Dachterrasse des El Mesala Hotels und schau direkt über den Nil zum Luxor Tempel.

Heiß, im wahrsten Sinne des Wortes, denn so einen heißen Novemberanfang habe ich m.E. bisher nur zweimal mitgemacht: 2008 in Dahab und einen Tag im November 2011, als wir die Nekropole Bagawat besuchten, an dem das Thermometer über 38°C anzeigte. Auch die anderen, der bisher neunköpfigen Gruppe hatten so etwas schon jahrelang nicht mehr erlebt.

Aber ich sollte lieber mal der Reihe nach erzählen: Zurück zum 01.11.2012. Seit dem Aufstehen waren für alle angereisten „Luxor Fans“ etliche Stunden vergangen. Nachdem wir uns in den Hotels ein bisschen heimisch eingerichtet und die Koffer ausgepackt hatten, beendeten wir den ersten Tag mit Kennenlernen, einen gemeinsamen Abendessen und einer kleinen Lagebesprechung im Nile Valley Hotel. Gleich am zweiten Tag (02.11.) starten wir gegen 9 Uhr zu den Wahrzeichens Thebens, den so genannten Memnonkolossen in Kom El He-Hi- oder auch Hattan, dort, wo die "kläglichen" Überreste eines Tempels von Amenophis III. ausgegraben werden, der einmal der größte von ganz Ägypten gewesen sein soll. Ich war gespannt ob man den Dritten (wenn es ihn überhaupt gibt), der ja schon seit langem angekündigt war, aufgestellt hatte. Schade, er ist immer noch eingepackt und steht in einem abgesperrten Areal.

Die anderen beiden, ca. 18m hohen gesichtslosen Sitzstatuen aus gelbbraunem Kieselsandstein, die seit "Ewigkeiten" dort stehen und den Ankommenden West-Bank Touristen meist zuerst gezeigt werden, stellen Amenophis III., den Vater von Echnaton dar. Von dort aus kamen wir zuerst am Ticket-Haus für diese Region vorbei. Ganz in dessen Nähe, mitten in der Wüste, hatte man einen alten (so dachte ich zuerst) NSU-Prinz entsorgt. Der reizte mich im Augenblick ein bisschen mehr als "alte Steine", wegen denen wir eigentlich hier waren. Später stellt sich, unter tatkräftiger Mithilfe von Forumsusern heraus, dass es sich um einen Fiat 1500 handelt, der zwischen 1961 und 1967 gebaut wurde.

Es war sooo heiß - aber wie sagt man so schön: "Mit gegangen - mit gefangen" und so liefen wir weiter zu einem thebanischen Monument - einem Tempel von Ramses III., der in Medinet Habu steht und als der am besten erhaltene Totentempel des neuen Reiches gilt. Den Tempel kannten alle, außer mir, musste auch nicht unbedingt sein. Es war einfach zu heiß und deshalb reichte mir der Aus- oder auch Anblick, inkl. einer kalten Cola aus Hassans Cafeteria gegenüber. (Irgendwann komme ich sicher mal wieder vorbei ...) Nicht weit entfernt, nur ca. 200m,  zweimal um die Ecke, befindet sich, mitten im Dorf gelegen, der ptolemäische Thot Tempel Qasr a(e)l-Aguz der, als wir ankamen, verschlossen war. Aber das Glück schien mit den "Steineguckern" zu sein und so durften wir rein. Er ist nicht sehr groß, hat nur 3 Räume und genau nach meinem Geschmack, sehr überschaubar - so richtig knuffig.

Wie von fremder Macht gelenkt, trottelte ich hinter den Anderen her. Auf dem Rückweg zur Straßenkreuzung, wo u.a. die Minibusse vorbeikommen, schauten wir noch schnell einer kleinen "Karanwanserei" vorbei. Ein kleiner Familienbetrieb, in dessen ein bisschen zu dunklen Räumen, man allerlei, aber wirklich schönes Kunsthandwerk aus Frauenkooperativen in ganz Ägypten, aber vor allem aus Nubien ausgestellt hat.

03.11.2012 - Und wieder ein Tag der sehr unangenehm heiß zu werden schien. Egal, ganz langsam gewöhnte ich mich dran - auf zum nächsten Isis Tempel. Heute fuhren wir nach Deir El Shelwit, in der Hoffnung den kleinen Tempel auch von innen bestaunen und erkunden zu können. Pech gehabt, wieder ein Monument, welches für neugierige Besucher z Zt. nicht zugänglich ist. Aber man konnte sehr gut erkennen, dass hier restauriert wird und die Arbeiten noch lange nicht abgeschlossen sind. Insha´Allah haben wir im nächsten Jahr mehr Glück. Auf unser nächstes Ziel freute ich mich durch die vorab Erzählungen von Anja. Wir ließen uns zum Kloster St. Tawdros kutschieren (zu gut Deutsch: Kloster des heiligen Theodor), auch als El-Mohareb oder Deir Taudros bekannt, unweit von Malqatta. Egal ob auf der schönsten Insel der Welt, wo man sie "Santuari" nennt oder sonst wo. An solchen Stätten ergreift mich jedesmal eine gewisse "Demut". Liest sich evtl. ein wenig theatralisch und ob die Wortwahl so wirklich passt, weiß ich nicht - ist aber auch egal. Jedenfalls "schalte ich immer „ein, zwei“ Gänge runter". Von außen konnte man nicht sehr viel erkennen, denn das Kloster ist von einer hohen Mauer umgeben. Hinter dieser Tür, einige Kilometer von der normalen ägyptischen Zivilisation entfernt, mitten in der Wüste, leben und arbeiten Menschen, unter Bedingungen, die uns im täglichen Leben mehr als fremd sind und das Tag ein Tag aus - es fasziniert mich immer und immer wieder. Außer uns gab es keine weiteren Besucher, die die Hauptkirche mit ihren vier Altären zu Ehren des Heilige St. Georg, der Jungfrau Maria, St. Tawdros und dem Erzengel Michael besuchten. In der "Vorhalle" fiel mir ein kleiner, etwas klappriger und schief an der Wand hängender Schrank auf, in den die Besucher Arzneimittelspenden legen können. Das hätte ich vorher wissen müssen, nun war es leider spät und muss warten bis zum November 2013. Oder ihr: Liebe Leser/Innen denkt zwischenzeitlich an die überwiegend dort lebenden Frauen und bringt ihnen was mit (Aspirin, Fieber- und Erkältungsmittel z.B.). Wer den Klosterbewohnerinnen anderweitig noch etwas gutes tun will, der kauft Honig und zwar welchen, den es tatsächlich nur hier gibt. Hanne hat, wie bei jedem ihrer zahlreichen Aufenthalte, gleich 10 Gläser mitgenommen und meinte, es gäbe keinen besseren. Ich denke mal, dass die kleinen Kuppelhäuschen die Privatbereiche der hier lebenden Nonnen sind.

