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Aus altem sprießt Neues

In der Westlichen Wüste Ägyptens gibt es eine Reihe von Plätzen, die ganz besonders sind, quasi eine Magie ausstrahlen. Einen davon möchte ich euch heute vorstellen. Rund 48km nordwestlich der Oase Kharga befindet sich die kleine Oase Ain Labaha. Dort hat sich Sayed Hassanien Tulib ein kleines Paradies erschaffen. Seit vielen Generationen gehört dieses Land seiner Familie.
Von der Hauptstraße zwischen Kharga und Assyit kommend, begrüßt den Besucher nach einer Weile üppiges Grün in der Landschaft. Das ist Ain Labaha. Jeden Besucher empfängt Sayed auf das Herzlichste. Betritt man sein kleines Anwesen, das er mit viel Liebe und Arbeit selbst erschaffen hat, ist man in einer anderen Welt – Einfachheit, Ruhe und das Gefühl von etwas ganz Besonderem nehmen einen sofort ein. Alles ist absolut sauber.
Und schaut man über die kleine Umfassungsmauer des Anwesens, sieht man den schönen Garten mit den verschiedensten Bäumen und Pflanzen und eine wunderbare Wüstenlandschaft mit Bergen, Hügeln, Sanddünen, zwei alten Festungs- und Tempelbauten sowie weite offene Flächen. Es zieht einen förmlich, durch die offene Tür dort hinaus zu treten – für mich ist es die Tür ins Paradies. Und wieder ist man einfach nur überrascht – rechts liegt ganz friedlich ein großer Pool und sein klares Wasser lädt zum Baden ein, eine Wohltat mitten in der Wüste.
Sayeds Garten ist wie zu alter Zeit angelegt. Er hat ein Kanalsystem zur Bewässerung geschaffen und so wächst und gedeiht hier alles prächtig. Jeder Baum, jede Pflanze hat hier seine Bedeutung als Heil- oder Nutzpflanze, denn Sayed hat große Kenntnisse in der Naturheilkunde, die er von seinem Großvater, Urgroßvater, von vielen Generationen seiner Familie übernommen hat. Gerne gibt er dieses Wissen an seine Gäste weiter und wer etwas Zeit und Vertrauen mit bringt, kommt in den Genuß seiner Therapien.
Neben all` dem bisher Genannten hat dieser Platz aber noch eine andere Besonderheit – hier endet ein unterirdischer Wasserkanal vom Nil kommend und bringt nach ca. 250km hervorragendes gesintertes Wasser. Dieses Wasser hat den Ruf das beste Wasser in ganz Ägypten zu sein und wenn man es trinkt, schmeckt man den großen Unterschied, einfach herrlich. Jeden Morgen geht Sayed zu dem Kanal und füllt seine Wasservorräte auf. Er reinigt seine Augen damit, wäscht sein Gesicht und rezitiert Koranferse als Dank.
Dieser unterirdische Wasserkanal soll über 2000 Jahre alt sein und es gibt eine Legende über ihn. Am südlichen Ende der Oase Kharga herrschte in der ehemaligen Siedlung Kysis am Ende der Pharaonenzeit ein Kaiser, der ein wunderschönes Mädchen aus Labaha heiraten wollte. Der Vater des Mädchens stimmte dem aber nicht zu. Der Kaiser ließ jedoch nicht locker und fragte den Vater was er tun müsse, um seine Zustimmung zu erhalten. Da antwortete der Vater: bringe Wasser vom Nil in unsere Oase. Da der Kaiser dieses Mädchen wie gesagt unbedingt heiraten wollte, veranlaßte er den Bau dieses unterirdischen Wasserkanals. Und er bringt bis heute das Wasser vom Nil hier her. In einigen Abständen gibt es über die gesamte Strecke Einstiegslöcher, damit der Kanal gereinigt werden kann und nicht versandet.
Zu Sayeds Therapien gehören auch Sandbäder, die er in den umliegenden Sanddünen in dem warmen Sand sehr gut machen kann. Die heilende Wirkung besteht in der Erzeugung von Tiefenwärme. Sie erweitert die Blut- und Lympfgefäße, fördert die Durchblutung, hat einen Entspannungseffekt, ausscheidungspflichtige Stoffe, Toxine werden über die Haut ausgeschieden. Anschließend reicht Sayed einen selbst zusammen gestellten Kräutertee oder verabreicht später auch eine Massage speziell für jedes Bedürfnis.
