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Landarzt Import

20. März 2016 - Hausarzt findet nach sieben Jahren Nachfolger - doch die Ärztekammer sperrt sich dagegen - Als Landarzt muss man manchmal ungewöhnliche Wege gehen. Das weiß der Hausarzt Dr. Hans-Jörg Bartusch. Er behandelt seit mehr als 37 Jahren die großen und kleinen Schmerzen seiner Patienten, seine Praxis in Dinkelscherben ist oft auch Ratschcafé und Kummerkasten. Der Weg, den Bartusch seit gut einem halben Jahr geht, führt bis nach Ägypten. Und er ist ganz schön steinig. ... InfoQuelle und weiterlesen

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Dezember 2015 - Dr. Jörg Barusch hat - "inshallah" - einen Nachfolger gefunden und der kommt aus Alexandria - Der ägyptische Landarzt - Dr. Hans-Jörg Bartusch hat seit über 37 Jahren seine Praxis in Dinkelscherben. Nun könnte er einen Nachfolger gefunden haben – er kommt aus dem Land der Pyramiden. Mit einem breiten Lächeln geht Eslam Elgendy auf seine Patientin zu. „Grüß Gott“, sagt der Ägypter. Elgendy versucht, sich anzupassen. Wenn alles gut geht, könnte er in einem Jahr die Praxis von Dr. Hans-Jörg Bartusch in Dinkelscherben übernehmen.

Seit August arbeitet Elgendy als Assistenzart in der Praxis. Der 28-Jährige ist mit seiner Familie aus der ägyptischen Metropole Alexandria in die bayerisch-schwäbische Provinz gekommen. Ein Fernsehteam des SWR hatte den Ägypter bei einer Fortbildung in Leipzig kennengelernt und an Bartusch vermittelt. Deutschland biete ihm andere Möglichkeiten als Mediziner, hier könne er sich besser verwirklichen als in Afrika, sagt er. Zudem herrscht in Deutschland Ärztemangel. Es gibt einen weiteren Grund, warum er die Praxis von Dr. Bartusch übernehmen möchte: „Ich liebe die Natur und die Ruhe hier“, sagt Elgendy. „Und wenn ich doch einmal mit meiner Familie etwas unternehmen möchte, dann bin ich schnell in Augsburg oder München“, sagt er. Ein Ägypter in Dinkelscherben – kann das auf Dauer funktionieren? Davon ist das Praxisteam von Dr. Bartusch überzeugt. „Er ist total nett, witzig und interessiert sich für unsere Kultur“, schwärmt die Medizinische Fachangestellte Gerda Kramer. In den vergangenen vier Monaten habe er deutliche Fortschritte gemacht: „Man merkt eine sprachliche Entwicklung“, bestätigt Kollegin Ursula Hafner. Anfangs habe er noch Probleme mit dem schwäbischen Dialekt gehabt, nun gehe es deutlich besser. Wenn er syrische Flüchtlinge behandele, dann sei das erst recht spannend. „Sein Arabisch klingt sehr schön – und ich verstehe kein Wort“, sagt Hafner und lacht.

Elgendy selbst erinnert sich nur zu gut: „Die können sich nicht gut verständigen. Das war eine schöne Überraschung für mich. Ich hätte nicht gedacht, dass es in Dinkelscherben Menschen gibt, die Arabisch sprechen.“ Sein eigenes Deutsch ist gut zu verstehen. Nur hier und da gehen die Verben mit ihm durch, das Wort „Ärzte“ klingt verdächtig nach „Älteste“.

Elgendys Neugier endet nicht in der Praxis. „Ich gehe jeden Tag mit vielen Leuten um – da muss ich deren Traditionen kennenlernen“, sagt er. Seine neueste Lektion: Advent. „Ich habe gelernt, dass man an jedem Sonntag immer eine Kerze anzündet.“ Einen Adventskalender hat der gläubige Muslim gekauft, für Nikolaus stehen er und seine Kinder (vier und zwei Jahre alt) mit Stiefeln in den Startlöchern. Die Martinsumzüge habe er sich von seinen jüngeren Patienten erklären lassen. Trotzdem – bei einem Brauch hat es ihn dann doch erwischt. „An Halloween standen plötzlich drei Kinder in seltsamer Kleidung vor mir und wollten etwas Süßes. Meine Tochter hatte Angst bekommen.“ Ein Nachbar habe die Situation dann aufgeklärt. Es gab dann Süßigkeiten für die Kinder.

So wichtig das Zwischenmenschliche auch ist – das Berufliche muss ebenfalls passen. „Natürlich hat er nicht die Erfahrung wie ich“, sagt Hans-Jörg Bartusch. Der 71-Jährige sucht seit sechs Jahren nach einem geeigneten Nachfolger in seiner Praxis, die er seit über 37 Jahren führt. „Bei Eslam Elgendy sehe ich viel Potenzial. Er war schon in Ägypten Allgemeinarzt und es ist sein Wunsch, auf dem Land zu arbeiten – wer will das schon?“ Trotzdem brauche er noch ein Jahr. „Es sind ein paar Kleinigkeiten, bei denen er noch meinen Rat braucht. Außerdem habe ich ihn bis jetzt mit den Abrechnungen verschont. Er weiß aber, dass das noch auf ihn zukommt“, sagt Bartusch. Doch auch jetzt sei er schon „eine enorme Entlastung“. Bartusch erklärt: „Er übernimmt jeden dritten Patienten. Früher kam ich erst um 22 Uhr nach Hause, heute schon gegen 20 Uhr.“ Zwar wolle Bartusch nicht endgültig das Stethoskop an den Nagel hängen, aber den Stress einer Praxisleitung wolle er sich nicht mehr antun. „Ich möchte gerne Vertretungen machen, vielleicht auch hier etwas aushelfen – natürlich nur nach Absprache mit meinem Nachfolger. Ich gehe doch nicht in den Ruhestand. Arzt ist eine Berufung.“

Eslam Elgendy kann sich gut vorstellen, die Praxis zu übernehmen. „40 Jahre in Dinkelscherben – warum denn nicht?“, fragt er. Doch die Ärztekammer muss zustimmen. „Die sagen, dass sie sechs Monate zur Bearbeitung brauchen“, klagt Elgendy. Und auch Bartusch möchte Klarheit: „Ich muss doch wissen, wie es mit meiner Praxis weitergeht. Ich arbeite ihn gerne noch ein Jahr ein – aber dann brauche ich auch eine Sicherheit.“ Die Patienten jedenfalls scheinen kein Problem mit dem neuen Arzt zu haben. Günther Ruth lobt: „Ich war bisher immer bei Herrn Bartusch, da ist man schon per Du. Heute war ich zum ersten Mal bei Herrn Elgendy. Er macht einen guten Eindruck.“ InfoQuelle

- Weitere Infos zum Thema

Juli 2014 - Von Kairo nach Dinkelscherben - Nordafrikanische Mediziner für die bayrische Provinz

In der bayerischen Provinz fehlen Ärzte. Jede Woche muss eine Praxis schließen, denn die jungen Ärzte wollen nicht mehr aufs Land. Hilfe könnte von weiter her kommen als gedacht: Gesundheit! begleitet einen Arzt aus Kairo auf seinem Weg nach Deutschland und vielleicht sogar nach Bayern. Doktor Emad Hassen war Internist in Kairo. Doch er war mit den Arbeitsbedingungen dort nicht zufrieden. Darum ist er ausgewandert, um in Deutschland als Allgemeinmediziner zu arbeiten. ... InfoQuelle

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