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Ein nicht ganz ernster Bericht über Mumien

Oder auch - Mumienkunde für Bastler - Haben Sie noch einen Funken Experimentierlust? Dann können wir Ihnen helfen, diesen Funken zu einer wissenschaftlichen Leidenschaft zu entwickeln.Früher stellte man sich Original Mumien an das Fenster weil es schick war. Heutzutage ist es fast unerschwinglich geworden sich eine alte Mumie zu besorgen. Außerdem bröckeln diese sehr leicht und verboten ist es auch. Warum machen Sie sich nicht selbst eine? Im Land der Heimwerkermärkte sollte auch das nur als Herausforderung gelten.
Als erstes brauchen Sie ein Objekt. Da Pharaonen nicht mehr zu finden sind, müssen Sie einige Kriterien bei der Auswahl beachten. Nachbars Hund und Katze kommen nicht in Frage, diese werden später noch gebraucht. Ihre Schwiegermutter ist für einen Anfänger noch zu viel Arbeit, heben Sie sich das für später auf. (Bedenken Sie, dass Sie die Küche danach reinigen müssen). Wie wäre es beispielsweise mit dem Goldhamster Ihrer lieben kleinen? Das Gebimmel im Laufrad erinnert doch schon die ganze Zeit an eine Pharaonische Zeremonie. Außerdem kann man das Tier auch noch als Kuschelmumie verwenden und bedarf kaum der Pflege. So geht’s dann weiter: Das Objekt wird auf einen Lattenrost gelegt (hilfreich beim Einwickeln). Dann wird das Gehirn entfernt. Hier gab es damals zwei verschiedene Methoden:

  • Einfach mit Hammer und Meißel durch die Nase in das Gehirn und dieses rausschaben oder
  • Hinter dem Auge wird ein Draht eingeführt, das Gehirn zerkleinert und mit speziellen Geräten ausgelöffelt. Für unerschrockene tut es auch ein Strohhalm von der Beach Bar.

Das Gehirn wird nicht mehr gebraucht. (Hier benötigen wir Nachbars Katzen und Hunde). Der Schädel wird mit einer Mischung aus Natron und Gips gefüllt. Nun beschreibt uns der Griche Herodot 445 v. Chr. wie es weitergeht: “Sie holen sämtliche Eingeweide heraus, reinigen sie und waschen sie mit wein ab. Dann füllen sie die Bauchhöhle mit Myrrhe und anderen Kräutern und nähen die Öffnung wieder zu. Nun wird die Leiche 70 Tage in Natron eingelegt, anschließend gewaschen, von Kopf bis Fuß mit langen, schmalen Leinenbinden umwickelt und mit einer Schutzschicht überzogen.”
Gegen böse Geister wurde beschriebener Papyrus in den Körper gelegt oder die Binden wurden mit Zaubersprüchen beschrieben. Die Augen wurden durch schwarze Steine ersetzt und auf das Gesicht kam eine Goldene Maske, die sich in unserem Feldversuch erübrigt, da es sich ja schon um einen Goldhamster handelt. Nur das Herz bleibt im Körper, da es nach der Ankunft im Totenreich von Osiris gewogen wird. Der Körper selbst wird mit Tüchern und Lehm gestopft, um ihm ein properes Aussehen zu geben. Magen, Därme, Leber und Lunge werden in spezielle Krüge (Kanopten) mit Natron gelegt.
Dann kommt das Ritual der Mundöffnung, damit die Mumie im Totenreich Essen, Trinken und Atmen kann. Die Mumie kommt in einen oder mehrere schwere Särge. Aus Angst vor Grabräubern wird der Sarg auch noch gut versteckt. Der Tote selbst kommt immer nach belieben heraus, er hat eine Ba-Seele (Vogelkörper und Menschenkopf). Dann kommen noch eine Zeremonie mit Bittliedern und ein Totenfest mit viel Essen und Musik.
Letztendlich fehlt noch ein Totenbuch, in dem Zaubersprüche für jede Gelegenheit stehen, die dem Toten helfen den gefährlichen Weg ins Totenreich zu überstehen.Anfangs wurden nur Pharaonen einbalsamiert. Später wurde es dann sehr populär und man auch schon Haustiere gefunden. Der Name kommt aus dem Persischen und bedeutet so etwas wie „Wachs“. Auf jeden Fall hat die Balsamierung etwas mit dem Wunsch zu tun „unsterblich“ zu sein. (Aufpassen mit der Schwiegermutter!) Ob sich das wirklich lohnt muss jeder für sich entscheiden, oder besser noch ein paar andere Menschen vorher fragen. So eine ewige Ruhe hat ja auch gute Seiten. ...

Februar 2015