Hier leben und wirken sie und viele finden an diesem Ort ihre letzte Ruhestätte. Genau wie Labib Habashi, einer der bekanntsten Ägyptologen des Landes. Das wir an diesem Tag die einzigen Gäste waren, hatte ich ja erwähnt, dass es aber hin und wieder mehr Besucher geben muss, erklärt den großen, mit Wellblech überdachten Parkplatz, den man hier außerhalb der Klostermauern gebaut hat. Im Innenhof des Klosters gibt es einen kleinen Kiosk, der u.a. für Schleckermäuler einiges zu bieten hat und eine Wäscherei gibt es auch.

Für den Rückweg stiegen die Meisten wieder in den Minibus, Isis und ich liefen vorsichtig über einen Teil der Überreste des Wohnpalastgeländes von Amenhotep III., Malqata genannt, und da sie hier fast jeden "Stein beim Namen" kennt, konnte sie mir so einiges, wie z.B. Raumverläufe, usw. erklären. Paläste baute man seinerzeit aus getrockneten Nilschlammziegeln, also ganz anders als die meisten Tempel, die aus massiven Steinen geschaffen wurden. Da es aber über die Jahrtausende auch u.a. sicher hin und wieder mal geregnet hat, blieb von der einstigen Pracht der Paläste nicht viel übrig. Bekanntestes Beispiel ist Shali in der Oase Siwa. Am italienischen Ausgräber-Camp trafen wir Zwei wieder auf den Rest der Gruppe. Auf einmal kam ein bisschen Hektik auf und sollten plötzlich schnell in den Bus steigen und die "Kurve kratzen" da man "hohe Herrschaften" erwartete. Ok Ok

Genug Kultur für heute. Zum kleinen Imbiss "spuckte" uns der Minibus vor Nubis Domizil  "Blu Sky-Restaurant" aus. An diesem Ort, direkt am Nil zu sitzen, ist einfach wunderschön und hat etwas ungemein entspannendes. Kurz und knapp gesagt: „Dinieren wie im Garten Eden“. Hier im "Blu Sky-Restaurant" gibt es die beste Lentil Soup (Linsensuppe), die ich je in Ägypten gegessen habe, aber auch alles andere. Ganz besonders der Fisch, den man wegen der Frische, aber nur auf Vorbestellung bekommt, ist einfach ein exzellenter Gaumenschmaus oder einfach gesagt, ein Gedicht. Nach dem Imbiss trennten sich unsere Wege, ich bog auf dem Rückweg nach links in mein kleines El Mesala Hotel ab, und die anderen stiefelten ca. 200m weiter ins Nile Valley.

04.11.2012 - Wie anfangs erwähnt, war heute ein "kulturfreier" Tag, erst gegen 16 Uhr wollten wir nach Luxor zum Shoppen, und einfach nur durch die Straßen der Tempelstadt am Nil zu laufen. Kulturfrei – sowas geht in Luxor ja eigentlich gar nicht. Sie ist allgegenwärtig, man sieht sie bei jeden Augenaufschlag, und begegnet ihr auf Schritt und Tritt. Im Nile Valley legte man bis dahin einen Pool-Tag ein. Ich setzte mich mit meinem Notebook auf die Dachterrasse, fragte die Mailkonten ab, ordnete die bisher aufgenommen Fotos und fing an zu tippen. Später erzählte man, dass es ein paar Tropfen geregnet hatte.

05.11.2012 - Der Vormittag gehörte wieder den ägyptischen Altertümern, vor allem der "neu ausgebuddelten" Sphingen Allee. Wir fuhren mit einem Bötchen rüber und starteten am Luxor Tempel, in Richtung Karnak. Die Sonne brannte vom klaren Himmel und jeder schattenspendende Baum auf der knapp 2,5 km langen Strecke war heiß begehrt. Allerdings hatte ich mich inzwischen mehr und mehr mit der Hitze angefreundet und saugte die so liebenswerte Umgebung in aller Ruhe in mich auf. Auf einer Mauer, in der Nähe einer großen Kirche, hatte eine Frau ihren Sonnenbrotteig zum "aufgehen" ausgelegt. So etwas hatte ich vor vielen Jahren zum ersten Mal gesehen, als wir durch Qena fuhren, aber seither nie wieder. Nahe dem Karnak Tempel freuten sich die "Luxor Kenner" auf den "neu eröffneten" Mut-Tempel. Aber der schweißtreibende Weg war umsonst, er blieb für sie verschlossen, weil angeblich (wieder einmal) "Hoher Besuch" vor Ort war. Wir sollten uns aber für ca. 20 Minuten, etwas weiter entfernt, hinter einem Steinquader verstecken, dann wäre später sicher was zu machen, aber das war uns nach einer Weile dann doch zu blöde und begannen den "Rückzug" Entlang der Allee sind im letzten Jahr viele neue, so genannte Revolutionshäuser gebaut worden, die ganz sicher keine Genehmigung haben. Irgendwann werden sie bestimmt wieder verschwunden sein. Der Weg zur Fähre, um wieder zum anderen Ufer zu gelangen, führte uns u.a. über die neue Chornische, die für mich allerdings eher wie ein "tot geborenes Kind" wirkte. Gut gemacht, aber leider (noch) ohne Leben. Zudem fragte ich mich, ob die neue Sphingen Allee in Zukunft wirklich das erreicht, was sich das ägyptische Tourismusministerium erhoffte - nämlich: "Heerscharen" von Touristen ins Land locken!

