Am 10. Oktober 2018 feiert das Cairo Opera House sein 30-jähriges Bestehen. Ein kl. Blick hinter die Kulissen der einzigen Oper in der arabischen Welt.
Die zwei Löwenskulpturen der Kasr-al-Nil-Brücke blicken stoisch auf den Verkehr herab, der sich in den Stadtteil Zamalek hinüberwälzt. Liebespaare schlendern brav auf Kairos ältestem Nilübergang hin zum grünen Areal des National Cultural Center. Das dröhnende Gehupe hinter sich lassend, tönen dem Besucher aus unsichtbaren Lautsprechern sinfonische Klänge entgegen: Majestätisch erhebt sich der orientalische Kuppelbau des Cairo Opera House.
Es ist nicht etwa Kairos erstes Opernhaus. 1869 beauftragte der damalige Herrscher Ägyptens, der Khedive Ismail, italienische Architekten mit einem neoklassizistischen Prachtbau, in dem pünktlich zur Eröffnung des Suezkanals Verdis «Rigoletto» vor internationaler Noblesse aufgeführt wurde.
Die Entstehungsgeschichte der Oper ist für sich schon spannend. Ismail Pasha, europäisch orientierter Vizekönig von Ägypten, wünschte sich zur Einweihung des Opernhauses Kairo 1869, dem ersten seiner Art auf afrikanischen Boden, ein spektakuläres Chorwerk aus der Feder des bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten Europas. Verbunden damit war auch die Eröffnung des Suezkanals. Giuseppe Verdi lehnte jedoch zunächst ab, ließ sich dann aber doch ein Jahr später auf vielfaches Drängen und mit der Aussicht auf ein für damalige Zeiten unglaubliches Honorar von 150000 Franken darauf ein.
Das zu Europa hinstrebende Ägypten mit den prosperierenden Zentren Kairo und Alexandrien zog zur Jahrhundertwende Einwanderer aus allen herren Ländern an, darunter auch Schweizer. In den Logen der Opéra du Caire gab sich die Elite des Landes ihr Stelldichein.
Die Nasser-Revolution von 1952 setzte dem monarchischen Glanz ein jähes Ende, nur nicht der Oper. Der überwiegend aus Holz errichtete Bau fiel erst am 28.10.1971 einem verheerenden Brand komplett zum Opfer. Es 17 Jahre später wurder der heutige, postmoderne Bau, vom japanischen Architekten Koichiro Shikida, wieder zum Leben erweckten.
Heute sei der Bildungshintergrund und nicht das Portemonnaie entscheidend, ob jemand zum Opernhaushabitué werde, meint Mohamed Hosni, PR-Verantwortlicher des Hauses: «Das Kulturministerium leistet Zuschüsse, was erschwingliche Kartenpreise ermöglicht, ansonsten sind wir ein eigenständiges, durch Sponsoring finanziertes Profitcenter.
Viele Talente, tiefe Löhne
Der Musentempel auf der schicken Nilinsel Zamalek ist zum festen Bestandteil des kulturellen Lebens der Megacity geworden. 400.000 Personen haben im vergangenen Jahr das nationale und internationale Vielspartenprogramm besucht, das von Sinfoniekonzerten über Opern, Ballett bis zu arabischer Musik führt; auch aktuellen ägyptische und ausländische Musikgruppen von Jazz bis Flamenco treten hier auf.
Durch den Hintereingang gelangt man in das eher düstere künstlerische Herzstück des hohen Hauses. Dumpfes Licht, Kasernenatmosphäre. In der Main Hall probt das Cairo Symphony Orchestra das Gastspiel mit dem Panflötisten Jorge Zamfir. Nervös hantiert die energische Direktorin Inas Abdel Daym an ihrem Handy herum, der illustre Gast ist im Verkehr stecken geblieben. Alltag in Kairo. ................................
Die unten gezeigte Aufnahme ist von Ali Medwaly aus Kairo