Menschen hatten schon immer Marktplätze*, um ihre Waren zu tauschen und so entwickelten sich im Orient Basare zu pulsierenden Zentren. Einen der größten orientalischen Basare des Nahen Ostens findet man in Kairos Islamischer Altstadt, ganz in der Nähe der Freitagsmoschee „Al Hussein“. Am Midan al Hussein beginnend, schlängeln sich die labyrintartigen Gassen durchs Areal und bilden heute eine der größten und geheimnisvollsten Touristenattraktionen, dessen Namensgeber ein Emir namens Darjakas el Chalili war, der um 1380 an dieser Stelle eine Karawanserei gründete, um die sich sehr schnell Handwerker und Händler nieder ließen. Erst um 1511 wurde das Areal vom Sultan El Guri grundlegend umgebaut und dehnte sich unter der Mameluken Herrschaft immer weiter aus. Es entstanden Moscheen und Herrenhäuser. In der Osmanen-Zeit verlor die Karawenserei an Bedeutung und gelangte erst mit der Machtergreifung von Mohammad Ali um 1770 zu altem Glanz und Ehren zurück. Hier gibt es alles was das (Touristen)Herz auf Souvenierjagt begehrt. Als ich 2009 zum ersten mal dort war, erschlugen mich die Eindrücke und ich wusste kaum noch wo links oder rechts war. Wir begannen unseren Rundgang am Restaurant des Hussein-Hotels vorbei zum traditionsreichen Fishawi-Cafe, das seit je her 24 Stunden am Tag geöffnet hat und in dem sich der berühmte Nagib Machfus gern mit Gleichgesinnten traf, oder die vorbeiströmenden Menschen "studierte". In diesem Viertel war er aufgewachsen und verbrachte viele Jahre seiner Kindheit und hier, rund um diesen Stadtteil, enstand um 1950 sein Roman "Die Kinder unseres Viertels".
Von den alten Zeiten übrig geblieben ist, dass die Handwerksgruppen bis heute konzentriert zu finden sind. Deshalb gibt es z.B. Straßenzüge, in denen ein Schmuckladen neben dem anderen ist. Im großen und ganzen kann der shoppingwütige Besucher im Chan el Chalili alles erdenkliche bekommen was das Souvenierherz begehrt, wie z.B. Holz-, Glas-, Leder-, Messing- und Kupferwaren, Gold- und Silberschmuck, Edelsteine, seidene Gallabiyas, handgeknüpfte Teppiche, und natürlich Repliken aus pharonischer Zeit und vieles mehr. Das einzige, was es dort nicht gibt, sind Festpreise. Wer hier etwas kaufen will muss handeln können oder es wenigstens versuchen. Handeln ist eben, neben dem Fußballspiel, der beliebteste Volkssport der Ägypter.
Kairo hat nicht nur den "Chan el Chalili". In den angrenzenden Altstadtvierteln, dort wo die Einheimischen einkaufen, finden sich die Viktualienmärkte, die Volksmediziner, die Schmiede und Kesselflicker, die Kleiderbasare El Ghouriyya und Muski. Und ein Ausflug vor die Tore der Millionenmetropole führt schließlich zum Kamelmarkt Birqash.
Fazit: Die ganze Stadt ist ein großer Basar!
* arabisch: Souq oder Soukh