Der Himmel bedeckte sich gegen 15 Uhr Ortszeit und es fing für ca. 30 Minuten an zu "Nieseln", die Tropfen hatten es aber sichtlich schwer und schafften es kaum bis zum Boden. Ein paar Stunden später gesellte sich auch noch ein Sandsturm dazu und wir mussten unserer Essen in die geschützte Umgebung des "Fayrouz-Hotel-Restaurants" verlegen, ansonsten wäre so manchem Hungrigen ganz sicher das Hähnchen, auch ohne Flügel, vom Teller.

06.11.2012 - Der Himmel war am morgen noch nicht wieder klar, eher ein bisschen milchig, aber die Sonne schien und es war – wie an jedem Tag - sehr warm. Seit ca. 2005 gibt es in der Region Luxor die "Kleine Pyramide e.V.", eine ehrenamtlich geführte Kinderhilfsorganisation, die als Verein in Deutschland, sowie in Ägypten eingetragen ist. Nach dem Frühstück brachen wir zu viert auf, um dort einmal vorbei zu schauen. Der Empfang durch Ingrid, der Initiatorin und Leiterin, war herzlich, denn man kannte sich, nur ich war neu. Ausgerechnet an diesem Vormittag war für einige Stunden der Strom weg und wir mussten uns in einem sehr stickigen Büro mit Schummerlicht austauschen. Aber - wenn auch nur ein kleiner - Einblick in die wunderbare und enorm vielfältige Arbeit des Vereins, war mir dennoch möglich. Danke, Ingrid!

Stromausfälle sind hier auf der West Bank ein allgemeines Problem, das sich in der jetzigen Zeit noch verschärft hat. Fast kein Tag vergeht ohne. Am frühen Mittag zogen, wie von Geisterhand gelenkt, dunkle Wolken auf und es fing richtig an zu regnen. Ja, ihr lest richtig. Keiner von uns nahm an, dass es länger dauern könnte, doch er nahm sich Zeit und es vergingen Stunden. Selbst die Ägypter waren hoch erstaunt und meinten: Dies sei der ergiebigste Regen seit ungefähr 10 Jahren gewesen. Leider mussten wir dadurch auch unsere geplante Felukenfahrt auf dem Nil abblasen. Aber wie heißt es so schön, "Neuer Tag - neues Glück", denn ein paar Tage blieben uns ja noch, um so eine herrliche Fahrt erneut in die Planung aufzunehmen.

Kaum zu glauben, erst gegen 17 Uhr hatte der Spuk (so gut wie) ein Ende. Trotz allem "besetzten" wir später eines der zahlreichen Shuttle-Boote und zuckelten nach Luxor rüber. Ziel – der Touristen Bazar - um erstmal zu schauen und ggf. zu shoppen. Die Straße auf der anderes Seite am Nil entlang, war von unzählige brauen Urin-Pfützen der Kaleschen Pferde übersät, Abflüsse gibt es ja nicht. Streckenweise stank es einfach nur erbärmlich.

Der "Aboudi Bookstore", interessierte mich ganz besonders, vom dem es ganz in der Nähe des Luxor Tempels und MC eine Filiale gibt (nicht mehr am Nobel Hotel Old Winter Palast). In ihm findet man u.a. ägyptische Literatur (auch in deutscher Sprache), besondere Postkarten, DVD`s in allen Variationen und eine große Auswahl von Fotografien der beiden Orient-Fotografen "Lehnert und Landrock". Später steuerten wir auf den berühmt berüchtigten Touristenbasar zu, um einen Bekannten zu treffen, der jahrelang einen kleinen Laden mit "Orientalischem Tanzequipment" betrieb. Auf dem Weg zu ihm kehrten wir zunächst in einen Laden mit Silberschmuck nach Beduinenart ein, als die Lichter aus gingen und der gesamte Basar im dunklen versank. Sicher nichts für labile Gemüter, wo doch immer gesagt wird, der Basar ist ein Mekka für Diebe und Gesindel. Wir hatten Taschenlampen dabei und bahnten uns den Weg zum Treffpunkt, als ein ägyptischer, sehr gutgelaunter und evtl. auch übermütiger, Ladenbesitzer rief: "Willkommen Willkommen - Kommt her, hier gibt es noch mehr schönen Ramsch!" Nach dem Abendessen im Fayrouz Restaurant, begann eine unruhige Nacht, von deren Ende ich noch nichts ahnte.

07.11.2012 - Sag niemals NIE - besser ist das! Jetzt hatte es auch mich erwischt, auf dieser Reise war "Pharaos-Rache" das erste mal schneller als meine körpereigenen Beschützerviren. Mit kurzen Unterbrechungen lag ich fast 6 Uhrzeigerrunden im Bett, die Haut schmerzte, die Innereien verkrampften sich im regelmäßigen Rhythmus, ich schwitzte und fror vor mich hin. War ich froh, diesmal nicht allein gereist zu sein und dass Isis immer ANTINAL dabei hat. Denn bei ägyptischem Durchfall helfen nur ägyptische Mittelchen und ANTINAL ist am wirksamsten. Ganz lieben Dank an dich und an euch Alle, ich hoffe ihr hattet einen schönen Tag im Ramesmuseum.