Das Gebiet Labaha hat eine lange Siedlungsgeschichte. Bereits in prähistorischer Zeit, der Altsteinzeit, war dieses Gebiet besiedelt. Feuersteinwerkzeuge und Felsmalereien zeugen noch heute davon, die man bei genauer Beobachtung finden kann.
In der römischen Kaiserzeit erlangte das Gebiet eine große Bedeutung. Es lag an zwei alten Karawanenrouten. Eine führt nach Umm Dabadib und weiter über Ain Amur in die Oase Dakhla, die andere weiter nördlich über den Posten Someira bis ins Niltal nach Assyt. So lag es nahe, zwei Festungs- und Tempelanlagen zur Kontrolle und den Schutz der Karawanenwege hier anzulegen sowie eine Siedlung und Aquädukte für die Wasserversorgung , wovon einer von ihnen wie oben beschrieben heute noch funktionstüchtig erhalten ist.
Nahe von Sayeds Anwesen befindet sich der aus Lehmziegeln errichtete Nordtempel mit einer Größe von 9x27 Metern. Er enthielt drei lang gestreckte Räume. Der östliche von ihnen besaß eine Flachdecke, der hintere ein Tonnengewölbe. In den 90-ger Jahren wurden hier ein Kalksteinfragment mit dem Namen Amun sowie eine Kaisertitulatur gefunden.
Weithin sichtbar im Gelände ist der südliche Festungsbau mit einer Grüße von 16x18 Metern, der ebenfalls aus Lehmziegeln errichtet wurde. An seinen Ecken befinden sich Rundtürme, das Mauerwerk in der Südweststrecke hat noch eine Höhe von 11,5 Metern. An drei Seiten ist diese Wehranlage umgeben von Überresten einer Wohnsiedlung.
Das archäologisch und kulturgeschichtlich interessanteste Heiligtum ist eine in den Felsen geschlagene Grabhöhle mit vorangestellter Kultkapelle eines hier wohl im frühen 2.Jh.n.Chr. verstorbenen Einheimischen namens Piyris. Der Kult dieses lokalen Heiligen, den man als "Retter" anrief und verehrte, wurde rund zwei Jahrhunderte lang praktiziert bis etwa 350 n.Chr.
Eine ganze Reihe von römischen Felsengräbern verteilen sich auf zwei Nekropolen in diesem Gebiet. Sie sind ein- oder mehrräumig mit gut erhaltenen Beigaben, die man heute im Museum von Kharga bewundern kann. Etwa 500 Mumien wurden hier beigesetzt, die zum Teil hervorragend erhalten waren und deren anthropologische Untersuchungen interessante Ergebnisse erbrachten über die Lebensweise der Menschen in dieser Zeit.
Neben all dieser Geschichtsträchtigkeit taucht man aber unwillkührlich in eine wundervolle, abwechslungsreiche Wüstenlandschaft, die einen voll gefangen nimmt, Ruhe, Größe, Schönheit vermittelt, einen erdet und den Kopf frei macht. Kleinere oder auch größere Wanderungen über mehrere Tage zu Fuß, mit dem Kamel oder dem Jeep sind hier möglich, was eine wahre Entdeckungstour ist. Und Sayed ist ein exellenter Führer, kennt jeden Meter hier.

Am Abend verwöhnt Sayed seine Gäste gerne mit regionaler Küche, bei ihm gibt es soweit das möglich ist nur frische Produkte aus der Region. Dazu gehört ein spezielles Fleischgericht, Mandy. Eine Ziege oder ein Lamm wird frisch geschlachtet. Aus vielen geriebenen Zwiebeln, Knoblauch und Gewürzen sowie Limetten wird eine Paste hergestellt, mit der das Fleisch bestrichen wird. In einer Tonne, die in den Boden eingelassen ist, wird Glut erzeugt. Darauf wird auf einem Rost das vorbereitete Fleisch gesetzt. Dann wird alles fest mit Sand verschlossen und nach einer Stunde hat man das köstlichste Fleisch. Am Lagerfeuer, einfach draußen in der Wüste oder in Sayeds schönem Anwesen klingt der Tag aus. Dabei richtet sich der Blick immer wieder nach oben, denn dieser großartige Sternenhimmel zieht einen in seinen Bann. Und seid sicher, ihr werdet wunderbar schlafen. Hier sprießt tatsächlich aus Altem Neues.
Jeder, der diesen besonderen Platz besuchen möchte, ist herzlich willkommen. Erreichbar ist er mit einem Flug von Kairo nach Kharga zweimal wöchentlich oder wir holen euch von jedem Ort in Ägypten ab. Wendet euch einfach an uns. Sayed und wir freuen uns auf euren Besuch!