08.11.2012 - Die ersten 24 Stunden sind geschafft - fühle mich aber immer noch - wie nach einem fünftägigem Marathon durch die Alpen bei über 33°C und Waschküchenklima. Bisher gab es noch keinen Tag, an dem das Thermometer wesentlich weniger angezeigt hat. Insha´Allah wird der "Virenkampf" morgen überstanden sein. Der "gesunde Teil" der Gruppe machte sich an diesem Donnerstag vormittag auf den Weg ins Tal der Königinnen, nach Deir el Medina, einem ehemaligen Arbeiterdorf, in dem der erste dokumentierte Arbeiterstreik der Geschichte stattgefunden haben soll. Besichtigen TT290, das Grab des Irinefer, und waren vergeblich am zurzeit geschlossenen Heiligtum der Göttin Meretseger. Die Gruppe ist komplett: Am Nachmittag kamen die letzten beiden Teilnehmer der Luxorfans auf der West Bank an.

09.11.2012 - Mit den Anderen am Tage los zuziehen wage ich immer noch nicht, zu groß wäre das Risiko, mitten in der Pampa" ganz schnell ein Häuschen brauchen zu müssen". Zumal eine Besteigung des ca. 420m hohen  "El Qurn" in Planung war und dessen Gipfel überwiegend über Stufen zu erreichen ist. Ganz hätte ich ihn sicher eh nicht geschafft, aber ein Versuch "über den "Rentnerweg", ggf. bis zur Zwischenstation, hätte ich dann doch gern gewagt. Soll man doch von dort oben einen grandiosen Blick haben. Evt. klappt es ja an einem der noch verbleiben Tage, oder ich muss unbedingt wiederkommen. So sehr ich das kleine El Mesala Hotel auch schätzte, ich musste endlich mal wieder raus. Am Abend traute ich mich zum Bummeln mit rüber auf die andere Seite des Nils zu fahren, all zu lange konnten wir ja eh nicht bleiben, morgen mussten alle sehr früh aus den Federn. Neben vielem, mehr oder weniger interessantem, entdeckten wir u.a. die neuste Kollektion der ägyptischen „Schöner Wohnen Möbelwelt“.

10.11.2012 - Auf nach Assuan - In der Nacht spielten meine Innereien noch einmal so richtig und schmerzhaft verrückt, dann war die Sache überstanden, und ich konnte das Hotel wieder normal und ohne Angst verlassen. Die www-Wettervoraussagen versprachen in den nächsten 2 Tagen einen Temperaturrückgang. Bei ihren "West Bank-Aufenthalten" plant die Luxor-Gruppe nach Möglichkeit immer einen zweitagesausflug mit ein. Dieses Mal hatte man sich für Assuan entschieden. Start kurz vor 7 Uhr. Die Hinfahrt führte uns in einem Microbus über die Desertpiste durch die Wüste. Ankunft in Assuan ca. 10.30 Uhr. Wären wir die landschaftlich viel reizvollere Straße durch die Dörfer am Nil entlang gefahren, wären aus den 2,5 Stunden mindestens 5 Stunden geworden. Zum einen, ist der Zustand abschnittsweise nicht ganz so gut und zum anderen hat man die Strecke mit über 400 "Betonschwellen" gepflastert. Mal sind sie höher, mal ein bisschen niedriger. Aber ohne die geht es m.E. nicht: Denn hat ein Ägypter sein Auto erst einmal beschleunigt, dann fährt er, ungeachtet wo und der Umgebung. Ich freute mich, in der wunderschönen Stadt am Nil, auf ein Wiedersehen mit meinem "alten" Ägypten-Reisekumpel Martin, dessen Urlaub sich nach fast 14 ereignisreichen Tagen dem Ende zu neigte.

Die Gruppe wurde auf die Insel "Agilkia" zum Philae Tempel verfrachtet, Hassan setzte mich vor Martins Unterkunft, dem "Isis Corniche Hotel" mitten in Assuan, ab. Die Stadt liegt gute 200 km südlich von Luxor gelegen und auch hier war es schweißtreibend warm. Martin erzählte begeistert von seiner Nassersee-Kreuzfahrt und den anderen Unternehmungen, die sich an die Fahrt angeschlossen hatten. Und ich glaubte ihm aufs Wort, als er behauptete: dass es kaum einen alten Stein in dieser Gegend gab, den er nicht gesehen hätte. Wir schlenderten gemütlich die Chronische El Nil entlang, wechselten noch ein paar Euro um und steuerten auf den  "Ferial Garden" in der Nähe vom Old Catarakt Hotel zu.

Unser Traum von einer gemütlichen Tasse Tee auf der Terrasse des legendären Hotels war schon am Eingang ausgeträumt, nachdem der Pförtner etwas von geschlossener Gesellschaft und einer privaten Party erzählte. Mafish! Ok, die Stadt hat soviel schönes zu bieten. Wir machten uns auf zum Feryal Garden, der u.a. wegen der vielen schattenspenden Bäume und der grandiosen Aussicht auf den Nil, die Insel Elephantine und dem Aga Khan Mausoleum, etwas sehr erholsames ist, um irgendwann weiter zu schlendern. Überhaupt ist Assuan so ganz anders als die anderen Städte Ägyptens. Hier ist es ruhiger, friedvoller und sehr schwer zu beschreiben. Als ich das im fadimidischen Stil gebaute Mausoleum, hoch und unübersehbar auf einem Hügel gelegen, im März 2012 zum ersten Mal sah, war ich fasziniert, hatte aber gehört, dass es seit 1997 geschlossen ist. Im inneren gibt es zwei Marmorgräber. In dem einen fand Aga Sultan Sir Mohammed Schah, besser bekannt als Aga Khan (1957), und im Zweiten seine Frau Yvette Labrousse, besser bekannt als Begum (2000), ihre letzte Ruhe. Man erzählt, dass sie bis zu ihrem eigenen Ableben täglich eine frische Rose auf das Grab ihres verstorbenen Mannes legte.

Zurück zum Jetzt: Wir waren beide schon im Nubischen Museum, aber ein zweiter (oder dritter) Besuch der ca. 50000m² Museumsanlage konnte (uns) nicht schaden, inkl. des sehr schön angelegen Außenbereiches. Meine Beine fühlten sich immer noch wie Gummi an und so genossen wir die kleinen Pausen in den kühlen Museumräumen. Bewundernd standen wir eine ganze Weile vor der vor dem Untergang "geretteten" imposanten Statue von Ramses II., aus der im Stausee verschwundenen Tempelanlage von Gerf Hussein. Und später vor den Nachbildungen nubischen Dorflebens.

Nur einen Katzensprung vom Museum entfernt liegt der fatimidische Friedhof, dem ich im Zuge meiner Nilkreuzfahrt im März 2012 schon einen kleinen Besuch abgestattet hatte, aber erst jetzt erkannte, wie groß das Areal tatsächlich ist, das auch heute noch für Bestattungen genutzt wird. Auf unserem Rückweg, an der Straßengabelung an der "Koptisch Orthodoxen Kirche des Erzengel Michael", mitten auf einer Straßeninsel, steht ein Denkmal zu ehren von Abbas Mahmud El-Akkad und mitten "im Leben" befindet sich auch sein Mausoleum.

Seine Ruhestätte ist für mich genau so ungewöhnlich wie sein Lebenslauf.

  • Geboren in Assuan im Sommer 1889
  • Sein Bildungsweg begann mit sechs Jahren, vier Jahre besuchte er eine Koranschule
  • Anschließend nochmals vier Jahre eine normale Grundschule, die wegen der schlechten Wirtschaftslage und fehlender finanzieller Mitteln der Familie beendete - er musste arbeiten - u. a. in einer Seidenfabrik um zum Familienunterhalt beizutragen ....
  • trotz allem hörte er nie auf sich weiterzubilden. Durch seine hohe Intelligenz und Wissendurst sich Dinge anzueignen, schaffte er es vom "normalen" Arbeiter bis zum Angestellten
  • Er lernte immer und immer weiter ...
  • Schrieb später für verschiedene Zeitungen und wurde 1907 u.a. Redakteur der Al Doustour Zeitung.
  • Er schrieb einen Gedichtsband und über 100 Bücher, u.a. über Religion und Philosophie und gründetet mit 2 Freunden eine Dichterschule.
  • Im März 1964 ist er in Kairo verstorben und kehrte zur letzten Ruhe letztendlich in seine Geburtsstadt Assuan zurück. In der Hauptstadt wurde zudem eine Straße nach ihm benannt.

(Info: Quelle Wikipedia)

Am Abend trafen wir auf meine Mitreisenden, die den Tag am Philae Tempel und den Überresten vom Simenon Kloster verbracht hatten. Gemeinsam checkten wir zunächst im El Salam Hotel ein. Naja, der Kracher war es bei Leibe nicht, aber für 80 LE pro Nacht & Frühstück sollte - bzw. kann man nicht all zu viel erwarten. In meinem Zimmer hatte der letzte Gast wohl vor über 50 Jahren genächtigt, und um das zu vertuschen hatte man schnell die Betten mit frischer, blütenweißer Wäsche bezogen. Und wie - so gut wie - in jeden agyptischen Hotel gab es natürlich ein sehr schief hängendes Bild an der Wand und eine Klimaanlage aus deren Anfängen. Zur Probe schaltete ich sie mal an, der Geräuschpegel glich dem eines LKWs bei einem Kaltstart. Zum Nassbereich sag ich nur: In der Wüste ist es hygienischer! Später saßen wir gemeinsam in einem Nilschiffrestaurant um den kleinen Hunger zu bekämpfen. Haben viel gelacht, erzählt, getratscht und anschließend den Tag mit einem ausgiebigen Basarbummel ausklingen lassen.

Im Grunde war es ein perfekter Tag gewesen, wenn da nicht die penetrante Anmache von einigen männlichen Ägyptern gewesen wäre. Stand mal einer „unserer Männer“ irgendwo allein rum, nur um sich etwas näher umzusehen, wurde er sofort massiv und sogar sexuell bedrängt und angemacht. Später erfuhr ich, dass es in Luxor ähnlich sein soll. War mir bis dato noch nie aufgefallen - Frau lernt halt nie aus.

11.11.2012 - Die letzten Stunden in Assuan waren angebrochen. Was den Zimmern und Räumlichkeiten des Hauses an Attraktivität fehlte machte das Frühstück auf der Dachterrasse des Hotels wieder wett. Denn die ist ein absolutes Hotel highlight, u.a. wegen dem überaus grandiosem Rund- und Ausblick auf den Nil, bis rüber zum Qubbet el Hawa. Später fuhr die Gruppe zur Insel Sehel und ich stiefelte zum gegenüber liegenden Hotel, in dem Martin inzwischen seine Koffer packte, um gegen 11.40 Uhr zum Flughafen zu fahren.

Sehel ist oder muss was besonderes sein, aber nicht unbedingt für mich. Soweit geht meine Liebe zu den Altertümern (noch) nicht. Zudem hatte Martin mir im Vorfeld schon eine (für mich persönlich) sehr aufschlussreiche Lagebeschreibung geschickt: Ich war heute selber dort und kann mir so überhaupt nicht vorstellen, dass Dich das wirklich interessieren könnte. Die Insel ist mehr oder weniger ein einziger Steinehaufen mit insgesamt etwas über 200 verschiedenen Inschriften aus Pharaonischer Zeit, die Du wie eine Gämse oder ein Steinbock mal rauf mal runter abklettern musst. Da ist nichts mit nur bloß spazieren gehen. Das ist keinesfalls eine blühende grüne Insel zum Relaxen. Da Du bis jetzt keine Steinepullerin bist, wage ich es wirklich sehr zu bezweifeln, dass das Richtige für Dich ist. Für die Leute von Isis- und Osiris-Forum ohne Frage - ja. Die werden stundenlang dort die verschiedensten Inschriften knipsen. Aber Du drehst auf der Insel sicher durch. So weit kenne ich Dich gut genug.

Soviel zu lieben Reisefreunden, da gibt es keinen Weg umsonst. Ein bisschen Zeit blieb noch und wir begannen in groben Zügen neue Reisepläne fürs kommende Frühjahr zu schmieden. Wenn alles klappt wollen wir eine ausgedehnte Wüstentour mit vielen Extras unternehmen. Gegen 11 Uhr klingelt das Handy, es hieß Abschied nehmen, gleich kam der Bus mit den "Anderen", um mich einzusammeln und nach zwei letzten Besichtigungspunkten (Fademidischer Friedhof und Unvollendete Obelisk) nach Luxor zurück zu fahren. Am Steinbruch angekommen, teilte sich die Gruppe. Die einen wollten den Obelisken sehen, die anderen interessierten sich eher für den gegenüberliegenden Friedhof. Ich entschied mich ein drittes Mal mit auf den Friedhof aus dem 9 Jahrhundert nach Christus zu gehen.

13 Uhr Start von Assuan in Richtung Luxor: Diesmal fuhren wir am Nil entlang, streckenweise eine wahre Schatzkammer für Fotografen, Pixelmaschinenbesitzer und Hobbyknippser. Wie bei einem Daumenkino liefen unzählige herrliche Motive an den Augen vorbei. War schon bisschen gemein, denn Zeit zum Fotografieren gab es so gut wie gar nicht (nur aus dem fahrenden Bus heraus). Mittagspause in einem typisch "ägyptischen Fast-Food Restaurant" in Kom Ombo Stadt. Und noch einmal möchte ich behaupten, dass die Bodenschwellen auf der Strecke, den dort lebenden Menschen "einfach nur gut tun". "Des Autofahrers Leid, des Fußgängers Glück!" Aber immer wieder standen Leute in dessen Nähe, um eine Möglichkeit zu haben, die Straße zu überqueren. Ankunft in Luxor gegen 18.30 Uhr

12.11.2012 - Die Welt hatte mich wieder, der Virus im Bauch war tot und auch das Wetter hatte sich beruhigt, die Temperatur war angenehm, die Sonne strahlte und der Himmel zeigte sich wieder im gewohnt betörenden Azurblau. Nach dem Frühstück auf der herrlichen Dachterrasse schnappte ich meinen Rucksack mit der großen Wasserflasche, traf drei Leutchen der Gruppe vorm Nile Valley Hotel, stieg mit ihnen gegen 10.30 Uhr in einen alten Peugeot 504, ausgestattet mit drei Sitzreihen für 7 Gäste und fünf Rückspiegeln, damit sein Besitzer auch immer alles im Blick hat und fuhr zu unserem heutigen "Tourstart" in Richtung "Carter Haus". Hier soll der Entdecker u.a. des berühmten "Tutanchamun" Grabes, in der Zeit seines Luxor Aufenthaltes gelebt und gearbeitet haben, das sein Wegbegleiter Lord Carnavon 1910 für ihn errichten ließ. So alt sah das Gebäude gar nicht aus, bis ich erfuhr, dass es 2009 nach vollständiger Restaurierung als Museum wieder eröffnet wurde. Eine ausgiebige Hausbesichtigung hob ich mir, weil die anderen es natürlich von ihren vielen Aufenthalten vor Ort schon kannten, für meinen nächsten Luxor Besuch auf. Wir liefen weiter, kreuzten die Straße zum Tal der Könige und kamen schließlich an der Nekropole  Dra Abu`l Naga an. Der Berg erscheint wie ein riesiger Schweizer Käse. Hier gibt es hunderte von Gräber, die in der Zeit etwa in der 17. Dynastie bis in die Spätzeit, in die Wüstenfelsen gehauen wurden. Wie auf dem Schild angegeben, bogen wir in Laufrichtung nach rechts ab um die beiden offen Gräber des "Roy (seinerzeit u.a. königlicher Schreiber) und des Shuroy (seinerzeit u.a. Göttlicher Opferträger)" anzusehen. Was aber leider an den Leutchen scheiterte, die in dieser kleinen Wüstenvilla wohnen und auf die "Steine aufpassen". "Zur Zeit geschlossen. Oder doch nur heute?" Ok, es gab sicher noch einiges andere zu sehen. Wir liefen die Straße weiter und Isis meinte, dass seit ihrem letzten Aufenthalt vor knapp 12 Monaten, jede Menge an neuen Häusern und Alabaster Shops neu dazu gekommen und entstanden sind. Oft kann man neu von alt nicht so einfach unterscheiden.  Die Beine trugen uns weiter und bewegten sich ganz grob auf "Deir el Bahri" - dem Tempel aller Tempel zu.

Ich bin nun absolut kein "Wandervogel", aber in dieser Landschaft könnte ich immer weiter und weiter laufen und laufen. Kurz vor der großen Einfahrt zum Tempelgelände bogen wir von der Asphaltstraße nach links ins Gelände ab, kamen am Haus des polnischen Grabungsteams vorbei, liefen über Stock und Stein, streiften mit den Augen verschiedene Grabungs- und Forschungsstätten um später, nahe dem "Cafe Rasoul" wieder auf der Straße zu landen. Dieses Cafe übte auf mich eine besondere Anziehungskraft aus, da die Betreiber, einer sehr alten Grabentdecker- und Räuberdynastie angehören. Gemeinsam mit seinen Brüdern entdeckte Ahmed Abdel Rasoul 1871 die Cachette von Deir El Bari, das berühmte TT320 und schwieg vorerst. Sein Enkel Hussein Abdel Rassoul war der letzte, der mit seinem Vater bei späteren Entdeckungen des KV62 (Grab des Tutachamun) gemeinsam mit Howard Carter persönlich dabei war, und etwas aus der sicher spannenden Zeit hätte erzählen können. Er verstarb 1987 im Alter von 87 Jahren. Sein Sohn Mahmoud und u.a. sein Urenkel Taya sind heute die Besitzer des Ramesseum Resthouse.

Zurück in die Wirklichkeit. Unser Taxi kam, sammelte „seine Gäste“ ein, und setzte sie bei Nubis "Blue Sky Restaurant" zum Mittagssnack direkt am Nilufer wieder ab. Am 06.11. mussten wir wegen dem schlechten Wetter eine geplante Fahrt absagen, heute war es perfekt und für den Nachmittag eine Feluke reserviert, mit der wir dem Sonnuntergang entgegen segeln wollen. Es gibt hin und wieder Dinge, die lassen sich nicht so einfach beschreiben, eine Felukenfahrt gehört für mich definitiv dazu. Man muss sie erlebt haben um den Zauber, den sie auf ihre Mitfahrer ausübt, zu verstehen. Nach dem Ablegen kehrt Ruhe ein, die Landschaft schwebt vorbei, die Naturgeräusche wirken beruhigend, leichter Wind streift die Haut, die Augen können sich nicht satt sehen, bei anderen fallen sie einfach zu. Jeder genießt halt auf seine Weise. Gegen 17 Uhr verschwand die Sonne, verwandelte den Himmel in sich immer wieder veränderndes Rot und plumpste langsam hinter die Bäume. Scheinbar schwebend glitten wir übers Nilwasser zurück zum Ausgangspunkt. Und wieder ging ein wunderschöner Tag zu Ende.

Morgen früh wollten alle mal so richtig lange ausschlafen, ob das wohl klappt, wenn die Sonne schon um kurz vor 7 Uhr an die Balkontür klopft und die Neugier sich breitmacht, was man ggf. noch erkunden könnte? Na, schau´n wir mal! Überwältigt von dem Gesehenen und Erlebten, schlief ich an diesem Abend überraschend schnell ein.

13.11.2012 - Eine halbe Stunde länger hielt es mich an diesem Morgen im schönen bequemen Hotelbett, mehr aber nicht, ich musste raus. Der Vormittag war schnell vorbei. Die kleinen Unterhaltungen mit Abdu, einem wirklich netten jungen Hotelangestellten via Google-Übersetzungen, weil ich kein Englisch kann, dauerten halt seine Zeit. Gegen 14.30 Uhr schlenderte ich zur einheimischen Fähre und traf dort auf Isis, Osiris und Kaaper (alles Internet-User-Namen, aber auf andere hören sie kaum). Die Fähre zuckelt regelmäßig alle 20 Minuten zum gegenüberliegenden Ufer (oder einfach los, wenn sie voll ist). Kostenpunkt: 1 LE pro Person. Der heutige Besuchstrip war etwas ganz besonderes, denn er führte uns zur DS = "Internationalen Deutschen Schule" in Luxor, die im September 2010 auf Initiative des koptischen Hotelbesitzers und Schulträgers Mamdouh Philippe, inkl. der Hilfe der Deutschen Botschaft, ihre Tore für wissbegierige Kinder eröffnen konnte. Bis dahin gab es für viele Eltern, die ihren Sprösslingen eine gute und angemessene Schulbildung ermöglichen wollten, nur zwei Alternativen, entweder ihre Kinder in Hurghada oder in Kairo zur Schule zu schicken. Die Schule bietet einen Kindergarten, die darauf folgende Vorschule und später sogar eine Ganztagsschule inkl. Hausaufgabenhilfe und -betreuung an. Angebotene Unterrichtssprachen sind Deutsch, Englisch, Arabisch und ab dem 6. Schuljahr auch Französisch. Saskia, eine junge Deutsche, machte zur Besuchszeit gerade ein drei monatiges Praktikum vor Ort und führte uns erklärend durch alle Räume des Gebäudes.

Nach dem sehr informativen Schulbesuch trennten wir uns in zwei Grüppchen. Isis & Osiris wollten sich noch einmal in den Basar zur orientalischen Schnäppchenjagd. Kaaper und ich machten uns auf die Suche nach einem Geldautomaten und liefen in Richtung Winter Palace. Kamen u.a. an einem Reisebüro vorbei, auf dessen großen Angebotsschild einiges Interessantes stand, und trafen nach ca. zwei Stunden mit leerem Magen am Snack-Time Restaurant, gegenüber vom Luxor Tempel wieder auf die Basarbesucher. Nach einigem hin und her konnten wir im obersten Stockwerk sogar einen Platz direkt an der Glasfront ergattern, und bei fantastischem Ausblick ebenso gut essen. Dieses Restaurant bietet eigentlich alles was das Herz oder der hungrige Magen begehrt und das zu unglaublich günstigem Preis. Gut gestärkt starteten wir unsere letzte Luxor Stadtbesichtigung und liefen auf die andere Straßenseite zur Abu El Haggag Moschee, die mir im März schon aufgefallen war, weil sie so strahlte und "neu" aussah.

Später las ich in einem Artikel der Kemet Zeitschrift  4/2012 ab Seite 65, dass sie nach einem Brand 2007 aufwendig restauriert und 2009 wieder eröffnet wurde. Erbaut im 13. Jahrhundert, u.a. über den Tempelresten, die seinerzeit unter dem Wüstensand verschüttet waren, ist sie die älteste Moschee der Tempelstadt am Nil. Ägypten hat irre viele Moscheen, aber man kann nicht in alle rein und als Frau erst recht nicht, deshalb war ich so angespannt, dass ich das Fotografieren fast vergessen hätte.

14.11.2012 - Heute hieß es früh aufstehen, „um in die Luft zu gehen“, oder besser gesagt zu schweben. Nie im Leben hätte ich gedacht so etwas einmal mit zu machen und war aufgeregt wie ein kleines Kind. Pünktlich um 5.15 Uhr lief ich mit Ursel zum Nile Valley Hotel, wo die anderen Teilnehmer schon warteten und unser Minibus kurz darauf eintraf. Startplatz zu einer Heißluftballonfahrt über Luxor ist immer Theben West. Einige Ballone waren schon unterwegs und andere mussten noch startklar gemacht werden. Es war kühl - aber so gut wie windstill. Als unser Ballon zum Einsteigen bereit war, kletterten wir über einen Holzhocker in den Korb. Zum Schluss waren insgesamt 18 Passagiere an Bord. Es ging los! Bevor es losging erklärte der Kapitän über das Verhalten im Ballon und welche Position wir einnehmen sollten wenn die Landung anstand.

Mir wurde etwas mulmig, was ist - wenn er uns nicht hochbekommt? Doch es klappte - der Korb hob ganz sanft vom Boden ab, schwebte höher und höher. Immer höher und wir hatten dabei einen fantastischen Blick auf den Hatschepsut Tempel, dass Ramesseum, dass Kloster St. Tawdros und Malqatta und einigem mehr. Vieles, was wir 2 Tage zuvor zu Fuß besichtigt hatten, konnte nun aus der Vogelperspektive bestaunt werden. Hätte nie gedacht, dass eine knappe Stunde so kurz sein kann, nach ca. 50 Minuten landete der Ballonkapitän sein Flugobjekt wieder sicher auf der Erde. Diese Ballonfahrt war etwas ganz besonderes und eines der vielen Highlights dieses Luxoraufenthaltes. Gegen 8.30 Uhr waren wir zurück im Nile Valley Hotel und saßen gemeinsam am Frühstückstisch.

Etwa eine Stunde später machten wir uns gut gestärkt auf den Weg zur letzten Exkursion. Ziel: Die Nekropole Al Asasif  (Assasif - auch Gräber der Noblen), östlich und unweit von Deir El Bari (Hadschepsut Tempel). Hier sind an die hundert Gräber, bis auf wenige, in der 25./26. Dynastie, in den Felsenberg gehauen worden, und wieder musste ich an einen Schweizer Käse denken. Nachdem wir unser Eintrittsmarken am Haupteingang gelöst hatten liefen wir nach links rüber "in die Berge". Schon von weitem und kaum übersehbar sieht man die imposanten Lehmziegelmauerreste von Graboberbauten. Unser erstes Ziel, nicht weit vom Eingang entfernt, sollte das Grab von Pabasa (TT 279), einem Haushofmeister und Vermögensverwalter, sein, aber der Zugang zum Näheren "beäugen" wurde uns leider nicht gestattet. Diese hier gehört zum so genannten TT 34, dem Tempelgrab vom Monthemaats. Zu Lebzeiten soll er der mächtigste Mann Oberägyptens gewesen sein. Zudem war er vierter Priester des Amun und Bürgermeister von Theben usw. Monthemaats Grab, ein gewöhnlichen Grab zu nennen, wäre sicher stark untertrieben, schließlich soll es dort unten an die 50 Räume geben. Schade, leider durften wir auch hier nicht näher ran und nur von oben herab Aufnahmen machen und versuchten wo anders unser Glück. Die nächsten Ziele:

  • Das 1971 entdeckte Grab von Anch-Hor (TT 414), einem ehemaligen oberägyptischen Gouverneurs, Priesteraufseher und Oberhofmeister. Über eine steile, ausgetretene Lehmziegeltreppe stiegen wir nach unten, erreichten zuerst einen unterirdischen Gang, der in einem großen "Lichthof" endete, von dem dann aber wieder Gänge zu Grabkammern abzweigen. Hier hielt ich mich an das "kostenlose" Fotografierverbot.
  • Und das Grab von Cheriuf (TT 192), er war Vermögensverwalter der Gemahlin von Amenophis III -Königin Teje- in der 18. Dynastie. Dieses Grab ist einfach fantastisch, mit herrlich filigranen Reliefs, die aussehen, als seien sie eben erst gemacht und noch nicht ganz trocken.

Der Weg aus der kargen Wüstenregion zurück ins Fruchtland, wie man den üppig grünen "Gürtel" entlang des Nils nennt, führte uns wieder zum Ramesseum Resthouse, wo ein wunderschöner alter Peugeot, mit einem fantasievollen Tankverschluss, schon auf seine Gäste wartete. Der letzte Tag im dem so faszinierend schönen Westteil von Luxor neigte sich dem Ende zu.

Dass unser Flug zurück in die Heimat schon morgen gehen sollte, konnte sich noch keiner von uns so wirklich vorstellen. Melancholie machte sich breit. Der alte Peugeot hielt am El Fayrouz Hotel und Restaurant. Ein letztes Mal stiefelten wir in den grünen Garten um eine Kleinigkeit der vielen Köstlichkeiten, die es hier geboten werden, zu vertilgen. Später liefen wir im warmen Licht der Nachmittagssonne zurück zu unseren Hotels. Es half nichts, wir mussten packen, um wenigstens den Rest des Tages noch ein wenig genießen zu können. Die Zeiger der Uhr zeigten kurz vor 16 Uhr. Soviel Zeit musste sein, ich setzte mich auf den kleinen Balkon, schaute zum Tempel rüber, genoss das Treiben auf dem Nil der Straße davor und dachte, mein Gott ist das schön hier.

Um 20 Uhr hatten wir uns zu einem „Abschiedsessen“ im Restaurant „meines“ El Mesala Hotels verabredet. Die Stimmung war nicht besser geworden, keiner wollte so richtig begreifen, dass die 14 Tage schon vorbei sein sollten. Aber trotz allem wurde es ein sehr schöner Abend - mit wunderbarem Essen, lieben Menschen und diversen Plänen fürs kommende Jahr.

Zwar war ich nicht zum ersten Mal auf der so genannten "Luxor Westbank", aber zum ersten Mal so intensiv und auch an diesem Ort hatte ich sofort das Gefühl - nie von Ägypten weg - oder wo anders gewesen zu sein und dachte: jedes Mal, wenn ich in ich in dieses Land komme und wieder zurückfliege, bleibt ein Teil von mir hier. Und noch was: Egal in welcher Gegend des nordafrikanischen Landes ich bisher gewesen bin, ich fühle und fühlte mich immer und überall zu Hause. Vielen lieben Dank an all die, von denen ich so viel über „alte Steine“ und mehr erfahren und gelernt habe, die mir geholfen haben, als "Pharaos Rache" mich in die Mangel nahm, und natürlich einfach nur so. Es war wirklich super toll mit euch.

PS: Hoffentlich hab ich die antiken Stätten auch alle richtig benannt, wenn nicht – ja dann ...